Kraftstoffabsatz :
In Deutschland wird weniger Benzin verbraucht als vor Corona

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Der Spritverbrauch in Deutschland ist höher als in der Lockdown-Zeit - aber zumindest nach den bisherigen Zahlen noch niedriger als vor der Pandemie.
Vorsicht bei den Daten ist sicher noch angebracht. Wissenschaftler nennen aber hohe Preise, Konjunktur, mehr Homeoffice und erste Erfolge der Elektromobilität als Gründe. Besonders schnell erholt hat sich der Absatz von Flugbenzin.

Der Absatz von Kraftstoffen in Deutschland hat zumindest bislang nicht wieder das alte Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreicht. Das jedenfalls legen Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nahe, die allerdings immer mit einiger Zeitverzögerung veröffentlicht werden und somit jetzt erst das vierte Quartal 2022 einschließen.

Demnach lag der Absatz von Benzin im vergangenen Jahr bei knapp 17 Millionen Tonnen – vor der Pandemie, im Jahr 2019, waren es rund 18 Millionen Tonnen gewesen. Auch 2018 lag der Wert höher. Beim Diesel ist es ähnlich: Im vergangenen Jahr wurden 35 Millionen Tonnen abgesetzt – vor der Pandemie etwa 37,5 Millionen Tonnen.

Knapp 9 Millionen Tonnen Flugbenzin geliefert

Den stärksten Einbruch hatte es in der Pandemie beim Flugbenzin gegeben. Hier hatte der Rückgang 2020 bei 53 Prozent gelegen, auf 4,7 Millionen Tonnen. Hier war aber auch der Anstieg des Verbrauchs am stärksten, seit die Leute wieder mehr fliegen: 2021 lag das Absatzplus bei 29 Prozent, 2022 bei 46 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden knapp 9 Millionen Tonnen Kerosin in Deutschland geliefert. Der Abstand zum Vorkrisenniveau ist beim Flugbenzin-Absatz jetzt geringer als bei Benzin und Diesel.

Die Entwicklung ist auch deshalb spannend, weil es in der Pandemie in Mineralölkonzernen unter dem Schlagwort „Peak demand“ eine Debatte darüber gegeben hatte, ob die globale Ölnachfrage womöglich nach der Krise nie wieder die alten Werte erreichen werde, ob die Welt also den historischen Höchststand der Ölnachfrage schon hinter sich habe. Das wäre auch unter Klimaschutzaspekten relevant.

Globale Ölnachfrage bei 100 Millionen Fass am Tag

Für den globalen Verbrauch von Rohöl habe sich die These, dass der Höhepunkt des Verbrauchs für alle Zeiten vor der Pandemie gelegen habe, schon als falsch herausgestellt, sagt Frank Schallenberger, Ölfachmann der Bank LBBW. Im Jahr 2019 habe der globale Rohölverbrauch bei 100 Millionen Barrel (Fass zu 159 Liter) je Tag gelegen. Im vergangenen Jahr sei dieser Wert ziemlich genau auch wieder erreicht worden. Und für dieses Jahr sei wohl ein neuer Rekord mit 101,5 Millionen Barrel je Tag zu erwarten.

„Ich rechne damit, dass der Ölverbrauch sein Maximum zwischen 2030 und 2035 erreichen wird“, sagt Ölfachmann Schallenberger: „Die Nachfrage dürfte dann im Bereich zwischen 110 und 115 Millionen Barrel je Tag liegen.“

Manuel Frondel, Benzin-Fachmann am Forschungsinstitut RWI in Essen, nennt vier Gründe, warum der Benzinabsatz in Deutschland niedriger sei als vor der Pandemie. Einer sei der hohe Preis. Als zweiten nennt er die schwache Konjunktur. Ein dritter Grund könnte das geänderte Mobilitätsverhalten sein; mehr Menschen als früher arbeiten im Homeoffice. Als vierten Grund nennt Frondel den Trend zur Elektromobilität – auch das könnte schon erste Auswirkungen auf die Benzinnachfrage haben.

Auch der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der unter anderem die Raffinerien und Markentankstellen in Deutschland vertritt, nennt ähnliche Gründe.„Weltweit einschließlich Deutschland hat die Konjunktur 2022 nach weitgehender Überwindung der Corona-Pandemie angezogen“, berichtet der Verband. Das zeige sich auch im wieder zunehmenden Absatz von Benzin und insbesondere Flugkraftstoff gegenüber den beiden Vorjahren.

„Die Nachfrage im vergangenen Jahr erreichte jedoch nicht die Vor-Pandemie-Zeiten“, berichtet der Verband. Eine Ursache dafür seien die Marktturbulenzen durch die Folgen des Ukrainekriegs gewesen. Zu den nachfragedämpfenden Faktoren zählten beispielsweise gestiegene Preise für Mineralölprodukte, mehr Homeoffice sowie höhere Effizienz bei neuen Pkw und Nutzfahrzeugen: „In der Statistik, insbesondere im Luftverkehr, machen sich zudem noch letzte Lockdown-Beschränkungen in der ersten Jahreshälfte 2022 bemerkbar.“