König Charles III. :
15 Dinge, die Sie schon immer über die Krönung wissen wollten

Lesezeit: 6 Min.
Königliche Enthusiasten campieren am Freitag auf der Mall, einem Teil der königlichen Prozessionsroute.
Wie woke ist die Krönung? Wie schmeckt die Quiche? Was kostet eigentlich das ganze Spektakel – und wer zahlt es? 15 Fun Facts – und alles Wichtige – zur Krönung von König Charles III.

Wann geht’s los?

Die Zeremonie in der Westminster Abbey ist klar getaktet. 11 Uhr (Ortszeit) An­kunft des Königspaars, 12 Uhr Krönung von Charles III. durch den Erzbischof von Canterbury, 13 Uhr Fahrt in der goldenen Kutsche zum Buckingham-­Palast. Bei Königin Elisabeth II. 1953 dauerte alles eine Stunde länger.

Welche Kronen kommen zum Einsatz?

Im Verlauf ihrer ein Jahrtausend währenden Geschichte haben englische Könige und Königinnen allerhand Kronen ge­sammelt – und wieder verloren. Die St.-Edwards-Krone, die der Erzbischof von Canterbury auf das Haupt von Charles III. setzen wird, ist eine Nachahmung jener englischen Ursprungskrone, die auf Edward den Bekenner zurückgeht, den vorletzten angelsächsischen König vor der Eroberung Englands durch die Normannen im Jahre 1066. Die Edwards-Krone wurde in den englischen Revolutionswirren Mitte des 17. Jahrhunderts auf Befehl Oliver Cromwells zerstört und eingeschmolzen, nach der Rückkehr des Königtums unter Charles II. im Jahre 1660 jedoch wieder so originalgetreu wie möglich rekonstruiert. Und obwohl ihr Gewicht in jüngerer Zeit von 2,6 auf 2,2 Kilo reduziert wurde, eignet sich das mit mehr als 400 Diamanten besetzte massiv goldene Prunkstück nicht für längere Spaziergänge. Daher wird der König dem Beispiel seiner Mutter Elisabeth II. vor 70 Jahren folgen und die Krönungs-Krone für die Auszugs-Prozession aus der Westminster Abbey und die folgende Kutschfahrt durch die Imperial-State-Krone ersetzen, ein leichteres Modell (rund ein Kilo), das 1838 für die Krönung Königin Victorias angefertigt wurde. Diese Krone präsentiert trotz ihres geringeren Ge­wichts noch kostbarere Edelsteine, darunter den Rubin des Schwarzen Prinzen und den Diamanten Cullinan II.

Was haben die Schotten mit dem Thron zu tun?

Der Stuhl, auf dem König Charles III. Platz nehmen wird, um die Insignien seiner Herrschaft zu empfangen, ist ein älteres Möbelstück mit allerlei abgestoßenen Kanten. Edward I. (nicht mit Edward dem Bekenner zu verwechseln) soll Ende des 13. Jahrhunderts den Auftrag gegeben haben, einen Krönungsstuhl zu tischlern, der unter der Sitzfläche einen großen Sandsteinblock beherbergen kann – den „Stone of Scone“, den Krönungsstein der schottischen Könige, den die Engländer damals gerade den Schotten abgejagt hatten. Der Stein, in den ein schlichtes Kreuz gemeißelt ist, soll der Legende nach aus dem Heiligen Land stammen; Geologen haben allerdings mittlerweile festgestellt, dass diese Art von Sandstein in Israel unbekannt ist, während sie in der Gegend um Perth nördlich von Edinburgh sehr häufig vorkommt. 1996 ist der Stein im Auftrag der britischen Regierung an die Schotten zurückgegeben worden, um de­ren nationale Aufwallungen zu besänftigen – gebunden an das Versprechen, ihn zur nächsten Krönung eines britischen Monarchen wieder nach London zu bringen. Noch ist er dort nicht eingetroffen.

Wer kommt alles?

Eingeladen sind 2000 Gäste, sehr viel weniger als bei der Krönung von Königin Elisabeth II., bei der es noch 8000 waren. Neben der engen Familie kommen auch Verwandte aus Deutschland, die über den verstorbenen Prinz Philip zur Familie gehören. Anreisen werden auch die niederländischen, spanischen, japanischen und jordanischen Königspaare sowie die Thronfolger von Dänemark und Norwegen und für Deutschland Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ebenso zu den Gästen gehört der frühere Mann von Königin Camilla, Andrew Parker Bowles, der bereits als Page an der Krönung von Elisabeth II. 1953 teilnahm.

Wer kommt nicht?

Es haben einige große Namen abgesagt. Joe Biden wird von seiner Frau vertreten; fehlen werden auch das norwegische Königspaar, die dänische Königin und Königin Silvia. Damit ist der schwedische König Carl XVI. Gustaf der einzige skandinavische Monarch, der zur Krönung anreist. Abgesagt hat auch Herzogin ­Meghan, um an diesem Tag den vierten Geburtstag ihres Sohns in Kalifornien zu feiern. Gar nicht erst eingeladen wurde Sarah Ferguson, die ehemalige Frau von Prinz Andrew. Glaubt man den Umfragen, hätten sich die meisten Briten auch dessen Fernbleiben gewünscht: 79 Prozent sind laut „Daily Mail“ dafür, dass Prinz Andrew ausgeladen wird. Erstaunliche 74 Prozent wünschen sich das Gleiche bei Prinz Harry.

Ist die Krönung woke?

Einem Königspaar, das alle Mitglieder einer modernen diversen Gesellschaft repräsentieren will, fällt es schwer, auf historische Riten und Traditionen zu­rück­zugreifen, ohne bei deren Anwendung den Vorwurf des Rassismus, Kolonialismus oder Paternalismus auf sich zu ziehen. Schon dass die Krönung selbst ein Ritus mit hundertprozentig christ­lichem Gottesbezug ist (das Salbungsöl wurde aus einem Olivenhain in Jerusalem gewonnen), könnte die muslimischen, hindu­istischen, jüdischen oder agnostischen Untertanen seiner Majestät Charles III. zurücksetzen. Daher sind zur Krönung immerhin ausdrücklich auch Lords des britischen Oberhauses in die Westminster Abbey eingeladen, die anderen Religionen anhängen. Auch Königin Camilla steht vor kniffligen Entscheidungen: Soll sie bei der Krönung als Zeichen ihrer Würde auch jenes Elfenbein-Zepter entgegennehmen, das seit dem 17. Jahrhundert alle Gemahlinnen der Könige bei dieser Gelegenheit in die Hand gedrückt bekamen? Oder soll sie Rücksicht nehmen auf die Kampagne ihres Schwiegersohns William zum Schutz von Wildelefanten, der einst geäußert haben soll, er würde am liebsten alles Elfenbein aus dem Buckingham-Palast verbannen? Eine Dorfälteste aus Botswana ist Camilla nun beigesprungen mit der vom „Daily Telegraph“ aufgegriffenen Ansicht, die Königin könne die Elfenbein-Rute ruhig annehmen; das sei doch einfach ein Symbol dafür, dass eine verantwortungsvolle Elefantenjagd auch heute nötig sei.

Von Charles und Camilla persönlich ausgewählt: die „Coronation Quiche“
Von Charles und Camilla persönlich ausgewählt: die „Coronation Quiche“dpa

Wie britisch ist die Coronation Quiche?

Bei der Krönung von Königin Elisabeth II. 1953 gab es das „Coronation Chicken“. Bei Charles III. ist es die „Coronation Quiche“, die am 6. Mai im ganzen Land gekocht werden soll. Kaum war das Rezept bekannt, gab es schon Kritik. Warum eine Quiche? Ein französisches Gericht mit deutschen Wurzeln, das aus der Lorraine stammt. Und wa­rum Estragon, das es nicht einmal in jedem Supermarkt zu kaufen gibt? Vermutlich hat der königliche Chefkoch – oder wer auch im­mer das Rezept kreierte – am Ende die Britannisierung des Gerichts verfügt und sie um die Zutat „broad beans“ ergänzt, was bei uns Saubohnen wären. Unsere Empfehlung: Greifen sie beim „Coronation Lunch“ auf die klassische Quiche zurück!

Was machen die Monarchie-Kritiker?

Ganz offensichtlich haben sich die ­Monarchie-Kritiker nicht die Klima­kleber als Vorbild genommen, um am 6. Mai im Stadtbild von London klarzuma­chen, dass sie die Institution für überflüssig halten. Man wolle keine Ab­läufe blockieren, wird Graham Smith, Chef der Anti-Monarchie-Organisation ­Repub­lic, in der „Times“ zitiert. Stattdessen wollen die bislang angemeldeten 1350 Protestler am Rande der Route, die das Königspaar von Westminster Abbey zum Buckingham-Palast nimmt, mit Megafonen „Not my king!“ skandieren.

Kann man sich Charles aus Schokolade kaufen?

Den König wird es auch aus Schokolade geben. Der Süßwarenhersteller Mars hat eigens eine Schokoladenbüste des ­Königs fertigen lassen. Aber nicht zum Naschen auf der Couch: Das Schokostück, an dem vier Wochen gearbeitet wurde, wiegt 23 Kilogramm, ist lebensgroß und nur ein Ausstellungsstück.

Was macht der König am Abend vor der Krönung?

Gibt es am 5. Mai noch einmal eine richtige Sause? Nein! Zwar wird sich Charles am Vorabend der Krönung mit den Führern des Commonwealth zu einem gemeinsamen Abendessen im Buckingham-Palast treffen, aber dieses um 18 Uhr verlassen, um sich zur Ruhe zu begeben. Der „Daily Mirror“ nennt es „6 pm bed­time curfew“ (deutsch: „Ausgangssperre vor dem Schlafengehen ab 18 Uhr“).

Rund elf Millionen Euro soll das ­Spektakel nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA Media kosten.
Rund elf Millionen Euro soll das ­Spektakel nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA Media kosten.Michael Pleesz

Welche Musik wird gespielt?

Während der Krönungszeremonie wird es ein vielfältiges Musikprogramm ge­ben, das Charles selbst ausgewählt hat, darunter griechisch-orthodoxe Musik in Erinnerung an seinen Vater, Prinz Philip. Außerdem begleiten unter anderem der Chor der Westminster Abbey und ein Gospelchor den Gottesdienst, bei dem zum Teil auf Walisisch gesungen wird. Auf dem Programm steht vor allem britische Musik aus insgesamt 350 Jahren.

Was steht auf der Coronation-Playlist?

Es gibt eine offizielle „Coronation ­Celebration Playlist“ für alle, die zu Hause feiern wollen; sie ist auf allen Musikdiensten abrufbar. Die Zusammenstellung soll „britische Künstler feiern“, heißt es. Dazu gehören unter anderen die Beatles, David Bowie und Ed Sheeran sowie die Gruppe Boney M. Deren Lieder wurden zwar von dem Deutschen Frank Farian geschrieben und in einem Offenbacher Studio aufgenommen, aber dass drei der Sängerinnen lange in Großbritannien lebten, scheint zu genügen. Wieder runtergenommen von der Playlist wurde das Lied „I’m Gonna Be (500 Miles)“ von den Proclaimers, weil zuvor offenbar jemand übersehen hatte, dass es sich bei den schottischen Sängern um ausgeprägte Kritiker der Mo­narchie handelt.

Was soll das Krönungs-Emoji?

Zur Krönung gibt es ein eigenes Emoji. Die bunte Animation der Edwards-Krone, die König Charles III. tragen wird, erscheint auf Twitter automatisch, wenn Nutzer #Coronation und ähnliche Hashtags verwenden.

Welche Rolle spielt Prinzessin Anne?

Eine besondere Rolle kommt Prinzessin Anne zu, der Schwester des Königs. Sie nimmt die „Gold Stick in Wait­ing“-Position ein. Als „persönliche Adjutantin“ seiner Majestät wird die 72-Jährige nach der Krönung hinter der Kutsche reiten und die Prozession mit 6000 Angehörigen der Streitkräfte anführen. Diese Rolle reicht bis in das 15. Jahrhundert zu­rück. Damals wurden zwei Offiziere (ein „Goldstab“ und ein „Silberstab“) in der Nähe des Monarchen platziert, um ihn vor Gefahren zu schützen. Der König wolle seine Schwester damit für ihre jahrelange unerschütterliche Loyalität auszeichnen, heißt es.

Was kostet der Spaß?

Rund elf Millionen Euro soll das ­Spektakel nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA Media kosten. Im ­Vergleich zur Krönung von Königin Elisabeth II. ist das recht günstig, denn dafür wurden 1953 um­gerechnet gut 25 Millionen Euro aus­gegeben. Und wer bezahlt? Der britische Staat.