Stagnation statt Fortschritt :
Kein Licht am Horizont bei der Eintracht

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Als polyvalent gelobt: Tuta trifft – und sieht später Rot.
Eintracht Frankfurt will besser Fußball spielen, doch an der Umsetzung hapert es nach wie vor. Sportvorstand Krösche fordert Fortschritte – und spielt auf Zeit. Trainer Dino Toppmöller bekommt eine Jobgarantie.

Kevin Trapp ist kein Meteorologe. Doch der Torhüter der Frankfurter Eintracht hat schon eine Vorahnung, „dass irgendwie eine sehr, sehr negative Wolke über uns schwebt“. Eine Beobachtung, die Trapp nicht erst seit dem Remis gegen Werder Bremen gemacht hat. Auch in den Vorwochen, in denen die Eintracht im erstklassigen Kerngeschäft Bundesliga gefordert gewesen war, hat die Mannschaft nur selten das Potential gezeigt, das ihr nachgesagt wird.

Einer der „spannendsten Kader der Liga“, von dem unlängst rund um die vorzeitige Vertragsverlängerung von Sportvorstand Markus Krösche der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer gesprochen hatte, hat nicht den Bogen raus. Schon am Freitagabend, als das ernüchternde 1:1 perfekt war, hatte Krösche zum wiederholten Mal den Finger in die Wunde gelegt: „Wir müssen besser Fußball spielen.“ Zwei Tage später und rund 400 Kilometer weiter südlich saß Krösche als Gast der Sport1-Fernsehsendung „Doppelpass“ in einem Hotel am Münchner Flughafen und wandelte auch dort auf bekannten Pfaden. „Wir wissen, dass die Saison nicht wie am Schnürchen läuft“, sagte der 43 Jahre alte Manager, vertraglich nun bis Mitte 2028 an die Eintracht gebunden. „Wir müssen besser Fußball spielen.“

Zur Erinnerung: 28 Spielrunden sind schon in der Bundesliga absolviert. Zusätzlich gab es weitere Aufgaben für die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller in der Conference League sowie im DFB-Pokal. Die Saison neigt sich dem Ende zu, in Kürze ist Schluss. „Aber es braucht Zeit“, sagte Krösche. „Wir haben das Problem, dass wir nicht genug Kon­stanz an den Tag legen. Wir haben einen sehr großen Umbruch hinter uns“, sagte er fast schon entschuldigend, um anzufügen: „Wir wollten eine Blutauffrischung. Doch Veränderungen brauchen Zeit.“

Gegen Bremen hatte die Eintracht inklusive der Nachspielzeit insgesamt 99 Minuten Zeit, um Substanzielles zu erreichen. Doch mehr als ein Tor, erzielt vom späteren Rot-Sünder Tuta, kam nicht zustande. Dino Toppmöller fand es „enttäuschend und frustrierend, nicht mit einem Sieg rauszugehen. Heute wäre mehr drin gewesen.“ Das war es in der Vorwoche bei der Nullnummer gegen Union Berlin auch schon. Der Frankfurter Fußballlehrer beklagte in seiner Analyse „fehlende Deutlichkeit. Wir müssen im Abschluss ruhiger sein, auch technisch sauberer.“

Dass seinem aufgerückten Abwehrchef Robin Koch bei einer Kopfballaktion im Bremer Strafraum ein Strafstoß versagt wurde, wollte Toppmöller nicht verstehen. „Ein glasklarer Elfmeter“, sagte der Eintracht-Coach. „Robin wird geklammert.“ Der Pfiff von Referee Robert Hartmann jedoch blieb aus. Dass Eric Junior Dina Ebimbe zum wiederholten Mal in dieser Saison vorzeitig ausgewechselt werden musste, um den ungestümen Franzosen vor einer möglichen Hinausstellung zu bewahren, war auch aus Trainersicht ärgerlich. So wie auch die unbeherrschte Aktion von Tuta, der Agu in die Achillessehne trat und völlig zu Recht des Feldes verwiesen wurde. Trotzdem bekam der Brasilianer von Toppmöller später viel Lob zu hören. „Er hat ein top Spiel gemacht. Durch seine Polyvalenz ist er ein sehr wichtiger Spieler für uns.“ Weil Ellyes Skhiri kurzfristig ausgefallen war, rückte Tuta aus der Dreierkette vor die Abwehr – und Neuzugang Nnamdi Collins kam so auf dem rechten Verteidigerposten zu seinem überraschenden Profidebüt. „Collins hat das ordentlich gemacht“, sagte sein Trainer. „Er ist ins kalte Wasser geschmissen worden.“

Wieder kein Sieg und nun schon zwölf Mal unentschieden gespielt: Tabellenplatz sechs, auf dem die Eintracht seit Weihnachten verharrt, wirkt wie zementiert. Doch das Restprogramm hat es in sich. Schon am kommenden Samstag bekommt es Toppmöllers Truppe beim VfB Stuttgart mit einer Mannschaft zu tun, der in dieser Saison fast alles gelingt. „Wir sind in einem Jahr des großen Umbruchs. Wir müssen jetzt Fortschritte machen“, forderte am Sonntag Sportvorstand Krösche, der bestätigte, dass Toppmöller auch in der kommenden Saison Trainer der Eintracht sein wird. „Ja, weil wir einfach glauben, dass der Weg der richtige sein wird.“