Skandal erschüttert den Sport :
Mord und Milliarden in Griechenlands Fußball

Von Ferry Batzoglou, Athen
Lesezeit: 2 Min.
Um die 60 Personen sind in den Fall verwickelt.
Kaum ist die Aufarbeitung eines gewaltigen Wettskandals nach zehn Jahren endlich abgeschlossen, erschüttert ein neuer Fall den griechischen Sport. Ausgangspunkt der Ermittlungen ist wohl ein Mord.

Ein Geldwäsche- und Wettskandal erschüttert den griechischen Sport. Wie der private Athener Fernsehsender „Open TV“ am Montagabend berichtete, hat die Athener Anti-Geldwäsche-Behörde unter Leitung des Staatsanwalts Charalambos Vourliotis eine landesweit tätige kriminelle Vereinigung aufgedeckt. Diese soll seit 2012 tätig gewesen sein. Etwa 60 Personen sind in den Fall verwickelt, darunter laut Senderangaben ehemalige Fußball-Nationalspieler und bekannte Trainer sowie Vertreter der griechischen Fußball-Profiligen Super League 1 und 2 sowie diverser Amateurklubs.

Ausgangspunkt war laut „Open TV“ der Mord an dem griechischen Geschäftsmann Jannis Makris im Jahr 2018. Makris war ein Grieche, der zuvor lange in Australien gelebt hatte. Dort gibt es eine große griechischstämmige Gemeinde. Makris – Spitzname: „der Australier“ – war laut griechischen Medienberichten während seiner Zeit „Down Under“ in Drogengeschäfte involviert gewesen. Offiziell galt er als Unternehmer. Er wurde am 31. Oktober 2018 vor seinem Anwesen im Athener Nobel-Vorort Voula in einem Auto erschossen.

Personen, die eng mit Makris zusammengearbeitet hatten, seien aus diesem Anlass in den Fokus gerückt, heißt es in dem Bericht. Die Ermittlungen der Anti-Geldwäsche-Behörde richteten sich dabei gegen das Gros der in Griechenland tätigen Wettfirmen. Den bisher vorliegenden Ermittlungsergebnissen zufolge seien durch illegale Wetten Schwarz­gelder in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro gewaschen worden. Dies habe nicht nur illegale Wetten auf Fußballspiele, sondern auch andere Sportarten wie beispielsweise Schach betroffen.

Elf Personen schuldig gesprochen

Nach Abschluss der Ermittlungen sei der gut 200 Seiten umfassende Vourliotis-Bericht bereits an die griechischen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet worden, berichtet „Open TV“. Darin werden alle verschlungenen Wege des Schwarzgeldes in unzähligen illegalen Transaktionen im Detail beschrieben.

Griechenlands Profifußball wurde bereits im vergangenen Jahrzehnt durch einen Wettskandal erschüttert. Er betraf Dutzende Spiele der griechischen Profiligen. Die strafrechtliche Aufarbeitung im von den Medien „Koriopolis“ getauften Fall – ein Wortspiel mit dem als „Calciopoli“ bekannt gewordenen italienischen Wettskandal aus dem Jahr 2006 und dem griechischen Wort für „Abhören“ – zog sich über rund acht Jahre und endete im Januar 2019 in zweiter Instanz vor dem Athener Berufungsgericht.

Von ursprünglich mehr als einhundert Verdächtigen und Angeklagten hatten sich letztlich 26 Personen dem Berufungsgericht in Athen stellen müssen. Schuldig gesprochen wurden davon lediglich elf Personen, die an illegalen Wetten beteiligt waren. Sie erhielten alle Bewährungsstrafen. Die höchste Freiheitsstrafe wurde gegen einen ehemaligen Klubbesitzer verhängt. Seine Gefängnisstrafe von 27 Monaten konnte er jedoch gegen eine Zahlung von fünf Euro pro Tag – und damit insgesamt 4100 Euro – abwenden. Zudem wurde allen elf Verurteilten die zuvor entrichtete Kaution zurückerstattet.