Nach der Pandemie :
Das Büro ist nicht tot

Günter Murr
Ein Kommentar von Günter Murr
Lesezeit: 2 Min.
Das Büro ist nicht tot.
Jeder vierte Arbeitnehmer in Hessen ist zumindest zeitweise im Homeoffice. Vom erwarteten Bürosterben ist bisher aber nichts zu bemerken.

Als während des ersten Corona-Lockdowns vor drei Jahren plötzlich viele Arbeitnehmer ins Homeoffice wechselten, wurde bereits das große Bürosterben vorhergesagt. Ein Fünftel aller Büroarbeitsplätze könnte entfallen, lauteten die Prognosen. Für Frankfurt wurden düstere Szenarien mit leer stehenden Hochhäusern entworfen. Seither steht bei jedem Neubauprojekt die Frage im Raum, ob wir überhaupt noch neue Büroflächen brauchen. Der Gedanke ist nicht abwegig, denn jedes Bauvorhaben ist mit Ressourcenverbrauch verbunden.

Tatsächlich aber haben die Unternehmen nicht damit begonnen, im großen Stil ihre Mietflächen zu reduzieren. Zwar wurde 2022 in Frankfurt rund 22 Prozent weniger Bürofläche vermietet als im langjährigen Mittel, doch dürfte das vor allem mit der aktuellen wirtschaftlichen Verunsicherung angesichts Inflation und steigender Zinsen zu tun haben. Für dieses Jahr rechnen Makler schon wieder mit ei­nem steigenden Umsatz – auch weil Räume gesucht werden, die ökologische Kriterien erfüllen.

Sterben mit Wiederauferstehung

Auch der auf den ersten Blick enorme Leerstand von 940.000 Qua­dratmetern ist kein Indiz für ein Bü­rosterben. Denn für Frankfurt ist dieser Wert vergleichsweise gering. In den vergangenen zehn Jahren waren im Schnitt sogar rund 1,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche ohne Nutzung. Fast die Hälfte des Leerstands entfällt auf Randlagen wie Kaiserlei, Mertonviertel oder Niederrad.

Dort haben es veraltete Gebäude mit schlechter Anbindung schwer. Denn Unternehmen wollen ihren Mitarbeitern ein attraktives Umfeld bieten. Das gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter motivieren wollen, aus dem Homeoffice ins Büro zurückzukehren. Vorbei ist die Zeit, in der es nur darum ging, möglichst viele Beschäftigte auf möglichst wenig Raum un­terzubringen.

Das Büro ist also nicht tot. Mit ei­ner kleinen Ausnahme: Der gesamte Flächenbestand in Frankfurt ist im vergangenen Jahr um rund ein Prozent auf 11,46 Millionen Quadratmeter gesunken. Darin schlägt sich un­ter anderem der Trend nieder, Büros in Wohnungen umzuwandeln. Solche Projekte sind vor allem in Randlagen zu finden, etwa in Rödelheim oder auf dem Sachsenhäuser Berg, die keine klassischen Bürostandorte und für Wohnen ohnehin viel besser geeignet sind. Ein solches Sterben mit Wiederauferstehung in neuer Form kann man sich für die Stadtentwicklung nur wünschen.