Näher an den Großen :
Optimistische Ziele beim VC Wiesbaden

Von Katja Sturm
Lesezeit: 3 Min.
Noch ist nicht klar wie der Kader in der kommenden Saison genau aussieht.
Der VC Wiesbaden hat viel vor in Zukunft. Dafür müssen aber die wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Trainer Benedikt Frank hat seinen Vertrag bereits verlängert.

Die familiären Pflichten haben dem zweifachen Vater Benedikt Frank an den Osterfeiertagen nicht viel Zeit gelassen, um auf die Saison zurückzublicken. Am Samstagabend erst waren die Volleyballerinnen des VC Wiesbaden im Play-off-Viertelfinale der Bundesliga ausgeschieden. Die dreiteilige Serie gegen den sechsmaligen Meister Dresdner SC, sagt ihr Trainer, spiegelte wider, was die Spielzeit der Hessinnen prägte: Dass die Mannschaft näher an die Großen herangerückt ist und gegen jedes Team bestehen konnte. Dass ein Erfolg gegen Top-Klubs wie im ersten Duell mit den Sächsinnen sie jedoch so viel Kraft kostete, dass die Partie danach meist nicht gut lief. Aber auch, dass die Formation sich aus solchen Tiefs wieder schnell zurückkämpfte.

Immer wieder war es so oder so ähnlich in den vergangenen sechs Monaten gelaufen. Nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch bei den „Highlight-Spielen“ im europäischen Challenge Cup, etwa gegen Galatasaray Istanbul oder Paok Thessaloniki. „Es ist so viel passiert seit Oktober“, sagt Frank. „Das ist unglaublich.“

Begehrlichkeiten geweckt

Die Bilanz der insgesamt 37 Begegnungen wertet der Coach als „positiv“: Halbfinale auf internationaler Bühne, zweimal Viertelfinale in Meisterschaft und Pokal. Diese Erfolge beim nächsten Mal zu wiederholen, müsse das Mindestziel sein. Wobei die Rückkehr in den Europacup noch nicht feststeht. Als Hauptrundensechster in der Liga hat der Vorjahresvierte einen kontinentalen Auftritt wahrscheinlich erst mal verpasst, das etwas schlechtere Abschneiden darf auch als Folge der ungewohnten Dreifachbelastung für die Stammspielerinnen gelten, für die es an gleichwertigen Alternativen mangelte. Der VCW könnte sich bei einem Turnier vor Saisonbeginn aber noch nachträglich einen Startplatz im Challenge Cup erkämpfen.

Nicht zuletzt die starken Leistungen gegen die Griechinnen, die Türkinnen und die Italienerinnen aus Novara, gegen die der VCW in der Runde der besten Vier in beiden Duellen jeweils einen Satz für sich entscheiden konnte, haben Begehrlichkeiten geweckt. Um die Wunschspielerinnen im Kader zu halten, müssen die Gehälter im Schnitt um fünf Prozent steigen. Keine leichte Aufgabe für einen Verein, der zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen bis zum ersten Spieltag zittern musste, ob er überhaupt die Lizenz für die Beletage erhalten würde, und der auch in den kommenden Jahren noch Auflagen erfüllen muss, um weiter oben mitzuspielen.

Im Europapokal hat sich der VC Wiesbaden stark präsentiert.
Im Europapokal hat sich der VC Wiesbaden stark präsentiert.Detlef Gottwald

Obwohl es laut Frank woanders im eigenen Land fast das Doppelte zu verdienen gibt, könnte etwa die Hälfte der Auswahl in Wiesbaden verbleiben. Noch ist keine Vertragsverlängerung publik gemacht worden und es besitzt auch keine Spielerin mehr für die kommende Saison einen gültigen Kontrakt. Die am Knie verletzte Nina Herelova, bei der eine Option vorhanden ist, würde gerne ans Netz zurückkehren, doch nach ihrer bevorstehenden Operation müssen die Kapitänin und der Verein erst mal abwarten, wie der Heilungsprozess verläuft.

Sieben bis acht Unterschriften von neuen und bewährten Kräften sind laut Frank bereits klargemacht. Verstärkungen sollen genauso „Feuer in sich“ spüren wie die Spielerinnen, die zuletzt zur Verfügung standen. Der VCW fahre gut damit, sich Sportlerinnen zu suchen, die woanders nicht zum Zuge kamen und deshalb darauf brennen, zu performen. Diagonalangreiferin Izabella Rapacz etwa, die in der Hauptrunde die zweitbeste Angreiferin der Liga war, saß vorher, wie Frank sagt, vier Jahre lang in Polen auf der Bank.

Eine Mischung aus solch hungrigen Spielerinnen, verlässlichen Konstanten wie der Dienstältesten Tanja Großer und Talenten, das soll das Erfolgsrezept des Trainers bleiben. Der gebürtige Berliner selbst hat seinen Vertrag bereits um drei Jahre verlängert. Mit dem VCW hat er noch einiges vor. „Ich will unbedingt mal eine Medaille gewinnen.“ Im Challenge Cup hatten die Wiesbadenerinnen zwar einen geteilten dritten Platz erreicht. Plaketten wurden dafür aber nicht verteilt.