Sieg für Formel-1-Weltmeister :
Verstappen ist nicht zu bremsen in Japan

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„Das Auto wurde immer besser während des Rennens“: Max Verstappen
Nach der Panne in Melbourne ist der Weltmeister der Formel 1 wieder in der Erfolgsspur. Max Verstappen siegt in Japan. Ferrari festigt seine Rolle als erstbester Verfolger. Mercedes bricht ein.

Und was ist die Lehre des Großen Preises von Japan? Dass Max Verstappen, wenn er im Rennen bleibt, scheinbar nicht zu schlagen ist. Zwei Wochen nach der Panne in Melbourne bremste den Weltmeister im Red Bull nichts auf dem Weg zum dritten Sieg im vierten Rennen der Saison. Er siegte vor seinem Teamkollegen Sergio Perez und Carlos Sainz (Ferrari).

Sein dritter Sieg auf der „schnellen“, von den Piloten geliebten Piste von Suzuka beschert ihm nach der Nullrunde von Australien 25 Punkte und einen Bonus für die schnellste Runde auf der Japantour. In der Fahrerwertung liegt er mit 77 Punkten auf Rang eins vor Perez (64) und Charles Leclerc (Ferrari/59). „Das Auto wurde immer besser während des Rennens“, erzählte Verstappen lächelnd, „so kann es weitergehen.“

Unfall stoppt das Feld früh

Perez bekam am Sonntag zwei Chancen, auf den ersten Metern am Weltmeister vorbeizuziehen. Denn zwanzig Sekunden nach dem ersten Start hatte Alex Albon im Williams auf der Außenseite dem Australier Daniel Ricciardo (Racing Bull) zu wenig Platz in einer Linkskurve gelassen. Einen Augenblick später hingen beide Boliden in den Reifenstapeln. Die Piloten kletterten unversehrt aus ihren demolierten Boliden, sahen aber keinen Grund, von Glück im Unglück zu sprechen.

Eher missmutig verfolgten sie nach den Aufräumarbeiten eine knappe halbe Stunde später die zweite Abfahrt aus dem Stand – als Zuschauer. Und sahen, wie Verstappen seine Pole-Position zum zweiten Mal vor dem Teamkollegen erfolgreich verteidigte. Armer Perez. So nah beim Qualifying am Samstag herangekommen an den Chefpiloten von Red Bull, auf 66 Tausendstelsekunden. Die marginale Verspätung am Samstag wertete der Mexikaner als ultimative Aufforderung: „Volle Attacke.“

Es geht, schon so früh in der Saison, um seine Zukunft. Der Vertrag läuft zum Ende des Jahres aus. Red Bull wird sich, unabhängig von Verstappens Weg, nach einer besseren Lösung umschauen, falls Perez wie im vergangenen Jahr Konstanz auf hohem Niveau vermissen ließe. Im Kampf um die Konstrukteursmeisterschaft sollte der zweite Mann so oft Zweiter werden wie der erste Erster.

Kein leichtes Spiel für Verstappens Stallgefährten. Aber in Japan reichte es zum dritten Doppelerfolg. Perez ist auf Kurs. „Meine Starts haben nicht gereicht, Max zu schnappen“, sagte er dem TV-Sender Sky bedauernd, „ich musste im Rennen immer mal wieder Druck machen, mir fehlte zwischendurch die Balance, aber ich bin zufrieden. Ich habe ein gutes Momentum.“

Ein kleiner Fahrfehler von Perez

Auch beim zweiten Start blieb es bei der Reihenfolge der Aufstellung: Verstappen vor seinem Ko-Piloten, Lando Norris im McLaren und Carlos Sainz (Ferrari), gefolgt von Fernando Alonso im Aston Martin und Oscar Piastri (McLaren). Ein illustrer Zug mit Arrivierten wie Hochbegabten, von denen fünf am Sonntag eines einte: nicht mithalten zu können mit dem Mann an der Spitze.

Nach 14 von 53 Runden führte Verstappen mit gut fünf Sekunden Vorsprung allein vor dem ersten Verfolger im identischen Auto. Dazu hatte ein kleiner Fahrfehler von Perez in der zweiten Denger-Kurve beigetragen, aber vor allem die Fähigkeit des Niederländers, unter denselben Bedingungen schneller über die Runden zu kommen. Technik hin oder her, im Rennstall des Weltmeisters zeigte der Champion wieder Ründchen um Ründchen, dass dieser Mensch in der Maschine einen Unterschied macht.

Und was die Menschen in Strategiezentrale ihm nehmen könnten, wenn sie nicht höllisch aufpassen. Verstappen ließen sie bis zur 17. Runde kreisen, fast zu lang, ehe sie den dreimaligen Weltmeister zum Reifenwechsel (Mediummischung) an die Box riefen. Das reichte so gerade, den früher auf frische Pneus umgerüsteten McLaren von Norris hinter sich zu halten.

Die Engländer sprengten zwischenzeitlich die Phalanx von Red Bull mit kluger Taktik. Während Perez ein paar Runden hinter Norris festhing, zog Verstappen aber das Tempo an und entfernte sich. Zur Hälfte des Grand Prix über 307 Kilometer führte er mit zehn Sekunden, im Ziel waren es, clever kontrolliert, dreizehn.

„Mehr war nicht drin heute“

Verstappen suchte sein Heil mit einer gut kalkulierten Flucht. Denn die Konkurrenz, Leclerc im Ferrari, spekulierte mit einem anderen Rennplan: mit einem Boxenstopp statt mit zweien. Die Simulation des Rennens am Freitag beim Training bestärkte die Italiener, auch Mercedes, Red Bull mit dieser Variante auf den Fersen bleiben zu wollen.

Dabei ging es weniger um eine Attacke auf Verstappen. Leclerc, nur von Position acht aus losgefahren, hatte Perez im Visier. Immer auf den weitaus Zweitbesten bei Red Bull. Aber der gab sich keine Blöße, zog nach seinem zweiten Boxenstopp mit frischen Reifen schnell an Leclerc vorbei wieder auf Position zwei hinter dem enteilten Verstappen.

Nichts Neues in der Szene also. Allein Ferrari festigte seine Rolle als erstbester Verfolger. Carlos Sainz, Sieger vor zwei Wochen in Melbourne, kam (mit zwei Stopps) noch am Teamkollegen vorbei auf Rang drei. „Es war schwierig, hier im Verkehr zu überholen. Mehr war nicht drin heute“, sagte der Spanier.

Er wird auf Sicht aussortiert bei Ferrari zugunsten von Lewis Hamilton 2025 und lächelte doch wieder, während sein Teamchef Fred Vasseur eher nur halbwegs zufrieden wirkte. Zwanzig Sekunden Rückstand hinter Verstappen entsprechen einer Deklassierung, sieben hinter Perez sind auch keine Empfehlung für große Sprünge etwa beim nächsten Rennen in China Ende April.

„Ein horrender erster Stint“

Hinter der Scuderia bestimmt die Tagesform die Reihenfolge, diesmal mit McLaren dank Norris (5.) vor Aston Martins Galionsfigur Fernando Alonso (6.). Mercedes brach ein und seine Ein-Stopp-Strategie ab. Der Serienweltmeister vergangener Jahre kommt auch 2024 nicht voran, im Gegenteil. In Japan erreichte George Russell als Siebenter das Ziel, Rekord-Weltmeister Lewis Hamilton wurde Neunter. Sie brauchten auf dem Weg ins Ziel mehr als 44 Sekunden länger als der Sieger. Es geht rückwärts.

„Ein horrender erster Stint, sehr schlecht, wir haben wohl eine halbe Minute verloren“, sagte Teamchef Toto Wolff, „das Resultat ist schlecht, aber nachher waren wir viel besser. Wir haben eine Watschn bekommen, was das Ergebnis betrifft. Aber wir haben viel gelernt.“

Das galt am Sonntag zwischenzeitlich auch für Nico Hülkenberg im Haas. Beim ersten Start kam er von Rang zwölf noch auf den zehnten voran, nach dem zweiten fiel er weit zurück und beendete seine Tour in Suzuka doch mit letztem Schwung als Elfter: „Die Strecke liegt uns nicht. Ich sehe es insgesamt nicht so schlecht.“