Geist & Soziales

Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei. Darf man niemals quälen, gehn kaputt dabei.

Erziehung:
Wenn Worte Kinderseelen verletzen

Nicht nur körperliche Züchtigungen schaden Kindern. Worte können die Kleinen noch schlimmer quälen als Schläge. Darauf deuten wissenschaftliche Untersuchungen hin.

Der Literaturwissenschaftler Peter Demetz 2006 in München

Peter Demetz gestorben:
Jahrhundertfigur der Literaturwissenschaft

Er war der letzte lebende Protagonist der deutschen Literatur aus Prag: Am Montag ist der jahrzehntelang in Yale lehrende und für die F.A.Z. schreibende Germanist Peter Demetz gestorben.
Protest gegen ein Verbot von Tiktok: Die Wirkung sozialer Medien auf Gesundheit und Psyche lässt sich wegen der Intransparenz kaum erforschen.

Soziale Medien:
Die gefährliche Intransparenz von Tiktok und Co.

Wenn Forscher herausfinden wollen, ob soziale Medien schädlich für Kinder sind, stoßen sie an Grenzen: Sie kommen nicht an die notwendigen Daten. Das muss sich ändern.
Für Kinder spielen äußere Merkmale kaum eine Rolle.

Rassismusforschung:
Dürfen ethnische Unterschiede bemerkbar sein?

Die Rassismusforschung will etwas erforschen, was sie selbst eigentlich ausmerzen möchte. Kann das funktionieren? Zwei Soziologen haben Zweifel.
Gemeinsam mit Stanislas Meda vom Kulturministerium in Burkina Faso und Isidore Lobnibe von der Western Oregon University forschte Carola Lentz im Akademischen Jahr 2017/18 am Wissenschaftskolleg zu Berlin über Familiengeschichte und sozialen Wandel in Westafrika. Das Foto zeigt sie gemeinsam mit Meda bei einem Familientreffen in Hamile, Ghana, im Dezember 2016.

Carola Lentz wird 70:
Afrikanische Machtspiele

Die Mainzer Afrikaforscherin ist die erste Person aus der hauptberuflichen Wissenschaft an der Spitze des Goethe-Instituts: Zum siebzigsten Geburtstag von Carola Lentz.
Immanuel Kant

Immanuel Kant:
Der Unendliche II

Wozu noch Kant lesen? Es braucht Mut, sich dieses Verstandes zu bedienen. Wer ihn aufbringt, wird reich belohnt. Zweiter Teil der Aspekte zum dreihundertsten Geburtstag des Philosophen aus Königsberg.
Eine Statue von Immanuel Kant vor der Universität Kaliningrad.

300 Jahre Immanuel Kant:
Wider die Selbstverkleinerung des Geistes

Sie nannten ihn den „Alleszermalmer“: Vor 300 Jahren wurde Immanuel Kant in Königsberg geboren. Mit nur drei Büchern veränderte der Philosoph die ganze Welt.

Die Luftnummer der Corona-Aufarbeitung


Als das Verbessern durch Hinzufügen noch nicht so einfach war: Adler Schreibmaschine aus den Nachkriegsjahren

Sprachstatistik:
Mehr ist nicht immer besser

Wie die Sprache verrät, neigen wir dazu, Verbesserung eher durch Hinzufügen erzielen zu wollen als durch Reduktion. Und Chatbots machen uns das natürlich nach.
Im Frühling haben nicht nur Blüten einen positiven Effekt.

Psychologie:
Nimmt der Gesang von Vögeln den Menschen die Angst?

Umweltpsychologen wollen herausfinden, warum die Natur den Menschen guttut. Tricks sollen dabei helfen, zu erfahren, welche Rolle das Zwitschern und Tirilieren der Vögel dabei spielt.
Bei virtuellen Konferenzen bleibt die Spontanität nicht selten auf der Strecke.

Soziale Systeme:
Der Zufall bleibt auf der Strecke

Das Konferieren in Online-Schaltungen ist drauf und dran, dem akademischen Betrieb auch nach Corona erhalten zu bleiben. Wissenschaftssoziologen haben sich gefragt, ob das eher das zu begrüßen ist oder nicht.
Erfolgreich zu verhandeln erfordert einige Kenntnis sozialer Interaktionen. (Symbolbild)

Psychologische Strategien:
So verhandelt man erfolgreich

Verhandlungen zu fordern ist einfacher, als diese dann auch erfolgreich zu führen. Die beste Strategie zur Erreichung der eigenen Ziele erfordert einige Kenntnis sozialer Interaktionen.
Gefahrenabwehr, die politisch gescheitert ist, bleibt in der Wissenschaft in anderem Sinne geboten: Ruine einer Polizeistation aus der Kolonialzeit in Namibia.

Postkoloniale Rechtswissenschaft:
Ein Anfang ist gesetzt

Antwort auf Cengiz Barskanmaz: Mit dem Band „(Post)Koloniale Rechtswissenschaft“ hat ein Selbstgespräch des Faches begonnen.
Die deutsche Kolonialherrschaft hat Ruinen hinterlassen, wie hier bei Keetmanshoop in Namibia, und Begriffsruinen in der früheren Kolonialwissenschaft.

Postkoloniale Rechtswissenschaft:
Der Ausschluss dauert an

Nachricht an Alexandra Kemmerer: Die Autorenauswahl des Bandes „(Post)Koloniale Rechtswissenschaft“ ist ein Akt symbolischer Gewalt.
Zählen wir mal nach. Gehöre ich schon zur ökonomischen Elite?

Klassenunterschiede:
Eine Frage des Vermögens

Das Vermögen vieler Reicher entstammt selten eigenen beruflichen Tätigkeiten – sie haben es vielmehr geerbt. Was bedeutet das für unser gesellschaftliches Zusammenleben? Ein neues Klassenmodell sucht Antworten.
Man sieht das rauh Geschlecht vom rauhen Vater am Kind! Andrea Wenzl spielte die Antigone des Sophokles 2011 im Wiener Volkstheater.

Poetik und Rhetorik:
Antike Ästhetik und die moderne Identitätspolitik

Wann ist Aneignung erlaubt, welche Folgen hat Verkörperung? Eine unzeitgemäße Betrachtung der zeitgenössischen Identitätspolitik durch das Prisma der Antike.
Das Sozialrathaus im Frankfurter Gallusviertel ist ein Ort der Daseinsvorsorge. Bedeutet es für die Rechte der Bürger etwas, dass dieser Begriff von Ernst Forsthoff geprägt wurde?

Juristische Provenienz:
Was denkt ihr denn mit?

Wie sollte man mit klassischen juristischen Werken umgehen, deren Autoren antisemitische oder sexistische Ansichten vertreten? Eine Replik zum Provenienz-Problem.
Kopist am Werk: Die Zeitungen, aus denen Rainald Goetz als Hintergrund für seinen Berliner Vortrag eine Galerie vergrößerter Ausrisse auf Papier statt der heute üblichen digitalen Projektion komponierte, erschienen am 9. Februar 2022, 2. März 2017, 8. Dezember 2000 und 27. April 2013.

Goetz im Wissenschaftskolleg:
Das letzte große Ding

Der Semesterapparat wummert, der Copyshop läuft: Rainald Goetz hat in Berlin einen Vortrag gehalten, der euphorisch rezipiert wird, weil er Stoff liefert für die Selbstwertschöpfungskette der Geisteswissenschaften.
Ist die Beschwörung von Glück, Zufall oder Geschick schon ein Fall der Verleugnung von Geschichte und Mittäterschaft? Richard Scheibe modellierte 1955 die „Fortuna“ für das Schloss Charlottenburg. Bei der Gründung des Berliner Museums für seinen Bildhauerkollegen Georg Kolbe war Scheibe 1949 ins Kuratorium berufen worden.

Kulturverwaltung nach 1945:
Je hehrer das Ideal, desto schlimmer die Lücke

Claudia Roth lässt die Kulturbürokratie nach 1945 erforschen: Die Kontinuität, die sonst das Ziel der Kulturpolitik ist, erscheint hier als Problem. Eine Berliner Konferenz zieht eine Zwischenbilanz.
Am 8. Juni ist Preisverleihung: Joan Martínez Alier

Holberg-Preis:
Dem Frevel eine Sprache geben

Ein Umweltgerechter, der die Verteilungskämpfe um unsere Ressourcen dokumentiert: Joan Martínez Alier bekommt den Holberg-Preis und steht damit in der Nachfolge von Jürgen Habermas und Martha Nussbaum.
Ernst Tugendhat in Tübingen

Ernst Tugendhat gestorben:
Seitliche Relativierung des eigenen Daseins

Mit Heidegger fing er an, aber da las er schon die lakonischen Amerikaner. Seine Arbeit zeigt, dass nüchternes Argumentieren eine Lebensform sein kann. Zum Tod des Philosophen Ernst Tugendhat.
Geht niemand wirklich gerne: Der Weg zum Arbeitsamt

Sozialwissenschaftliche Studie:
Warum sich Arbeitsämter und Arbeitslose misstrauen

Wer anderen nicht über den Weg traut, kann sich empirisch schlecht vom Gegenteil überzeugen. Das gilt auch, aber vielleicht nicht nur, für Arbeitsämter im Umgang mit ihren Klienten.
Bei einer Parade protestieren Autisten gegen Benachteiligung.

Neurodiversität:
„Man sollte nicht einfach alles pathologisieren“

Die Zahl der Autismus-Diagnosen hat stark zugenommen. Und auch der Druck, den Aktivisten und Autisten auf Wissenschaftler ausüben, sagt der Kinderpsychologe Sven Bölte. Ein Interview.
Wie viele Bücher mögen in diesen Kästen wohl noch stecken? Der Nachlass von Hans Blumenberg wird im Deutschen Literaturarchiv Marbach verwahrt.

Urheberrecht und Forschung:
Erbschaft ist Werkherrschaft und Vetomacht

Unerwünschte Nebenwirkung eines Gesetzes: Rechtsnachfolger verstorbener Autoren nutzen das Urheberrecht als Hebel zur Lenkung und Verhinderung von Forschung. Hier besteht Regelungsbedarf.
Annalena Baerbock und ihre französische Amtskollegin Catherine Colonna im Mai 2022 in Berlin

Feministische Außenpolitik:
Verdacht auf Feigenblatt

Resolutionen des Weltsicherheitsrats gibt es, aber haben Prinzipien feministischen Völkerrechts schon bindende Kraft? Eine Pionierin des Feldes ist skeptisch.
Immer wieder werden irdische Objekte wie Wetterballons als vermeintliche Ufos erkannt. Was wäre, würden tatsächlich welche landen?

Soziale Systeme:
Welche Rechte hätten Außerirdische auf der Erde?

Wenn Aliens landen, wird es kompliziert – auch juristisch. Sind sie Völkerrechtssubjekte? Wie ist es mit der Gefährdungshaftung? Ein Jurist weiß Antwort.
Wird Ernst Forsthoff (Mitte) auf Zypern noch rezipiert? Sein Amt als Präsident des zyprischen Verfassungsgerichts legte er 1963 nieder, weil ihm Parteilichkeit zugunsten des türkischen Bevölkerungsteils vorgeworfen wurde. In der deutschen Rechtswissenschaft ist die Herkunft eines Gedankens von Forsthoff heute mutmaßlich weder Empfehlung noch Warnung.

Provenienz für Juristen:
Sagt mal, wo denkt ihr denn her?

Der Berliner Rechtswissenschaftler Gwinyai Machona entwirft ein Programm juristischer Provenienzforschung. Der bedenkenswerte kritische Ansatz überschätzt die Bedeutung von Autoritätsargumenten.
Das soll ich sein: Als Kritiker seiner eigenen Performance ist Robert Habeck zum Repräsentanten des um Authentizität bemühten Subjekts im Zeitalter der sozialen Medien geworden. Einen eigenen Twitter-Kanal muss er nicht mehr unterhalten.

Wandel der Repräsentation:
Ausgesetzt auf den Bergen der Herzchen

Robert Habeck ist der Politiker der medienhistorischen Stunde: In München fand die Auftakttagung eines Forschungsprojekts zum Wandel der Repräsentation statt.
Sein Lebensweg ist durch Feuer und Rauch gekennzeichnet: Rosso Fiorentino zeichnete Empedokles als Pilger. Der Stich stammt von René Boyvin.

Empedokles-Entdeckung:
Hier fühlt er wie ein Gott in seinen Elementen sich

Wiederholt sich die Sensation von 1999? In Lüttich wird ein Papyrusfragment präsentiert, das ein weiteres Teilstück der „Physika“ des Empedokles sein könnte.
Polarisierte Gesellschaft? Wenn überhaupt, dann sind es mehr als zwei Pole.

Soziale Systeme:
Die zwei Lager gibt es nicht

Klagen über eine Spaltung der Gesellschaft hört man immer wieder. Aber entsprechen die auch den empirischen Befunden? Drei Soziologen haben diese Frage untersucht.
Fragiles Gleichgewicht: Die HfG st ihrer Verfassung nach ein kollegial geführtes Haus. Wenn sich Rektor, Rektorat und Professoren nicht einig sind, wird das schnell zum Problem.

HfG Karlsruhe:
Abstieg einer Metropole der Medienkunst

Die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe war einmal eine der avanciertesten deutschen Kunsthochschulen. Seit dem Abtritt von Peter Sloterdijk zerreibt sie sich im Führungskampf.
Warteschlange am Flughafen Schwechat in Österreich.

Soziale Systeme:
Passneid in der Warteschlange

Durchwinken oder Demütigung? In der sozialen Welt der Fernreisenden gibt es Touristen oberen, mittleren und unteren Ranges. Über den Distinktionswert der richtigen Reisedokumente.
Caravaggio, schrieb Christiane Kruse 1999 über das 112 mal 92 Zentimeter große Gemälde der römischen Nationalgalerie alter Kunst im Palazzo Barberini, „ist Medientheoretiker und Rezeptionsästhetiker zugleich, denn er benutzt das Narziss-Thema, um die illusionserzeugende, täuschende Wirkung der Malerei und ihre Bildmacht zu bezeugen“.

Ernst Michalskis Roman:
Doch alle meine Grenzen haben Eile

Narziss zu Tisch bei Thomas Mann: Der nachgelassene Roman des Kunsthistorikers Ernst Michalski ist erstmals gedruckt worden.