Finale in Paris :
Iga Swiatek gewinnt Titel bei den French Open

Von Thomas Klemm, Paris
Lesezeit: 3 Min.
Iga Swiatek mit dem Coup Suzanne-Lenglen
Am Ende kommt es wie erwartet und Iga Swiatek hält den Coup Suzanne-Lenglen in ihren Händen. Gegnerin Muchova hält phasenweise gut mit und sagt: „Das passiert, wenn man gegen die Beste der Welt spielt.“

Sie kam, sah, siegte und hatte am Ende wieder mal mehr Gepäck als bei der Anreise. Wie immer, wenn Iga Swiatek zum Tennisspielen nach Paris kommt, hat sie auch in diesem Jahr wieder ordentlich eingeheimst. Weil sie während der French Open Geburtstag hat, überreicht ihr der Turnierveranstalter jedes Mal ein paar Aufmerksamkeiten. Darunter auch eine Torte, von der sie normalerweise die Finger lässt, sich diesmal aber ein Stückchen gönnte.

Schmeckte ziemlich gut, war aber längst nicht so herrlich süß wie das Geschenk, dass sich Swiatek zehn Tage nach ihrem 22. Geburtstag selbst schwer erarbeitet hat: Sie hielt am Samstag den Coupe Suzanne-Lenglen in ihren Händen, schüttelte sie aber so kurz und heftig, dass der Deckel abfiel.

Das Original darf sie zwar nicht einsacken und mit nach Hause nehmen, aber eine Replik gibt’s schon. Es ist Swiateks drittes Souvenir nach ihrer fünften Reise nach Roland Garros. „Ich liebe es, hier zu sein, es ist mein Lieblingsplatz auf der Tour“, sagte die Polin.

Nach dem 6:2, 5:7 und 6:4-Finalsieg gegen die Tschechin Karolina Muchova flossen am Samstag die Tränen der Erleichterung und des Glücks bei Swiatek. Sie hatte gegen ihre ungesetzte Gegnerin, Nummer 43 der Welt, hart ackern und stark gegen ihre eigenen Nerven ankämpfen müssen, ehe es ihr Muchova letztlich leicht machte: Beim ersten Matchball servierte sie einen Doppelfehler. Bei der Zeremonie am Schluss versagte Muchova zunächst auch noch die Stimme. „Das ist so emotional, das passiert, wenn man gegen die Beste der Welt spielt“, sagte die Tschechin unter Tränen.

Iga Swiatek hat nun alle ihre drei Endspiele von Roland Garros gewonnen. Neben den Titeln von 2020 und 2022 gelang ihr im vergangenen Jahr zudem ein Triumph bei den US Open. „No. 4 – surreal“, schrieb Swiatek am Samstag auf die laufende TV-Kamera: „Thank you, Paris!“ Drei Titel aus den vergangenen fünf Grand-Slam-Turnieren, das macht die Polin auch zur unbestrittenen Nummer eins im Damentennis. Dass sie Weltranglistenerste bleibt, war schon nach Muchovas Halbfinalerfolg gegen die zweitplatzierte Aryna Sabalenka klar.

Gegen die Belarussin hatte Muchova zwei Tage zuvor cool einen Matchball abgewehrt, in ihr erstes Grand-Slam-Finale ging sie hingegen sichtbar mit Nervenflattern. Was dazu führte, dass das Klassik-Potpourri, das ein Orchester als Ouvertüre des Finales auf dem Court Philippe Chatrier darbot, deutlich mehr Schmiss hatte als weite Strecken des anschließenden Spiels.

Gemeinsame Trainingseinheiten

Die acht Tänzer, die sich zur Musik verrenkten, bewegten sich zugleich freier als Muchova. In Ansätzen sah ihr vielseitiges Spiel vielversprechend aus: hier eine Netzattacke, dort ein Stoppball, zwischendrin mehr Tempo. Aber mit allzu vielen Fehlern machte die 26-Jährige viel Finesse zunichte, zumal Swiatek auf der anderen Seite oft solide bei ihrem strategischen Schach-Tennis blieb.

Von vielen gemeinsamen Trainingseinheiten wusste die Tschechin zwar, was sie erwartete. Aber es ist eben etwas anderes, mit einer Kollegin im Verborgenen zu üben oder ihr als Titelverteidigerin in einem der vier wichtigsten Frauen-Matches des Jahres gegenüberzustehen.

Swiatek zeigte sich zwar ihrerseits nicht frei von Nervosität, konnte aber ihr so unspektakuläres wie unerbittliches Spiel oft Zug um Zug durchziehen. Nach 46 Minuten hatte die Polin den ersten Teil ihres Arbeitstages mit einem 6:2 hinter sich gebracht. Dabei war sie nur einmal Gefahr gelaufen, ihren Aufschlag abzugeben. Als sie im zweiten Satz dann doch drei Breaks kassierte, sich aber nur zwei zurückholte, hatte sie zum ersten Mal in diesem Turnier einen Satz verloren.

Karolina Muchova verliert das Finale am Ende.
Karolina Muchova verliert das Finale am Ende.AP

Muchova war nun besser im Match, auch ermutigt von zunehmenden Fehlschlägen ihrer flattriger werdenden Gegnerin und eigenen erfolgreichen Vorstößen. Sie führte im entscheidenden Durchgang 2:0, das Match gewann an Niveau und stand auf des Messers Schneide, weil beide erfolgreicher retournierten als aufschlugen. Was sich am letzten Ball zeigte, dem Doppelfehler Muchovas, der allem ein Ende setzte.

Dass Iga Swiatek eine Ausnahmestellung im Damentennis hat, zeigt sie in Paris wie sonst nirgendwo. Trainieren und spielen, Romane lesen und Taylor Swift zuhören, das macht den größten Teil von Swiateks Welt aus. Was aber nicht bedeutet, dass sie das Weltgeschehen da draußen nicht bekümmert, wie sie bei jedem Match und danach deutlich macht.

Sie trägt ein blau-gelbes Schleifchen an der Tenniskappe und drückt auch wortreich ihr Mitgefühl mit der Ukraine aus, die dem Angriffskrieg Russlands ausgesetzt ist. Keine Frage, Iga Swiatek ist die würdige Siegerin eines Turniers, in dem die Konflikte zwischen ukrainischen und russischen oder belarussischen Spielerinnen hochkochten. „Von der Mentalität her ist sie auf einem anderen Niveau als alle anderen Spielerinnen“, hatte die Brasilianerin Beatriz Haddad Maia nach ihrer Halbfinalniederlage die Polin gepriesen.

Dodig/Krajicek triumphieren im Doppel

Ivan Dodig und Austin Krajicek haben den Doppelwettbewerb der French Open gewonnen. Die Vorjahresfinalisten setzten sich am Samstag mit 6:3, 6:1 gegen das belgische Duo Sander Gille/Joran Vliegen durch. Die an Nummer vier gesetzten Dodig/Krajicek benötigten lediglich 1:21 Stunden, um sich im zweiten Anlauf den ersten gemeinsamen Titel zu sichern.

Der Kroate Dodig konnte sich so nach 2015 bereits über den zweiten Sieg in Paris freuen, für seinen US-amerikanischen Partner war es der erste Erfolg auf Grand-Slam-Ebene. Als letzter Deutscher war Andreas Mies an der Seite des Niederländers Matwe Middelkoop im Halbfinale gegen Gille/Vliegen ausgeschieden, Mixed-Champion Tim Pütz und Kevin Krawietz scheiterten im Viertelfinale. Krawietz/Mies hatten 2019 und 2020 gemeinsam in Paris gewonnen. (sid)