Kolumne: „Nine to five“ :
Zurück ins Büro, sofort!

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Schicke Bürowelten (Symbolbild)
Die kreative Truppe war geschockt, als ihre Chefin in strengem Tonfall verfügte, alle sollten nun wieder täglich im Büro arbeiten anstatt vom Homeoffice aus. Was war bloß mit ihrer Führungskraft passiert, die sonst so ganz anders tickte?

Die Mitarbeiter des kleinen Mittelständlers verstanden die Welt nicht mehr. Eigentlich war ihre Chefin, Frau W., neuen Arbeitsweisen gegenüber immer sehr aufgeschlossen gewesen. „New Work – das ist doch die Zukunft“, pflegte sie zu sagen, um dann darauf zu verweisen, dass man im Wettbewerb um die jungen Talente stehe und ihnen etwas anbieten müsse. Schon früh hatte sie in den Büros auf ein schickes Open-Space-Konzept gesetzt. Sitzsäcke, Whiteboards, Müsliecke und Tischtennisplatte – kaum etwas fehlte, und in der Mitte der luftig gestalteten Räume stand sogar eine Schaukel.

Flexible Arbeitszeiten ohne großartige Erfassung kamen Frau W. zupass, sie wollte intrinsisch motivierte Leute, die nicht ständig auf die Uhr sahen, und Kreative, von denen sie wusste, dass sie sich ohnehin nur schwer Vorschriften machen ließen. Die Truppe hatte schon immer dann gearbeitet, wann sie wollte und – nach der Corona-Pandemie – auch wo sie wollte.

Manche waren gar nicht mehr aus dem Homeoffice zurückgekehrt, andere erschienen mittlerweile wieder häufiger im Büro, wenn auch oft nur halbtags und indem sie den Bürotag mit einem Mittagessen in der Kantine begannen.

Klimbim nicht umsonst angeschafft

So war die Mannschaft regelrecht geschockt, als Frau W. verkündete, dass von sofort an wieder Büropflicht herrsche. In strengem Tonfall und per Rundmail teilte sie mit, dass zum nächsten Monatsersten, also unverzüglich, wieder jeder und jede physisch am Arbeitsplatz zu erscheinen habe. Ansonsten gebe es Abmahnungen. Die Firmenzentrale sei nun mal der Arbeitsort, das stehe so in den Verträgen, und schließlich habe sie Tischtennisplatte, Schaukel und „Klimbim“ (so drückte sie sich wörtlich aus) nicht umsonst angeschafft. Zum Auftakt gebe es eine Mitarbeiterversammlung im großen Tagungsraum.

Mürrisch erschien die Truppe am Montagmorgen in ebendiesem Tagungsraum, mit langen Gesichtern, doch halbwegs vollständig. Frau W. stand vor dem Whiteboard. Sie hielt einen grünen Textmarker in der Hand, grinste breit und schrieb nur zwei Wörter an: April, April.