„Dann wird er Weltklasse“ :
Gruda soll den Code bei Mainz 05 knacken

Von Peter H. Eisenhuth, Mainz
Lesezeit: 2 Min.
Volltreffer: Brajan Gruda vom FSV Mainz 05
Ein Tor und ganz viel Lob für den hochveranlagten Angreifer des FSV Mainz 05, der erstmals in einem Heimspiel trifft: Brajan Gruda legt gegen Darmstadt den Grundstein für den wichtigen Sieg im Kampf gegen den Abstieg.

Brajan Gruda erlebte eine doppelte Premiere: Zunächst sorgte er mit seinem ersten Bundesligator in der heimischen Arena für die Vorentscheidung in der Partie des FSV Mainz 05 gegen den SV Darmstadt 98. Zwar war zu diesem Zeitpunkt erst eine Stunde gespielt, nach dem 2:0 aber erlahmte die Gegenwehr des Tabellenletzten rapide. Sein zweites Debüt gab der Offensivspieler nach dem Schlusspfiff, indem er sich den Fragen der Journalisten stellte – eine Disziplin, um die er bislang in seiner noch jungen Profikarriere erfolgreich herumgedribbelt war. Wer ihn jetzt in der Mixed Zone erlebte, fragte sich, warum eigentlich? Gruda erledigte den ungewohnten Job souverän.

Nach zwei Begegnungen, in denen er gar nicht, beziehungsweise erst nach einer Stunde zum Einsatz gekommen war, durfte der 19-Jährige diesmal von Beginn an ran. Mit einem klaren Auftrag: „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich defensiv sehr viel laufen und ackern soll“, berichtete er. „Und dass ich nach vorne machen kann, was ich will. Er glaubt an mich, und auch ich soll ,believen‘. Aber ich soll nach hinten rennen.“

Grudas Arbeit gegen den Ball war in den vergangenen Wochen ein Aspekt, den Trainer Bo Henriksen wiederholt kritisch angesprochen hatte. Gegen die Darmstädter gab es daran nichts auszusetzen; wie seine Offensivkollegen Jae-sung Lee und Jonathan Burkardt verteidigte er, wenn es nötig war, auch in der eigenen Hälfte. Mit Ball tat er sich anfangs schwer, die von den Hessen praktizierte Manndeckung behagte ihm genauso wenig wie seinem südkoreanischen Nebenmann. „Aber Robin Zentner hat mir ein paar Tipps gegeben, die mich lockerer gemacht haben.“ Ratschläge von älteren Spielern zu bekommen, helfe ihm, sagte Gruda.

Dass er in der Lage ist, sie auch umzusetzen, demonstrierte er nach der Pause. „In der ersten Halbzeit hat er nicht die besten Entscheidungen getroffen“, sagte Henriksen. „In der zweiten war es viel besser. Brajan kam oft an den Ball und hat uns gefährlich gemacht.“ Sowohl mit seinen Dribblings als auch mit seinen Hereingaben, die mehrere Großchancen eröffneten. Wie zur Belohnung legte Burkardt ihm das 2:0 auf, Gruda drosch den Ball aus kurzer Distanz hoch ins Netz. „Bei diesem Tor hatten wir ein bisschen Glück, dass der Darmstädter Verteidiger den Ball so schlecht nach hinten spielt“, sagte Gruda. „Aber Jonny war überragend auf dem Sprung.“

In der Tat hatte Burkardt auf den Fehler von Franjic spekuliert. „Ich habe gesehen, dass er den Ball zum Torwart spielt, ohne hinzuschauen“, schilderte der diesmal als Sturmspitze eingesetzte gebürtige Darmstädter, der vor zehn Jahren von den „Lilien“ an den Bruchweg gewechselt war. Prompt sprintete er in den Rückpass, lief schräg nach links, ohne das ausgestreckte Bein von Schlussmann Marcel Schuhen als Einladung für einen Elfmeter anzunehmen, stoppte ab, drehte sich und bediente Gruda. „Dass der Ball dann so in den Winkel geht, war wunderschön“, sagte der Torschütze, und es war das einzige Mal, dass ihm in der Mixed Zone die Worte fehlten. „Mein erstes Tor in der Mewa-Arena, diese Emotion kann man gar nicht beschreiben.“

Sein Trainer war hinterher voll des Lobes für den aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangenen hochbegabten Techniker. „Was für ein toller Junge, was für ein guter Kerl. Er tut alles für uns, er gibt immer sein Bestes“, schwärmte Henriksen und prophezeite Gruda eine große Zukunft. „Wenn er den Code knackt, um vor dem Tor die richtigen Entscheidungen zu treffen, wird er ein Weltklassefußballer. So ist das.“