Zweitklassige „Lilien“ :
Das fehlt Darmstadt in der Bundesliga

Jörg Daniels
Ein Kommentar von Jörg Daniels
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Für Darmstadt 98 und Tim Skarke (hier im November) reicht es wohl nicht in dieser Bundesligasaison.
Das Team des Fußball-Bundesligaklubs hat zu viele große Schwächen, um den Anforderungen in der ersten Klasse genügen zu können. Das hängt mit dem Etat zusammen, aber nicht nur.

Die Top 20 im deutschen Profifußball herausfordern – das ist das Leitmotiv der „Lilien“, die sich im Kreis der Besten als großer Underdog betrachten. Der Hauptgrund: ihre im Vergleich zu den Gutsituierten und Bessergestellten der Branche bescheidenen wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Trotzdem waren die Darmstädter in der zweiten Liga eine feste Größe: Vor ihrem Erstliga-Aufstieg im Sommer 2023 sammelten sie in zweieinhalb Zweitligaspielzeiten 160 Punkte in 85 Spielen. Dort zählten sie als kampfstarkes Kollektiv und nicht als klassischer Aufstiegskandidat kontinuierlich zum Spitzenfeld; Platz zwei war Rang vier (2022) vorausgegangen.

Doch die Premiumklasse ist eine Nummer zu groß für den Außenseiter mit dem Minietat. Seit 21 Spielen rennt der erfolglos einem Sieg hinterher. Nach dem letzten Spieltag am 18. Mai wird Darmstadt wohl zu den beiden Direktabsteigern zählen und einen neuen Anlauf nach oben unternehmen.

An der Bereitschaft, sich mit Mann und Maus auf dem Platz dem Ungleichgewicht der Kräfte entgegenzustemmen, mangelte es den Südhessen zwar nicht. Wohl aber fehlten dem Kader Tiefe und nötige Qualität, um spielerisch den Erstliga-Ansprüchen genügen zu können.

Die Bilanz des Hinterbänklers: Darmstadt 98 musste bisher die meisten Gegentreffer (71) hinnehmen; und beim Toreschießen (28) waren bislang nur drei Teams erfolgloser. Außerdem stellt der SVD das mit Abstand schlechteste Heimteam (sechs Punkte aus 14 Partien). Darmstadt leistet sich große Schwächen in zu vielen Kategorien.

Auch nach der zweiten Transfermarktphase trat keine merkliche Besserung ein: Allenfalls Julian Justvan, im Winter gekommen, gilt als eine gewisse Bereicherung. Unter dem Strich wurde die Personalpolitik den Bundesliga-Bedürfnissen nicht gerecht. Die Darmstädter hatten, um konkurrenzfähig sein zu können, zu wenig gestandene Erstligaspieler mit einem entsprechenden Niveau in ihren Reihen. Zwölf Profis gaben am ersten Spieltag ihr Bundesligadebüt. Zu viele der mit den „Lilien“ Aufgestiegenen verpassten es in den zurückliegenden Monaten zudem, unter gestiegenen Anforderungen in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt zu machen.

Für Darmstadts Zukunftsfähigkeit im Spielbetrieb bedarf es nun einiger Korrekturen. Mit Paul Fernie ist der neue Sportliche Leiter offenbar gefunden. Der 36 Jahre alte Engländer gilt als ein Teamplayer mit weit verzweigtem Netzwerk. Sein Anspruch ist es, aus wenig mehr zu machen. Genau das braucht Darmstadt 98.