Buch über politische Ökonomie :
Seht nur, wie die Institutionen zerfallen

Von Günther Nonnenmacher
Lesezeit: 6 Min.
Ist die Währungsunion ein missglücktes Experiment und der Brexit ein Vorbote der fortschreitenden Auflösung der EU?
Da sind doch Fehler im System: Wolfgang Streeck macht sich an die ganz große Transformation der globalisierten Welt. Zu einem solchen Wurf gehört Mut – und eine Portion Größenwahn.

Wenn man den Titel dieses Buches an einem historischen Vorbild ausrichten wollte, könnte er, frei nach Lenin, „Die neoliberale Hyperglobalisierung als höchstes Stadium des Kapitalismus“ heißen. Folgt man Wolfgang Streeck, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung und zeitweiliger Weggefährte von Sahra Wagenknecht und Bernd Stegemann in der Linksbewegung „Aufstehen!“, so hat diese Phase in den frühen Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts begonnen: mit dem Zusammenbruch des Systemrivalen Sowjetunion, der den endgültigen Sieg des westlichen Modells von Demokratie plus Marktwirtschaft bekräftigte. Den amerikanischen Politologen Francis Fukuyama verführte das zur steilen These, nun sei ein „Ende der Geschichte“ erreicht – natürlich nicht der Ereignisgeschichte, sondern verstanden als struktureller Zustand des globalen Systems.

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