Lansburgh und Hahn : Streiter gegen die Inflation
Heute mag man sich das kaum vorstellen: Als nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland die Große Inflation ihren Anfang nahm, reagierten viele Ökonomen völlig verständnislos. Mehrheitlich in historischen Untersuchungen geschult und mit zeitgenössischer Wirtschaftstheorie kaum vertraut, irrten sie orientierungslos durch die frühen Zwanzigerjahre. Eberhard Gothein, der angesehene Verfasser einer Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwalds, verstand überhaupt nicht, dass die Geldentwertung die Kaufkraft seiner Pensionsansprüche aufzehren würde. Mit einer umfassenden Erklärung des Kapitalismus befasst, lehnte Werner Sombart empört eine Anfrage ab, einen Vortrag über Inflation zu halten. Dies sei ein Thema für einen Bankpraktiker, befand der Gewaltige. Als Ökonom befasse er sich lieber mit wichtigen Themen. An die Stelle arrivierter Professoren traten in der Weimarer Republik mit Alfred Lansburgh (1872 bis 1937) und L. Albert Hahn (1889 bis 1968) zwei Außenseiter, die ihren Ruf dem klaren Blick für die Verheerungen einer schlimmen Inflation verdankten.