Auswertung zum Homeoffice :
„Mit dem Ende der Pandemie wird die Arbeit hybrider“

Von Christian Geinitz, Berlin
Lesezeit: 2 Min.
Aktuell berichteten 62 Prozent der Männer, den Arbeitsort gut vom Privatleben abgrenzen zu können, jedoch nur 55 Prozent der Frauen.
Einer Studie der Uni St. Gallen und der Krankenkasse Barmer zufolge arbeiten wieder weniger Beschäftigte im Homeoffice. Die Balance zwischen Büro und zu Hause zu finden ist gar nicht so leicht – und viele Aspekte wollen beachtet werden.

Die Corona-Pandemie soll der Büroarbeit von zu Hause aus den Durchbruch gebracht haben, auch für normale Zeiten außerhalb der Krankheitswellen. Diese Vorstellung scheint sich nur in Teilen zu bewahrheiten. Einer noch unveröffentlichten Studie der Universität St. Gallen und der Krankenkasse Barmer zufolge, deren Auswertung der F.A.Z. vorliegt, ist die Tätigkeit im sogenannten Homeoffice stark zurückgegangen.

Während der Hochzeit der Pandemie hätte die Beschäftigten in Deutschland deutlich mehr als ein Drittel ihrer Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden verbracht. Bis zum Herbst vergangenen Jahres sei dieser Anteil dann auf etwa 28 Prozent gefallen. Für die Studie „social health@work“ wurden bis September 2022 mehr als 12.000 Beschäftigte aus 22 Branchen in ganz Deutschland befragt.

Im September herrschte die fünfte Krankheitswelle. In Welle eins der Studie im Juli 2020 betrug der Quotient 26 Prozent, wuchs dann in Welle zwei im Januar 2021 auf 34 und in Welle drei im Juli 2021 auf den Höchststand von 37 Prozent. Für Welle vier im Januar 2022 haben die Forscher 35 Prozent festgestellt. Trotz des Rückgangs nehmen gemischte Arbeitsmethoden zu, bei denen einige Beschäftige online, andere in Präsenz tätig sind. Derzeit folgen 40 Prozent diesem Modell.

„Mit dem Ende der Pandemie wird die Arbeit hybrider. Es wird weiter im Homeoffice, aber auch wieder mehr im Büro gearbeitet“, sagt Christoph Straub, der Vorstandsvorsitzende der Barmer. „Für Unternehmen bringt die aktuelle Arbeitssituation neue Herausforderungen mit sich. Sie sind aufgefordert, mobiles Arbeiten nach der Pandemie gesund, erfolgreich und nachhaltig zu gestalten.“

„Abgrenzung des Arbeitsortes vom privaten Umfeld ist im Homeoffice wichtig“

In 49 Prozent der Fälle nähmen derzeit alle Mitarbeiter in Präsenz teil, in 17 Prozent sind die meisten anwesend, wenige online, in 10 Prozent Hälfte-Hälfte. In 14 Prozent folgen aber alle über Videokonferenz, in 11 Prozent die meisten. Den Ergebnissen nach schaffen es im Homeoffice Tätige heute besser als früher, Arbeit und Privatleben zu trennen. Das wirke sich direkt auf die Gesundheit aus, weil dadurch Stress vermieden werden könne. „Vor allem die Abgrenzung des Arbeitsortes vom privaten Umfeld ist im Homeoffice wichtig, um die Gesundheit der mobil Arbeitenden zu schützen“, sagt Studienautor Stefan Böhm von der Universität St. Gallen. Diese Abgrenzung gelinge Männern besser als Frauen.

Aktuell berichteten 62 Prozent der Männer, den Arbeitsort gut vom Privatleben abgrenzen zu können, jedoch nur 55 Prozent der Frauen. Vor allem die Beschäftigten, die ihre Arbeit im Homeoffice mit einer aktiven Freizeitgestaltung verbinden könnten, hätten dadurch gesundheitliche Vorteile. Ihre Stressbelastung werde deutlich geringer. Dieser Vorteil vergrößere sich noch, wenn es den Beschäftigten gelinge, sich zu Beginn eines Arbeitstages „mental auf ihre Arbeit im heimischen Umfeld einzustellen“. Das senke das Stresslevel zusätzlich.

Aus der Studie geht des Weiteren hervor, dass gesunde mobile Arbeit neben anderen Faktoren wesentlich davon abhängt, wie gut sich Mitarbeiter einbezogen fühlen. Ein „inklusives Teamklima“ wirke sich positiv auf die Gesundheit aus. Dasselbe gelte für die Arbeits- und Karrierezufriedenheit und die Arbeitsleistung. Zugleich sinkt dadurch der Wunsch der Beschäftigten, ihre Stelle zu kündigen.