Nach Polizei-Razzia :
Eintracht kündigt „seriöse“ Prüfung der Stadionverbote an

Lesezeit: 2 Min.
Verstörende Szenen: Eintracht-Fans im Kampf mit der Polizei
Eintracht Frankfurt äußert erstmals zu den Anregungen auf Stadionverbote gegen mutmaßliche Gewalttäter. Bei der Aufarbeitung will der Klub „alle Aspekte“ berücksichtigen – und hat Fragen an die Polizei.

Eintracht Frankfurt hat erstmals zu den Polizeidurchsuchungen am Dienstag in den Wohnungen von mehreren Dutzend Personen, die sich an den Ausschreitungen im November vor der Bundesliga-Partie zu Haue gegen den VfB Stuttgart beteiligt haben sollen, Stellung bezogen. Die „Anregungen zur Verhängung bundesweiter Stadionverbote“ in 36 Fällen, die dem Klub im Laufe des Dienstagnachmittags übermittelt wurden, würden gegenwärtig im Zuge eines „ausführlichen Überblicks“ eruiert, antwortete Vorstandsmitglied Philipp Reschke am Freitag auf eine Anfrage der F.A.Z.

Die Eintracht sei über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt worden, „kurz bevor“ dazu die polizeiliche Presseinformation erschienen sei. „Hinsichtlich der Hausdurchsuchungen stellt sich aktuell nach allem, was wir in den vergangenen beiden Tagen haben lesen und hören können, vor allem die Frage, ob eine derartige, konzertierte Maßnahme bei Personen, die jedenfalls in den Anregungsschreiben zu den Stadionverboten allesamt als ‚zweifelsfrei identifiziert‘ bezeichnet werden, überhaupt noch erforderlich ist“, sagte Reschke.

Er fügte an, dass es für ihn nicht schlüssig sei, dass Wohnungen der Betreffenden von bis zu 300 Einsatzkräften durchsucht wurden, obwohl für die Polizei, wie sie es in ihrer schriftlichen Information an die Eintracht festhielt, deren Täterschaft als klar erwiesen erachtete. „Wenn eine derartige Maßnahme aber nicht erforderlich ist, dürfte sie auch kaum verhältnismäßig sein. Oder sie fußt auf anderen, uns nicht bekannten Gründen. Oder verfolgt einen anderen Zweck“, stellte Reschke fest.

Der „Verantwortung bewusst“

Die Anregungen seien „präzise gefasst“ und beschrieben die Tatvorwürfe „individuell und detailliert“, sagte Reschke. Daraus folge für die Eintracht die Notwendigkeit, dass „wir uns jeden einzelnen Fall sehr genau anschauen und dann die weiteren Schritte festlegen. Das ist gerade bei parallel laufenden Strafverfahren eine diffizile Angelegenheit, mit der wir seriös umzugehen haben“, sagte das Vorstandsmitglied.

Folgenreich: Die Randale beim November-Spiel der  Eintracht gegen Stuttgart wirkt bis heute nach.
Folgenreich: Die Randale beim November-Spiel der Eintracht gegen Stuttgart wirkt bis heute nach.IMAGO/Jan Huebner

Reschke betonte, dass sich die Eintracht ihrer „Verantwortung bewusst“ sei: „Aber die beschränkt sich eben nicht nur auf die wiederholt geäußerte Distanzierung von Gewalt und die Verurteilung von Straftaten oder die Einleitung von Stadionverbotsverfahren gegen Fans, sondern sie umfasst eben auch den Schutz der Interessen unserer Fans, Anhänger und Mitglieder.“ Etliche davon seien „unschuldig und unbeteiligt in Mitleidenschaft geraten“.

Deswegen sei es zwingend notwendiger Bestandteil und „die andere Seite der ‚Aufarbeitungs-Medaille‘“, wie er es nannte, „dass wir zu einer abschließenden, alle Aspekte des gesamten Tages berücksichtigenden, kritischen Analyse auch des Polizeieinsatzes kommen“. Dabei spiele das Ergebnis der Einsatzüberprüfung durch das LKA Hessen (Hessisches Landeskriminalamt, d. Red.) eine Rolle; es sei noch nicht veröffentlicht. Nach der Publikation würde es von Seiten der Eintracht „mit unseren Erkenntnissen“ abgeglichen. „Es liegt in unserer Verantwortung, dass sich solche Eskalationen nicht wiederholen“, sagte Reschke, „das nimmt uns und alle weiteren Institutionen in die Pflicht, Fehler und Versäumnisse klar zu benennen.“