Umworbener Fußballtrainer :
Xabi Alonso beendet Spekulationen um seine Zukunft

Von Jörg Strohschein, Leverkusen
Lesezeit: 3 Min.
Bleibt auch in der kommenden Saison Trainer von Bayer Leverkusen: Xabi Alonso
Der FC Bayern München hätte ihn gerne verpflichtet, auch andere Spitzenklubs waren an Xabi Alonso von Bayer Leverkusen stark interessiert. Der Spanier aber will seine Arbeit und den eingeschlagenen Weg fortsetzen.

Xabi Alonso hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen. Auf dem Weg auf das Podium der Pressekonferenz ging der Trainer von Bayer 04 Leverkusen bestens gelaunt – und ohne irgendwelche Anzeichen von Stress oder gar Zweifeln. Dabei hatte Alonso eine für ihn, seine Familie und den Klub wegweisende Entscheidung getroffen. Vor der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) ergriff der Spanier dann auch das Wort in eigener Sache.

„Wir hatten zuletzt viele Spekulationen über meine Zukunft. Die internationale Länderspielpause wollte ich nutzen, um eine Entscheidung zu treffen“, sagte Alonso. „Das ist der richtige Platz. Ich bin ein junger Coach, und ich fühle, dass das gut ist. Mein Job ist hier nicht vorbei.“

Trotz der intensiven Bemühungen etwa vom FC Bayern und dem FC Liverpool aus der Premier League, Alonso für die kommende Saison als Cheftrainer zu gewinnen, wird der 42-Jährige ein weiteres Jahr unter dem Bayerkreuz arbeiten. Denn obwohl er einen Vertrag bis ins Jahr 2026 hat, soll er für seine früheren Klubs als Spieler eine Ausstiegsklausel besessen haben. „Ich habe versucht, die richtige Entscheidung zu treffen. Die Situation hier im Klub ist stabil. Ich bin glücklich“, so Alonso.

Der Spanier fühlt sich unter dem Bayerkreuz weiterhin bestens aufgehoben, kann trotz des Erfolgs recht unbehelligt von der Öffentlichkeit, aber dennoch auf hohem Niveau an seiner noch jungen Trainerkarriere arbeiten und weitere Erfahrungen sammeln. „Es war ein Prozess, wie sich das Team entwickelt hat. So habe auch ich mich entwickelt“, sagte Alonso. An welchem Fußball-Standort findet er sonst noch solche Voraussetzungen vor?

Alonso und Leverkusen: auf Meister-Kurs

Bislang erscheint das Verhältnis zwischen Klub und Alonso deshalb als geradezu perfekt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat der Spanier die Mannschaft innerhalb kürzester Zeit von Tabellenplatz 17 in der Vorsaison bis zum Meisterschaftskandidaten in dieser Spielzeit mit nun zehn Punkten Vorsprung von dem Tabellenzweiten, dem FC Bayern, geführt.

Acht Spieltage vor Saisonende dürfte den Leverkusenern der erste Meistertitel in der Vereinsgeschichte nun kaum noch zu nehmen sein. Derzeit 38 Pflichtspiele in Serie ohne Niederlage, in den zwei weiteren Wettbewerben (Europa League, DFB-Pokal) ebenfalls noch mit Titelchancen. Eine bemerkenswerte Bilanz des jungen Trainers, die auf den ersten Blick in Zukunft kaum zu übertreffen sein wird.

Doch Alonso sieht weiteres Potential in seinen Spielern, im gesamten Team. „Wir wollen uns weiterentwickeln. Wir wollen ambitioniert bleiben“, sagte Alonso und nannte damit einen Grund, weshalb er seine Entscheidung für die Rheinländer getroffen hat. Die Klub-Führung um Sportchef Simon Rolfes und Bayer-04-Chef Fernando Carro wollen die wohl einmalige Chance ergreifen, den Klub nachhaltiger national, aber auch international in dauerhaft ambitionierten Sphären zu etablieren. Es gebe laut Alonso das eindeutige Bekenntnis der Verantwortlichen, dass sich die sportliche Entwicklung auch im kommenden Jahr fortsetzen soll und alle Beteiligten das Projekt offensiv vorantreiben wollen. Mit anderen Worten: Bayer 04 wird weiteres Geld in die Hand nehmen, um die Mannschaft zu entwickeln. „Wir wollen den Klub auf ein anderes Level heben“, sagte Alonso. Der Ehrgeiz aller Beteiligten ist geweckt.

Das Bekenntnis Alonsos ist zudem ein deutliches Signal an die Spieler, dass sie darauf vertrauen können, in Leverkusen weiterhin eine Umgebung vorzufinden, in der sie sportlich auf höchstem Niveau agieren können. Für wichtige Spieler wie Florian Wirtz, Granit Xhaka, Jonathan Tah, Jeremie Frimpong oder auch Alejandro Grimaldo eine Sicherheit, die sie darin bestärken könnte, ebenfalls ihren Weg weiter in Leverkusen zu gehen.

Die Ausgangsvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft scheinen damit geschaffen zu sein. Nun geht es für die Werkself vor allem darum, den Erfolg bis über die Ziellinie zu bringen. „Wir haben noch zwei Monate zu gehen, das wird richtig intensiv“, sagte der Spanier. Bisher sei alles sehr gut gelaufen, aber: „Das Wichtigste ist das Spiel gegen Hoffenheim. Wir haben eine super Position, die nächsten drei, vier Spiele sind der Schlüssel“, sagte Alonso.