Herzblatt-Geschichten :
Er zeigt ihr seinen Wurm

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Hat seiner Frau jetzt erst seinen Wurm gezeigt: David Beckham (mit Victoria Beckham).
Ist Harry Kane nur einen Meter groß? Sind Marcel Reif und Günther Jauch die größten Knauserer unter der Sonne? Und ist Josef Ackermann wirklich sensibler geworden? Die Herzblatt-Geschichten.

Ein fester Bestandteil der Herzblätter sind Werbeanzeigen für Pharmaprodukte, gewöhnlich schlicht gestaltet mit teils fragwürdigen Behauptungen. Eine solche Doppelseite haben wir diese Woche in „Das neue Blatt“ entdeckt, wo das vermeintliche Wundermittel Krillkapseln beworben wird. Da findet sich dann ein Text mit dem Hinweis „Der gute Rat von der Apothekerin“ mit dem Foto einer blonden Frau mit weißem Kittel, die allerdings anonym bleibt. „Die Apothekerin“ schließlich ist Autorität genug, da braucht es nicht noch einen Namen.

Eine andere blonde Frau allerdings, die hier interviewt wird, trägt einen Namen: Tina Sampalis wird vorgestellt als Wissenschaftlerin und als „weltweit die Krill-Expertin“. Weil wir uns im Krill-Expertenwesen nicht auskennen, haben wir den Namen mal gegoogelt und sind auf Seiten gestoßen, die sie als Angestellte einer kanadischen Pharmafirma ausweisen – sowie auf die Nachrufseite einer kanadischen Zeitung, der zufolge Sampalis vor vier Jahren gestorben ist. Unser herzliches Beileid – aber sollte man, falls dies der Wahrheit entspricht, die Anzeige womöglich mal überarbeiten? Und was lässt sich daraus hinsichtlich der Seriosität des Produkts schließen?

Jugendfreies für die Eltern

Nicht die ganze Wahrheit erfahren laut „Bild“ die Eltern der „Bridgerton“-Schauspielerin Nicola Coughlan, die in ihrem Vertrag eine „ungewöhnliche Sex-Klausel“ habe: „Für ihre streng katholischen Eltern bekommt sie eine jugendfreie Schnittfassung, in der die expliziten Sex-Szenen ihrer Tochter entfernt wurden.“ Das ist fürsorglich. Wir fragen uns, ob es auch „Tatort“-Kommissare gibt, die ihren sensiblen Angehörigen ihre Fälle ganz ohne Morde präsentieren, oder ob die „Fack Ju Göhte“-Crew ihren Lieben eine Kurzfilmfassung ganz ohne Flüche vorgeführt hat. Oder womöglich gar mancher Pornodarsteller seiner Familie eine stinknormale Filmkarriere vorgaukelt. Mit Werken, die allesamt recht unvermittelt abbrechen, nämlich immer an der Stelle, wo einer der Protagonisten den anderen fragt, ob ihm gerade auch so heiß sei.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
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Derart in Gedanken, stutzen wir erst einmal bei einem Satz, den laut „Gala“ Victoria Beckham geäußert hat: „Nach 25 Jahren zeigt David mir seinen Wurm“ – verdammt spät, meinen wir, zumal das Paar vier Kinder hat. Dann aber lesen wir weiter und erfahren, dass sie mit diesen Worten „eine Breakdance-Einlage ihres Mannes“ kommentiert habe, da gibt es offenbar einen Move namens „Worm“. Wieder was gelernt.

Ist weich und sensibel geworden: Josef Ackermann
Ist weich und sensibel geworden: Josef AckermannStefan Boness

„Wie viele Kompromisse tun einer Partnerschaft gut?“, will „Bunte“ von Prominenten wissen. Schauspielerin Tina Ruland findet, natürlich „darf auch nicht immer nur ich diejenige sein, die Kompromisse eingeht“, und da hat sie gewiss recht: Zu zweit sollte man beim Kompromissschließen schon sein. Auch ihr offenkundig belesener Kollege Nick Wilder antwortet. „Ich habe dazu ein Zitat von Rainer Maria Rilke, das ich passend finde: ‚Eine gute Ehe ist die, in welcher jeder den anderen zum Wächter seiner Einsamkeit bestellt und ihm dieses größte Vertrauen beweist, das er zu verleihen hat.‘“ Tolles Zitat, Rilke halt. Passt nur, ehrlich gesagt, null zu dem Punkt mit den Kompromissen. Nächstes Mal sollte Rilke etwas genauer auf die „Bunte“-Frage eingehen.

„Günther ist der größte Knauserer unter der Sonne“

Der „Bild“-Briefeonkel Franz Josef Wagner wendet sich derweil an die „lieben Heidenheimer“, deren Fußballmannschaft kürzlich den FC Bayern besiegt hat, und schreibt über Harry Kane: „100 Millionen ist er wert. Habt ihr Heidenheimer jemals ein Lebewesen gesehen, wo jeder Zentimeter seines Leibes eine Million wert ist?“ Wenn wir es richtig geprüft haben, wäre Harry Kane nach Wagners Berechnung exakt einen Meter groß. Erstaunlich, dass er dennoch so viele Tore schießt.

Der mit Millionen auch gut vertraute Josef Ackermann preist im „Bunte“-Interview seine Frau: „Sie hat mich weicher und sensibler gemacht gegenüber Menschen, die nicht so leistungsfähig sind.“ Wie weich und sensibel er jetzt ist, merkt man ja bereits an diesem Satz. Früher hätte er das so formuliert: „Ich komme jetzt sogar mit totalen Versagern klar.“

Laden Sie ihn ein, bringt er Duftkerzen mit: Marcel Reif.
Laden Sie ihn ein, bringt er Duftkerzen mit: Marcel Reif.dpa

Ebenfalls über finanzielle Dinge hat Marcel Reif in einem Podcast gesprochen, wie „Das goldene Blatt“ reportiert. Über seinen alten Kumpel Günther Jauch habe er darin gesagt: „Günther ist der größte Knauserer unter der Sonne, hat einen Igel in der Tasche.“ Autsch! Regelmäßige Besuche statte er Jauch trotzdem ab, so Reif: „Wie es sich gehört, bringe ich ihm und seiner lieben Frau Thea immer etwas mit: eine Duftkerze oder irgendeinen Nippes. Für mich gehört sich das, wenn ich eingeladen werde.“ Duftkerzen, Nippes? Könnte es sein, Herr Reif, dass in Ihrer Tasche ebenfalls solch ein Igelchen haust?

In diesem Zusammenhang fällt uns gerade ein Zitat von Rainer Maria Rilke ein: „Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen.“ Gut, so ganz passend ist das vielleicht jetzt doch nicht. Klingt aber schön, oder?