Nach abermaligem Skandal :
Kein Geld für die Documenta?

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Dauernachdenkliche Staatsministerin: Claudia Roth bei einer Diskussionsveranstaltung während der Buchmesse Frankfurt am 18. Oktober 2023
Ihr reicht es: Nach antisemitischen Äußerungen eines Documenta-Findungskommissionsmitglieds droht Kulturstaatsministerin Claudia Roth der Kasseler Weltkunstschau mit dem Ende der finanziellen Unterstützung des Bundes.

Weltkunstschau in Not: Am Montag trat das wegen antisemitischer Äußerungen in die Kritik geratene Documenta-Findungskommissionsmitglied Ranjit Hoskoté zurück. Bereits am Wochenende hatte die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger ihren Rücktritt aus der Kommission verkündet, den sie mit der aktuellen Situation im Nahen Osten begründete und der nicht im Zusammenhang mit der Debatte um Hoskoté stehe.

„Die aktuellen Entwicklungen rund um die Findungskommission der documenta 16 zeigen einmal mehr, wie lang der Weg zu einer konsequenten Aufarbeitung der documenta 15 noch ist“, erklärte der Geschäftsführer der Weltkunstschau, Andreas Hoffmann, nach dem Rücktritt Hoskotés. Es bedürfe einer konsequenten Distanzierung von jeglicher Form von Antisemitismus. „Die Ereignisse des Sommer 2022 dürfen sich nicht wiederholen. Nur so kann nach den Geschehnissen der documenta fifteen ein echter Neuanfang gelingen.“

Zudem droht Kulturstaatsministerin Clau­dia Roth der Documenta auch noch offen mit dem Ende der finanziellen Unterstützung des Bundes. Roth erklärte ferner, Zuschüsse werde es für die Documenta 16 im Jahr 2027 nur geben, „wenn es einen gemeinsamen Plan und sichtbare Reformschritte hin zu klaren Verantwortlichkeiten, einer echten Mitwirkungsmöglichkeit für den Bund und Standards zur Verhinderung von Antisemitismus und Diskriminierung gibt“. Sie sehe hier noch keine Grundlage erreicht.

Schlimmer als Roths Ausstieg wären Konsequenzen seitens des Landes Hessen

Bei der von mehreren Antisemitismusskandalen erschütterten vorigen Documenta lag die Beteiligung des Bundes bei 3,5 Millionen Euro, im Vergleich zu 21,5 Millionen der beiden Hauptgesellschafter Stadt Kassel und Land Hessen. Der verhältnismäßig geringe Anteil des Bundes würde die Documenta-Geschäftsführung weniger unter Druck setzen als Weichenstellungen der wohl scheidenden hessischen Kultusministerin Angela Dorn.

Diese hatte zwar noch am Presseeröffnungstag der Documenta 15 jegliche Hinweise auf die vom Kuratorenteam Ruangrupa zugelassenen und im Vorfeld der Schau vor allem von dieser Zeitung kritisierten Antisemitismen als Übertreibung einiger weniger Journalisten bezeichnet, war dann aber nach breitem Protest bald auf den Kurs der Kritik an den Kuratoren eingeschwenkt.