Verlagsspezial

Ansteckend oder nicht ansteckend?

Von Anna Seidinger
Lesezeit: 4 Min.
Die Haut schützt den menschlichen Körper ähnlich wie eine Rinde den Baum. Beschädigte Baumrinden mögen für den dahinter liegenden Stamm bedrohlich sein, doch sie bewegen das Umfeld selten. Sichtbare Hautkrankheiten lösen bei den meisten Menschen Ängste und Ekel aus. Dabei wissen viele oft nicht, was harmlos und was ansteckend ist und damit tatsächlich gemieden werden sollte.

Pilze – ansteckend

Hautpilz ist der Sammelbegriff für verschiedene Infektionen der Haut, die durch Pilze ausgelöst werden. Die verschiedenen Arten treten beispielsweise in Hautfalten, am Fuß, im Nagelbett oder Genitalbereich auf. Daher werden die einzelnen Formen nach dem Ort ihres Auftretens eingeteilt. Die Behandlung mit einem geeigneten Antimykotikum wie auch die Abgrenzung zu anderen Hautkrankheiten erfolgt durch einen Dermatologen. Pilzinfektionen sind weit verbreitet und können besonders jene Hautareale betreffen, an denen es feucht und warm ist. Übertragen werden sie von Mensch zu Mensch oder bei Berührung mit kontaminierten Gegenständen. Schwimmbäder und Saunen gehören zu den gefährdeten Orten, an denen Pilze ihre Besitzer problemlos wechseln können.

Herpes-Viren – ansteckend

Einige stark ansteckende Hautkrankheiten sind auf Virusinfektionen zurückzuführen. Zu den häufigsten gehört das Herpes-simplex-Virus, das als HSV-1-Stamm Lippen, Mund oder Augen und als HSV-2-Stamm den Genitalbereich befallen kann. Schon im Säuglingsalter werden die meisten Kinder von der Mutter mit dem Herpes-Virus angesteckt, so dass etwa 85 bis 90 Prozent der Weltbevölkerung infiziert sind. Genitalherpes überträgt sich ausschließlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und ist äußerst ansteckend. Beide Virustypen verbleiben lebenslang im Körper, genauer im Inneren von Nervenzellen, und können von dort aus wiederholt zum Auftreten der typischen Herpesbläschen führen. Die Abstände zwischen den einzelnen Krankheitsschüben sind individuell verschieden und nicht vorhersehbar. Eine Herpesinfektion heilt in der Regel nach fünf bis sieben Tagen wieder ab. Virus-hemmende Medikamente können die Erkrankung bestenfalls begrenzen, abkürzen und lindern; eine Impfung gegen HVS gibt es noch nicht.

Windpocken und Gürtelrose – ansteckend

Windpocken stellen eine höchst ansteckende Hautkrankheit dar, gegen die man sich impfen lassen kann. Auslöser sind die Varizella-zoster-Viren, die meist durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, wenn infizierte Personen aushusten oder niesen. Betroffen sind hauptsächlich Kinder im Vorschulalter, für die die stark juckenden, mit Flüssigkeit gefüllten und linsengroßen Bläschen meist sehr schmerzhaft sind. Erwachsene, die in ihrer Kindheit keine Windpocken-Infektion hatten und nicht dagegen geimpft sind, können sich ebenfalls infizieren. Der Krankheitsverlauf ist dann meist deutlich gefährlicher, teilweise lebensbedrohlich.
Nach Windpocken-Infektionen bleiben die Viren im Körper und nisten sich in den Nervenbahnen ein. Es ist möglich, dass sie im Erwachsenenalter wieder aktiv werden und eine Gürtelrose verursachen. Herpes zoster führt zu einer Nervenentzündung, die sich wiederum in einem schmerzhaften, streifenförmigen Hautausschlag mit Bläschenbildung auf einer Körperseite äußert. Dazu kommen allgemeine Krankheitssymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen und leichtes Fieber. Auslöser für diese Hautkrankheit sind Stress oder ein geschwächtes Immunsystem. Eine möglichst frühe Behandlung ist wichtig, um das Risiko von Komplikationen zu senken.

Schuppenflechte – nicht ansteckend

Die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des gesamten Körpers beziehungsweise seines Immunsystems. Sie betrifft allein in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen. Schuppenflechte ist nichtübertragbar, jedoch für die Betroffenen schmerzhaft und aufgrund der krankheitstypischen, rötlichen und weißlich schuppenden Plaques auch optisch entstellend. Betroffen von den charakteristischen Hautveränderungen sind vor allem Ellenbogen, Knie und die behaarten Bereiche des Kopfes. Es gibt aber auch Formen, die Gelenke, Sehnen und Nägel befallen. Schuppenflechte kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch in der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren am häufigsten. Die Ursachen für die Entstehung sind noch nicht im Detail geklärt, doch sicher ist, dass mehrere Faktoren zusammengenommen eine Rolle spielen: eine genetische Veranlagung, obwohl Psoriasis selbst nicht vererbbar ist, zu der ein situativer Auslöser kommt, wie bestimmte Infektionen, Medikamente, körperlicher oder psychischer Stress, Pubertät oder Umwelteinflüsse. Man kann nicht vorhersagen, wann und ob es zu einem Ausbruch kommt. Psoriasis ist bis heute nicht heilbar, doch es gibt – was viele Patienten immer noch nicht wissen – gute Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome deutlich bis komplett zu lindern.

Neurodermitis – nicht ansteckend

Auch Neurodermitis ist eine entzündliche, meist chronische Erkrankung der Haut mit geröteten, juckenden und schuppenden Ekzemen. Neurodermitis tritt bei Kindern häufig im Gesicht auf, bei Erwachsenen bevorzugt in den Gelenkbeugen. Viele Betroffene erkranken bereits im Kleinkindalter – Tendenz steigend: Heute ist mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland betroffen. Manchmal verschwindet die Erkrankung bis ins Jugendalter, es leiden aber immer noch bis zu vier Prozent der Erwachsenen daran. Charakteristisch ist ein schubförmiger Verlauf, bei dem sich Phasen stärkerer Symptome mit Zeiten schwächerer Krankheitszeichen abwechseln. Die ursächlichen Auslöser sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Neben einer individuellen Veranlagung reagieren manche auf Allergene wie Pollen, Lebensmittel oder Hausstaubmilben, andere auf trockene Heizungsluft, auch Stress und Infekte können eine Rolle spielen. Wie bei der Schuppenflechte kommt es zu einer Fehlleitung der körpereigenen Abwehr, welche Botenstoffe mobilisiert, die wiederum Entzündungsprozesse auslösen. So komplex und individuell das Krankheitsgeschehen ist, so breitgefächert sind heutzutage die Behandlungsmöglichkeiten.

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