Streit um Klub-WM im Fußball :
Spielergewerkschaft droht FIFA mit Klage

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Große Pläne: FIFA-Präsident Gianni Infantino
Im Sommer 2025 soll zum ersten Mal die Klub-WM der FIFA stattfinden. Die Interessenvertretungen von Ligen und Spielern protestieren mit Blick auf die zusätzliche Belastung – und drohen mit Klage.

Fußball-Weltmeisterschaften bringen die Menschen zusammen, auch die Fußball-Funktionäre. Die WM in Qatar im Dezember 2022 ging in ihre letzte Woche, da saß der Präsident der Fédération Internationale de Football Association, Gianni Infantino, dem Spanier David Aganzo gegenüber.

Der frühere Profi war im Jahr zuvor zum Präsidenten der Spielergewerkschaft FIFPro gewählt worden, und an jenem 11. Dezember in Doha unterzeichneten der FIFA-Präsident Infantino und der FIFPro-Präsident Aganzo eine Absichtserklärung. „Es gibt“, zitierte die FIFA ihren Präsidenten auf ihrer Website, „wichtige Angelegenheiten, die immer Gespräche erfordern, und Herausforde­rungen, für die Lösungen gefunden werden müssen.“ Man beabsichtige, langfristig eng zusammenzuarbeiten.

Gut 500 Tage später lässt sich sagen: Daraus ist mittelfristig nichts geworden. Im Gegenteil. Die FIFA-Mitglieder treffen sich in dieser Woche in Thailands Hauptstadt Bangkok, zunächst die Ratsmitglieder an diesem Mittwochvormittag, am Freitag dann der Kongress der Delegierten aus 211 FIFA-Mitgliedsverbänden. Es geht, wie immer im Fußball, um die Zukunft, also um mehr Geld als in der Vergangenheit.

Infantino plant seinen bislang größten Deal

Die Frauen-WM 2027 wird vergeben werden, vom Kongress am Freitag, der Deutsche Fußball-Bund hätte sie gerne, gemeinsam mit den Belgiern und Niederländern; doch Favorit ist Brasilien. Auf der Ratssitzung am Mittwoch geht es unter Tagesordnungspunkt 3.4 um die Zukunft, genau: ­Zukunft des Kalenders und der Wettbewerbe. Und zu diesem Punkt hatte die FIFPro gemeinsam mit der World Leagues Association (WLA), einem Interessenbündnis von 36 professionellen Fußball-Ligen aus aller Welt, unter ihnen die maßgeblichen europäischen, Anfang des Monats einen Brief an Infantino und seinen Interims-Generalsekretär Mattias Graf­ström geschickt.

Denn für die Zukunft, den Sommer 2025 schon, plant Infantino seinen bislang größten Deal: Die erste Klub-Weltmeisterschaft mit 32 Mannschaften, ausgetragen vom 15. Juni bis 13. Juli in den Vereinigten Staaten, übertragen von Apple. Über den fortgeschrittenen Stand der Verhandlungen und die im Raum stehende Summe von einem Umfang von einer Milliarde Dollar berichtete Ende April die „New York Times“.

Mit dem Turnier will Infantino die FIFA und ihre Mitglieder an den Erträgen teilhaben lassen, die von den besten Fußballspielern der Welt in den besten Mannschaften der Welt eingespielt werden. Erträge, wie sie vor allem die Europäer und ihre UEFA mit der Champions League einspielen.

FIFPro und WLA haben den FIFARat aufgefordert, die Klub-WM neu zu terminieren, über die Abstellungsperioden für den Zeitraum 2024 bis 2030 neu zu verhandeln und die Plänen für den Interkontinental-Cup, im Grunde die Fortsetzung des Formats der bisherigen Klub-WM am Ende des Jahres, zu beerdigen.

„Die derzeitige Strategie der FIFA, die eigenen Wettbewerbe auszuweiten“, heißt es in dem Schreiben, „führt dazu, dass der Terminplan mehr als gesättigt ist, bis an den Punkt, dass es den heimischen Ligen unmöglich ist, ihre eigenen Wettbewerbe zu organisieren. (...) Es kann von Spielern und Ligen nicht erwartet werden, dass sie sich den FIFA-Entscheidungen einfach ,anpassen‘, die von deren Geschäftsstrategie getrieben sind.“ Kurzum: FIFPro und WLA drohen mit Klage, FIFPro-Vertreter bekräftigen in vertraulichen Gesprächen, sie meinten es wirklich ernst mit der Drohung.

Die Stoßrichtung einer möglichen Klage lässt sich dem Schreiben an Infantino und Grafström entnehmen. Darin wird auf den der FIFA „immanenten Interessenkonflikt“ verwiesen, dem sie sich aussetze, in dem sie als Veranstalter von Wettbewerben und deren Regelsetzer auftrete.

Es könnte letztlich, wie etwa im Super-League-Fall, dem Europäischen Gerichtshof zufallen, sich ein weiteres Mal mit kartellrechtlichen Fragen zu Markt, Macht und dem Missbrauch marktbeherrschender Positionen aus­einanderzusetzen. Das Schreiben von WLA und FIFPro hatte Graf­ström im Namen der FIFA beantwortet. Der Kalender bleibe wie angedacht, er sei nach Konsultation aller relevanten Beteiligten aufgestellt worden.