Geld- und Finanzpolitik :
Die Politik muss auf höhere Inflation vorbereitet sein

Gerald Braunberger
Ein Kommentar von Gerald Braunberger
Lesezeit: 3 Min.
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Es wäre unseriös, heute eine Periode hoher Inflationsraten für sicher zu halten. Trotzdem muss sich die Politik rechtzeitig für den Fall rüsten, dass Inflation ein ernsthaftes Problem werden könnte.

Im Mai 1941 traf der britische Ökonom John Maynard Keynes junge amerikanische Kollegen in Washington, um mit ihnen über die Folgen der damals mit dem Zweiten Weltkrieg verbundenen starken staatlichen Ausgabenprogramme zu diskutieren. Die Amerikaner redeten nach Jahren einer ernüchternden Wirtschaftsentwicklung über die heilsamen Folgen staatlicher Schuldenpolitik für Konjunktur und Beschäftigung. Keynes redete über die Gefahren hoher staatlicher Verschuldung für die Inflation im Falle einer Überhitzung der Konjunktur. Damals betrug die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten 2,3 Prozent, und die Neuverschuldung war dabei, von 2,8 Prozent (1941) der Wirtschaftsleistung auf 12,3 Prozent (1942) zu steigen. Als einen wahrscheinlichen Auslöser von Inflation betrachtete der Brite eine starke Verteuerung der Rohstoffe. Daher empfahl er rechtzeitig Gegenmaßnahmen, für die seine jungen amerikanischen Kollegen allerdings noch weniger Verständnis zeigten als für seine Analysen.

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