Microsoft :
Starkes Cloud-Geschäft und Gewinnsprung treiben Aktienkurs hoch

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Microsoft ist bei Künstlicher Intelligenz „all-in“ gegangen. Und es scheint sich auszuzahlen: Die Cloud-Sparte Azure hat 29 Prozent zugelegt, der Gewinn um 27 Prozent.

Für Microsoft stand bei diesen Quartalszahlen einiges auf dem Spiel. Kein anderes Tech-Unternehmen hat seit Jahresbeginn so viel Geld ausgegeben: 10 Mrd. Dollar für die Beteiligung an OpenAI und sogar 69 Mrd. Dollar für den Spielehersteller Activision Blizzard zeigen den aggressiven Expansionspfad, den der Vorstandschef Satya Nadella eingeschlagen hat. Doch es scheint sich zu lohnen: Microsoft hat in sowohl in der Cloud-Sparte Azure als auch in der Office-Sparte die Erwartungen der Börse übertroffen. Insgesamt legte der Umsatz des Softwarekonzerns um 13 Prozent auf 56,5 Mrd. Dollar zu, während der Nettogewinn sogar um 27 Prozent auf 22,3 Mrd. Dollar kletterte. Das gefiel den Anlegern: Der Aktienkurs kletterte nachbörslich um rund 4 Prozent.

Das Microsoft-Geschäft ruht auf drei Säulen:

  • Produktivität und Geschäftsprozesse, also Office-Produkte, das Geschäftsnetzwerk Linkedin und Dynamics 365. Diese Sparte legte im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 18,6 Mrd. Dollar zu.
  • Intelligent Cloud, vor allem das Azure-Geschäft und Server Produkte, war wieder der Wachstumstreiber des Unternehmens: 19 Prozent Zuwachs auf 24,3 Mrd. Dollar standen für den Zeitraum zwischen Juli und September in den Büchern. Die Umsätze im zentralen Geschäft mit Azure und anderen Cloud-Diensten legten um 29 Prozent zu. Das bedeutet wieder einen deutlichen Sprung nach zuletzt rückläufigen Wachstumsraten.
  • More Personal Computing, wozu das Betriebssystem Windows, Geräte wie die Surface-Computer, die Spielesparte rund um die Xbox und das Suchmaschinen- und Werbegeschäft gehören. Hier konnte nach Rückgängen in den vergangenen Quartalen wieder ein kleines Plus von 3 Prozent auf 13,7 Mrd. Dollar erzielt werden. Die Erwartungen lagen deutlich darunter.

Im Zentrum standen vor allem die Zahlen der Cloud-Sparte Azure, das Zugpferd des Konzerns, das seit einem Jahr aber leichte Ermüdungserscheinungen aufweist. Ob sich die hohen Investitionen dieses Jahres rentieren, wird sich zuerst hier zeigen, denn die gemeinsamen KI-Produkte mit OpenAI sind schon live. Umfragen zeigen, dass Microsoft gemeinsam mit OpenAI die größte Leistungsfähigkeit zugetraut wird und es seit Beginn des Jahres auch den größten Fortschritt im Vergleich zu Amazon und Google erreicht hat. Dass die Microsoft-/OpenAI-Produkte zudem die europäischen Datenschutzanforderungen am schnellsten erfüllt haben, könnte ein weiterer Wettbewerbsvorteil sein.

Im Cloud-Geschäft liegt Microsoft mit 24 Prozent Marktanteil aktuell auf Rang 2 hinter dem ewigen Rivalen Amazon, der stabil gut 30 Prozent des Weltmarktes auf sich vereint. Allerdings ist Amazon von der Welle der generativen KI ebenso wie Apple überrascht worden und hat in diesem Segment gegen Microsoft verloren. 29 Prozent Zuwachs im Azure-Geschäft im vergangenen Quartal wurde von den Börsianern als Zeichen der Stärke und als Bestätigung für die Nadella-Strategie gewertet.

Dass die KI-Hoffnungen nicht in den Himmel wachsen, dafür hatte Microsoft-CEO Staya Nadella zuletzt selber gesorgt. Als Microsoft im Frühjahr die generative KI in seine Suchmaschine Bing eingebaut hat, tönte Nadella noch, nun „Google zum Tanzen zu bringen“. Ein halbes Jahr später ist zumindest die Revolution im Suchmaschinengeschäft abgeblasen. Bings Marktanteil dümpelt unverändert dahin, und Nadella musste öffentlich zurückrudern: „Nennen wir das den Überschwang von jemandem, der gerade einmal drei Prozent Marktanteil hat“. Denn trotz KI ist Bing nicht konkurrenzfähig. Nadella soll Apple sogar 15 Mrd. Dollar geboten haben, um Google als voreingestellte Suchmaschine auf den iPhones abzulösen. Doch Apple hat abgewunken – es gebe keine vernünftige Suchmaschinen-Alternative zu Google. Etwas besser sieht es beim Microsoft-Browser Edge aus, der ebenfalls einen KI-Booster erhalten hat. Dessen Marktanteil steigt seitdem langsam, auch weil Google seinen marktführenden Browser Chrome zuletzt kaum noch weiterentwickelt hat.

Am Aktienmarkt wird Microsoft als das Unternehmen mit dem stärksten Rückenwind aus der Künstlichen Intelligenz angesehen – auch wenn inzwischen Realismus eingekehrt ist, dass die Revolution nicht über Nacht kommt. „Der übertriebene Optimismus in Bezug auf künstliche Intelligenz hat sich abgeschwächt. Aber KI wird weiterhin als wesentlicher Treiber für künftige Cloud-Ausgaben genannt, die sich ab 2024 auswirken könnten, wenn die KI-Initiativen der Unternehmen von der Pilotphase in die operative Phase übergehen“, sagt Andrew Marok, Analyst bei Raymond James. „Wir sehen Microsoft weiterhin als den größten Nutznießer von KI, da die Technologie in allen seinen Angeboten allgegenwärtig wird.“