Halbleiterindustrie :
Chipbranche von Unsicherheiten geprägt

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Die Chipindustrie ist weiterhin von Unsicherheiten geprägt.
Der Chipzulieferer ASML blickt angesichts politischer Spannungen zwischen den USA und China sowie verhaltener Ordereingänge zurückhaltend auf die Zukunft. In der gesamten Branche herrscht große Unsicherheit. Das belastet die Kurse.

Die Chipindustrie ist weiterhin von großen Unsicherheiten geprägt. Seit Monaten belasten politische Spannungen zwischen Amerika und China vor allem auch die Halbleiterbranche, schränken die USA doch zunehmend die Ausfuhr von Produkten nach China ein.

Das bekommt auch der niederländische Technologiekonzern ASML, der Maschinen zur Chipherstellung produziert, zu spüren. Zudem halten sich Kunden der Niederländer offenbar weiterhin mit neuen Aufträgen zurück, auch wenn sie die Talsohle für Ende des Jahres erwarten, hieß es am Dienstag zur Vorlage der Quartalszahlen. Dennoch warnte der in Amsterdam notierte Konzern vor einem Übergangsjahr in 2024 und stagnierenden Umsätzen.

An der Börse kamen die Nachrichten trotz eines starken Quartalsergebnisses nicht gut an. Die ASML-Aktie verlor zwischenzeitlich rund 5 Prozent. Mit einem Börsenwert von rund 220 Milliarden Euro ist er der wertvollste europäische Technologiekonzern. Auch andere Werte blieben davon nicht unberührt. Das Papier des deutschen Chipkonzerns Infineon lag am Nachmittag weiterhin gut ein Prozent im Minus, ebenso der amerikanische Konkurrent Intel. Auch STMicroelectronics verlor zwischenzeitlich.

In den vergangenen Monaten hatten Chipkonzerne getrieben durch hohe staatliche Subventionen zwar den Bau einer milliardenschweren Mega-Fabrik nach der nächsten angekündigt – darunter auch Intel, Infineon und Wolfspeed in Deutschland. Allerdings entstehen die erst in den kommenden Jahren und laufen auch nicht direkt unter voller Auslastung, sondern werden erst nach und nach mit Maschinen ausgerüstet – entsprechend der erwarteten Auftragslage der Chipkonzerne. Die Halbleiterproduktion ist schließlich enorm ressourcen- und damit kostenintensiv.

Nicht alle Chips sind gefragt

Die Ordereingänge der Chipkonzerne waren je nach Branche in den vergangenen Monaten jedoch sehr volatil. So bedient Infineon Kunden aus der Industrie, die die Chips in Autos, Erneuerbaren- Energien-Anlagen und Rechenzentren verbauen. Diese Chips sind weiterhin sehr nachgefragt. Deutlich schlechter sah es hingegen für Unternehmen aus, die überwiegend Chips für Konsumelektronik, also Mobiltelefone, Computer und Fernseher herstellen.

Hersteller wie TSMC fuhren ihre Produktionen während der Pandemie stark hoch, um die krasse Nachfrage bedienen zu können. Nach dem Corona-Ende und mit einer sich eintrübenden Weltwirtschaft hielten sich in vielen Ländern jedoch auch die Endverbraucher zurück, sodass von solchen Chips Überkapazitäten im Markt waren.

Als weiterer Unsicherheitsfaktor für die gesamte Branche gelten die politischen Spannungen zwischen den USA und China. In Taiwan, auf das China territorialen Anspruch erhebt, sind mit TSMC und auch Globalwafers die global größten Chiphersteller beheimatet. Amerika hatte zuletzt die Ausfuhrbeschränkungen nach China für Halbleiterprodukte noch einmal angezogen.

Am Dienstag warnte auch der amerikanische Prozessorhersteller Nvidia vor den Folgen. Die neuen Regeln könnten den Konzern in seiner Produktentwicklung behindern und weitere Schwierigkeiten erzeugen, hieß es. Die Nvidia-Aktie verlor zwischenzeitlich knapp 5 Prozent an Wert, der höchste Verlust in einem Tag seit rund zwei Monaten.

Es dürfte deshalb interessant werden, wie andere Hersteller, die in den kommenden Wochen ihre Finanzkennzahlen vorlegen, die Lage einschätzen.