Gala zum 125-jährigen Jubiläum :
Keine kritischen Töne bei Eintracht Frankfurt

Von Ralf Weitbrecht, Frankfurt
Lesezeit: 4 Min.
Lob für die Eintracht: DFL-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (links) würdigt Axel Hellmann und den Klub.
Nicht nur Oberbürgermeister Mike Josef lobt die Eintracht bei ihrer Jubiläumsgala in höchsten Tönen. Die Razzia bei Fans des Klubs und die von der Polizei geforderten Stadionverbote sind kein Thema.

Hundertfünfundzwanzig Jahre Eintracht Frankfurt. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Gleich die ganze Alte Oper haben sie gemietet, um im großen Stil dieses Ereignis zu würdigen. Frühlingsempfang haben es die Macher aus dem Herzen von Europa und vom Riederwald genannt. Es war mehr. Es war ein rauschender Abend, eine Hommage an einen Klub, der sich in der Frankfurter Stadtgesellschaft, aber auch weit darüber hinaus größter Wertschätzung erfreut. Zu sehen und zu hören war dies an der illustren Schar der Redner, die es sich nicht nehmen ließen, zu diesem ganz besonderen Jubiläum zu gratulieren. Und alle waren sie gekommen. Die Spitzen von DFB, DFL, Land, Stadt, Wirtschaft, Kultur.

Feiern und sich feiern lassen – das können sie bei der Eintracht. Das haben sie schon im sportlichen Alltag mit ihren Empfängen rund um mitreißende Europapokalnächte in Barcelona, Helsinki, Lissabon und Sevilla gemacht. Und natürlich auch in Berlin, als die Bayern im Pokalfinale besiegt wurden und der Tanker Eintracht Frankfurt mächtig Fahrt aufgenommen hat. „Das war der Umbruch, das war der Aufbruch“, sagte Karl-Heinz Körbel. „Wir sind dann richtig in die Spur gekommen.“ Der „treue“ Charly war einer von mehr als 1000 geladenen Gästen in der Alten Oper. Er verhehlte nicht seine Freude, zu dieser großen Familie zu gehören.

Stolz, die Stadt der Eintracht zu sein, das ist auch Mike Josef. Frankfurts Oberbürgermeister genoss es sichtlich, ein gefragter Mann zu sein. Als er auf der Bühne der Alten Oper stand und den Wert der Eintracht herausstellte, brandete immer wieder Beifall auf. „Die Eintracht ist das sportliche Aushängeschild und ein echter Glücksfall für die Stadt und die Region.“ Sportfreund Josef ging sogar soweit zu behaupten: „Eintracht Frankfurt ist eine Weltmarke.“

Vielfältiges Angebot

Immer wieder gab es wuchtige, emotionale Filme auf der riesigen Leinwand zu sehen. Titel, Tore, Träume – alles dabei, alles cineastisch verpackt. Doch nicht nur die Fußballspieler wurden auf diese Weise gewürdigt. Schließlich ist Eintracht Frankfurt mehr, viel mehr als nur der Blick auf die Profimannschaft, bei der es seit der geglückten Relegation in Nürnberg mehr oder weniger rasant bergauf gegangen ist. Auch die Frauen können vorzüglich Fußball spielen. Auch sie haben es jüngst bis in die Champions League geschafft.

Boris Rhein sagte zwar, „dass der Adler auf der Brust für Spitzensport steht“. Doch Hessens Ministerpräsident vergaß auch nicht zu erwähnen, dass unter dem Dach der Eintracht 58 Sportarten betrieben werden können. Ein kleines Potpourri dieses vielfältigen Angebots war gleichfalls filmisch zu sehen.

Und natürlich wurde auch so mancher Ikone gedacht. Heinz Ulzheimer, Ilse Bechthold, Willy Jaschek: Legenden der Eintracht, die nicht Fußball gespielt, sondern auf andere sportliche und menschlich herausragende Weise gewirkt haben. Dass der Ministerpräsident von der Fernsehmoderatorin Laura Wontorra, die durch den Abend führte, irrtümlicherweise als jemand vorgestellt wurde, „der auch im Sport und im Innendienst tätig war“, nahm der einstige Innenminister sportlich.

„Eintracht Frankfurt wirkt weit über die Grenzen der Stadt hinaus“, sagte der in Frankfurt geborene Politiker. „Ich finde es rührend, wie Legenden auf Amateure treffen.“ Er spielte damit auf die Aktion Eintracht in der Region an, bei der die von Körbel angeführte Traditionsmannschaft großartige Botschafterfunktionen erfüllt. „Eintracht steht für Vielfalt, Freiheit und Toleranz“, sagte der Ministerpräsident – und es war nicht das erste Mal an diesem Abend, dass damit auch das gesellschaftspolitische Wirken des mittlerweile zum Ehrenpräsidenten ernannten Peter Fischer gewürdigt wurde.

„Du bist die Lokomotive“

Kritische Töne? Fehlanzeige. Natürlich war auch Hans-Joachim Watzke gekommen, der als Sprecher der Deutschen Fußball Liga (DFL) redete. „Eintracht Frankfurt ist ein großes Stück Bundesliga, ein toller Verein.“ Die Gäste klatschten freudig, Watzke blickte durch die Alte Oper – und sagte: „Ich bin beeindruckt vom Fluidum und dem Ambiente hier. Das ist ganz großer Sport.“

Beeindruckt war Watzke auch darüber, „dass Eintracht Frankfurt zweimal schon in einem europäischen Finale gegen Real Madrid gespielt hat. Es gibt nicht viele Klubs, die das geschafft haben.“ Watzke ging in seiner Rede nach dem geplatzten Investorendeal der DFL auch auf die Rolle der Anhänger ein. „Beide Seiten haben Rechte“, sagte er. „Auch die Fans.“

Axel Hellmann, der Vorstandssprecher der Eintracht, ist ein Freund der Fans und hat sich zeit seines Wirkens immer auch für die Belange der zahlenden Kundschaft auch und vor allem auf den Stehplätzen eingesetzt. Ihn würdigte Watzke besonders: „Axel, Du bist die Lokomotive des Ganzen.“

Dass die Frankfurter Polizei am Tag der großen Feier die Wohnungen von mehreren Dutzend Personen durchsucht hat, die sich am 25. November des vergangenen Jahres vor dem Bundesligaspiel der Eintracht gegen den VfB Stuttgart an den Ausschreitungen beteiligt haben sollen, war in der Alten Oper kein Thema. Gleichwohl ist es eines, denn die Polizei hat von den insgesamt 42 Beschuldigten für 36 Tatverdächtige Stadionverbote angeregt. Ob der Klub diese umzusetzen gedenkt, war weder am Dienstag noch am Mittwoch in Erfahrung zu bringen. Auf F.A.Z.-Anfrage teilte die Eintracht mit, dass sie aktuell die Lage verifiziert und sich zeitnah dazu äußern will.