Zum Tod von Merle Haggard :
Wer nie sein Lied mit Tränen sang

Lesezeit: 2 Min.
Country-Musiker Merle Haggard auf einem Archivfoto von 2003
Ein amerikanisches Leben als Leidensschule: Der Countrymusiker Merle Haggard musste sich die Texte zu seinen Liedern, die genregemäß selten das Leben feiern, nicht ausdenken.

Die Eltern bitterarm wie in einem John-Steinbeck-Roman; das Farmhaus abgebrannt; der Vater früh gestorben; daraufhin eine Rebellion, die, anders als bei den Möchtegern-James-Deans, nicht aus Wohlstandsverwahrlosung resultiert, sondern soziale Gründe hat; mehrmals ausgerissen wie ein von Woody Guthrie besungener Hobo; während eines seiner Knastaufenthalte erfährt er, dass seine Frau, die er als Minderjährige geheiratet hatte, von einem anderen Mann schwanger ist: schließlich, nachdem er von Jimmy Rodgers und Bob Wills sowieso längst infiziert war, der endgültige Entschluss, Countrymusiker zu werden, als er 1958 in St. Quentin, wo er wegen bewaffneten Einbruchs fast drei Jahre einsitzt, Johnny Cashs erstes Gefängnis-Konzert hört – kann ein Mann mehr durchmachen? Von wegen: Your daddy is rich and your mum is goodlooking. Das hatte wenigstens den Vorteil, dass er sich die Texte zu seinen Liedern, die genregemäß selten das Leben feiern, nicht erst ausdenken musste.

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