Mainz 05 auf Bundesliga-Kurs :
Von Wikingern und Generälen

Von Peter H. Eisenhuth, Mainz
Lesezeit: 3 Min.
Der Mainzer Cheftrainer: Bo Henriksen
Seitdem der Däne Bo Henriksen Trainer ist, bekommt der Fußballklub Mainz 05 kaum Gegentore. Auch gegen Hoffenheim soll die Mannschaft „hart kämpfen“. Es geht weiter um den Klassenverbleib.

Das ist eine bemerkenswerte Bilanz: Vier der sieben Spiele unter Bo Henriksen hat der FSV Mainz 05 ohne Gegentor beendet. Diese „clean sheets“, die „weißen Westen“, die der Däne immer wieder betont und einfordert, waren der Schlüssel für den Aufschwung nach dem zweiten Trainerwechsel in dieser Saison. Die Gründe dafür sind vielfältig – und beginnen bei Robin Zentner.

„Zunächst mal haben wir einen guten Torwart“, sagt Henriksen. Nicht immer müssen es die spektakulären Spiele wie in Leipzig sein. Schon allein die Tatsache, über einen mutigen Keeper zu verfügen, der keine Angst habe, aus seinem Tor herauszukommen, um gefährliche Situationen zu bereinigen, vereinfache den Vorderleuten die Arbeit.

Seine Verteidiger lobt der 05-Trainer vor dem Spiel an diesem Samstag gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) nicht minder. An­dreas Hanche-Olsen? „Ein Wikinger. Einer, der den Weg zeigen kann. Wenn wir ein taktisches Foul brauchen, um die anderen wachzurütteln, kann er das.“ Sepp van den Berg?

„So etwas macht einen echten Anführer aus“

„Der General“, wenn er wie zuletzt beim 4:0 gegen Darmstadt 98 in der Mitte der Kette spiele. Dominik Kohr? „Bekommt 250 Gelbe Karten in einer Saison.“ Manche überflüssige ist dabei, in der Regel aber wird er wegen seines sehr kompromisslosen Zweikampfverhaltens verwarnt. Kohr, der gelernte Sechser, hat sich inzwischen zu einem starken Innenverteidiger entwickelt. Eine Rolle, mit der er unter Bo Svensson zu Saisonbeginn noch nicht zurechtkam.

Als er am vorigen Wochenende nach abgesessener Gelbsperre wieder spielberechtigt war, musste Josuha Guilavogui weichen, der zuvor in Leipzig noch herausragend agiert hatte. Wie der potentielle Abwehrchef damit umging? Solange er als Trainer ehrlich zu den Spielern sei, könnten sie damit umgehen. Bei der derzeitigen Kadersituation, in der fast alle an Bord seien, „kann ich viele Spieler nicht glücklich machen“.

Dazu gehöre auch Silvan Widmer, der Kapitän, der zuletzt dreimal nacheinander nicht in der Anfangsformation stand. „Wie er darauf reagiert, war das beste Erlebnis, das ich vorige Woche hatte“, sagt Trainer Henriksen. „Nach unserem Führungstor ist er zu Robin Zentner ans andere Ende des Feldes gerannt und hat ihn umarmt, als wäre er der glücklichste Mensch der Welt. So etwas macht einen echten Anführer aus.“

Insgesamt seien seine Verteidiger sehr gut organisiert, vor allem in der Umschaltbewegung. „Sie wissen exakt, was zu tun ist, und haben in München ein bisschen gelernt“, erinnert er an den bislang einzigen Ausreißer, die 1:8-Niederlage. In allen weiteren Partien fiel maximal ein Gegentor. „Es darf kein Spaß sein, gegen uns zu spielen“, fordert Henriksen von seinen Akteuren, nicht von ihrer Linie abzuweichen.

„Wir wollen nicht nett sein, sondern weiter hart kämpfen.“ Im letzten Drittel spiele seine Mannschaft auch guten Fußball, wie zuletzt beim 4:0 gegen Darmstadt zu sehen war. Das gefällt dem Trainer, sei aber nebensächlich. „Im Moment ist es nicht wichtig, phantastischen Fußball zu spielen, sondern Spiele zu gewinnen.“

Die Frage, ob der Erfolg gegen die „Lilien“ den Spielern zusätzliche Energie verliehen habe, verneint Henriksen. „Ich glaube nicht, dass sie mehr Energie aufnehmen können, als sie schon hatten.“ Unverändert hungrig seien sie auf die nächsten positiven Erfahrungen, das habe sich im Trainingsspiel der Jungen gegen die Alten gezeigt.

„Die Sieger sind herumgesprungen, als hätten sie etwas Wichtiges gewonnen“, sagt der Trainer. Wer die Sieger waren? „Die Alten. Sie sind etwas cleverer. Aber die Jungen waren nah dran. Irgendwann werden auch sie gewinnen.“