Investition in Deutschland :
Chipkonzern TSMC feiert Kursrekord

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Logo des Unternehmens an der Konzernzentrale in Hsinchu/Taiwan
TSMC prescht mit seinen europäischen Partnern voran. Der Spatenstich für das neue Chip-Werk in Dresden soll noch in diesem Jahr gemacht werden.

Die Börse hat auf die jüngsten Pläne des Chipherstellers TSMC mit einem ordentlichen Kursplus reagiert. Nachdem der größte Halbleiterproduzent der Welt auf seiner jährlichen Technologiekonferenz in Amsterdam erklärte, Ende des Jahres den Spatenstich für seine neue Fabrik in Dresden machen und in zwei Jahren Chips mit einer neuartigen Architektur und neuartigen Fertigungsprozessen einführen zu wollen, legte der Kurs der Aktie um 4 Prozent zu.

Damit übersprang der Preis eines Anteilsscheins an der Frankfurter Börse erstmals die Marke von 141 Euro. So erreichte das Papier nun ein neues Allzeithoch. Das gibt dem Auftragsfertiger aus der Inselrepublik Taiwan, der Chips unter anderen für Apple, Sony und Nvidia produziert und für sein deutsches Werk mit Bosch, Infineon und NXP zusammenarbeitet, einen Marktwert von momentan 610 Milliarden Euro. Damit ist TSMC eines der sechs wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt. Die ersten fünf der Rangliste, allesamt amerikanische IT-Konzerne, sind Kunden der Taiwaner.

TSMC fertigt im Auftrag dieser Kunden nach deren Wünschen und Plänen unterschiedliche elektronische Bausteine. Derzeit kann das Unternehmen nicht weniger als 12.000 verschiedene Arten von Chips produzieren. Sie werden in Autos, Robotern und Computern genauso eingesetzt, wie in Smartphones, Datenzentren und Raketen. Unter diesen TSMC-Chips befinden sich auch die schnellsten Rechenbausteine der Welt. Diese kommen auf Strukturen von kaum noch 2 Nanometern. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar misst im Durchmesser rund 50.000 Nanometer.

Riesige Berge an Daten

TSMC ist derzeit das einzige Unternehmen der Welt, das Chips mit diesen winzigen Strukturen fertigen kann. Dank dieser Miniaturisierung bringen die taiwanischen Ingenieure auf einem Stück Silizium von der Größe eines Daumennagels nicht weniger als 200 Milliarden Transistoren unter. Mit diesen Minischaltern arbeiten unter anderem Systeme der Künstlichen Intelligenz (KI) riesige Berge an Daten binnen eines Fingerschnips ab. TSMC fertigt diese Superchip unter anderem für AMD, Meta, Google und Nvidia.

„Künstliche Intelligenz ist das große Thema unserer Tage“, sagte C.C.Wei, Vorstandsvorsitzender von TSMC in Amsterdam. Man blicke hier mittlerweile nicht nur auf die Rechenleistung, sondern auch auf die Herstellungskosten und vor allem auf den Stromverbrauch der Chips. Seien doch die heutigen KI-Rechenzentren überaus energiehungrig. Die Bearbeitung jeder einzelnen Anfrage bei einem KI-System wie ChatGPT braucht schon jetzt zwischen 3 und 9 Wattstunden Strom.

Aufgrund der rasch wachsenden Popularität von Künstlicher Intelligenz könnte der Stromverbrauch der globalen KI-Systeme nach einer vielzitierten Studie von Alex de Vries von der Amsterdam School of Business and Economics rasch das Niveau von 85 bis 134 Terawattstunden Strom im Jahr erreichen. Das entspräche in etwa dem Niveau einer Industrienation wie den Niederlanden. TSMC baut mit Partnern wie der deutschen Infineon-Gruppe in seine Chips daher mittlerweile Stromsparsysteme ein, die den Energiebedarf zügeln, die Rechenleistung aber nicht drosseln sollen.

Steuerzahler geben die Hälfte

Chips dieser Art werden derzeit vor allem von Fahrzeugherstellern nachgefragt. Europa sei nach wie vor das Zen­trum der globalen Autoindustrie, sagte Wei. „Daher bauen wir mit Partnern eine Fabrik in Dresden.“ An dem 10 Milliarden Euro teuren Vorhaben sind unter anderem Bosch, Infineon und NXP beteiligt. Rund die Hälfte der Investition trägt der Steuerzahler. Zwar steht die entsprechende Entscheidung der Europäischen Kommission noch aus. Doch sowohl in Brüssel wie auch bei TSMC zeigt man sich zuversichtlich, dass sie positiv ausfallen wird.

Schließlich hatte sich die Kommission selbst für das Kommen der Taiwaner eingesetzt. Die an dem Gemeinschaftswerk beteiligten Unternehmen haben ihr neues Unternehmen ESMC getauft, European Semiconductor Manufacturing Company.

C.C.Wei, Vorstandsvorsitzender von TSMC, auf dem Tech-Symposium in Amsterdam
C.C.Wei, Vorstandsvorsitzender von TSMC, auf dem Tech-Symposium in AmsterdamTSMC

Darüber hinaus steckt TSMC mitten in einem globalen Investitionsprogramm. Dabei werden binnen drei Jahren 100 Milliarden Dollar investiert und neue Fabriken in den USA, China, Taiwan, Japan sowie Europa gebaut. Das sächsische Gemeinschafts-Werk ist der erste Standort, an dem sich TSMC mit einer Produktionslinie in Europa engagiert. Vom Jahr 2027 an sollen hier Chips mit Strukturen zwischen 28 und 12 Nanometer hergestellt werden. Für die zweite Jahreshälfte sind der Spatenstich und die Grundsteinlegung der Fa­brik eingeplant.

„Wir lernen auch schon die ersten Mitarbeiter an“, sagte Christian Koitzsch, der vor vier Monaten zum Präsidenten von ESMC ernannt worden war. Sämtliche Partnerfirmen haben bewährte Ausbildungsprogramm, auf die man nun zurückgreife. Alles in allem werde das Werk in Dresden 2000 Beschäftigte haben. Koitzsch kennt die Chipbranche, wie auch das Silicon Saxony gut. Er leitete über die vergangenen drei Jahre dort schon das neue Chipwerk von Bosch.