Pianist Walter Gieseking :
Er kam, sah und spielte

Von Rainer Peters
Lesezeit: 5 Min.
Wenn es je einen „glückhaften Virtuosen“ gab, dann ihn: Walter Gieseking 1947 in Wiesbaden
Sein Gedächtnis war unglaublich, seine Fingerfertigkeit auch. Nach 1945 hat man ihn zu Unrecht als „Nazi“ beschimpft, für Adorno war er schlicht „unübertrefflich“: Der Pianist Walter Gieseking ist nun auf einer Edition von 48 CDs zu bestaunen.

Das Schwerste war das Auswendiglernen, und das war nicht so schwer“, kommentierte Walter Gieseking die sechs Klavierabende mit allen Beethoven-Sonaten, die er über den Jahreswechsel 1915/16 – als Zwanzigjähriger – in Hannover gab. Der Ausspruch strapaziert, wie so manche Äußerung und Fähigkeit dieser mirakulösen Begabung, die Glaubens- und Staunensbereitschaft von Musik- und Klavierinteressierten. Wenn es je einen „glückhaften Virtuosen“ gab, dann Gieseking: Seine Gabe, mühelos vom Blatt zu lesen, was immer ihm vorgesetzt wurde – gerne auch „Unspielbares“ –, paarte sich aufs Vorteilhafteste mit einem fotografischen Gedächtnis, das ihm gestattete, gan­­ze Konzerte erst auf den Zug­fahrten zum Uraufführungsort zu lernen.

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