Torhüter der Eintracht :
Kevin Trapp als PR-Manager bei den Frankfurtern

Von Peter Heß, Frankfurt
Lesezeit: 3 Min.
Kevin Trapps Rat an die Feldspieler: „Weniger nachdenken“
Momentan erfüllt die Eintracht nicht die Erwartungen. Torwart Kevin Trapp kann die negativen Reaktionen nachvollziehen – und wünscht sich vom Team mentale Härte und positives Denken.

Es gibt Fußballprofis, die haben für einen Klub einen Wert über das gegen den Ball treten oder über das den Ball halten hinaus. Als Integrationsfigur, als Stimmungskanone, als Vereinsbotschafter. Kevin Trapp gilt als eines der „Gesichter“ der Frankfurter Eintracht, was nicht nur seiner harmonischen Physiognomie geschuldet ist, sondern auch seiner dauerhaften und tieferen Beziehung zum hessischen Traditionsverein und seiner Fähigkeit, seiner Verbindung Ausdruck zu verleihen.

Am Dienstag war der Nationaltorhüter als PR-Manager beauftragt. Es gab für die Eintracht keinen anderen Anlass, eine Pressekonferenz mit Kevin Trapp anzuberaumen, als der Nummer 1 die Gelegenheit zu geben, die derzeitige Situation der Mannschaft darzustellen. Was der 32-Jährige natürlich in einem anderen Tonfall tat, als es derzeit viele Medien und viele Fans tun. Für sie stellt der Verlauf der Rückrunde fast schon eine Katastrophe dar, auf jeden Fall ein große Enttäuschung.

Trapp kann die negativen Reaktionen nachvollziehen. „Auch wir sind frustriert darüber, dass wir die Ergebnisse nicht einfahren und oft unsere Leistung nicht bringen.“ Aber der Torhüter beharrt auf der Tatsache, dass bei allen Mängeln Tabellenplatz sechs nach 29 Spieltagen einen Erfolg darstellt. „Als im Sommer das Transferfenster geschlossen wurde, wussten wir, dass es schwierig werden würde. Alle die in der vergangenen Saison Tore geschossen hatten, waren weg.“ Von einer Übergangssaison sei die Rede gewesen wegen der vielen Wechsel. „Wir wussten, wir würden Zeit benötigen.“

„Große negative Wolke über uns“

Überraschenderweise wirkte die Mannschaft schon nach wenigen Wochen stabil. Doch je länger die Saison währte, desto mehr ging diese Stabilität verloren. Was ist geschehen? Trapp begann seine Ausführungen damit, dass im Fußball nicht alles schlüssig zu erklären sei. Dann nannte er mehrere Anhaltspunkte, aber keiner sei so gewichtig, dass er zwingend in diese unbequeme Lage führen musste, die der Torwart selbst so beschrieb: „Es hängt eine große negative Wolke über uns.“

Trapps Hauptansatz sind die vielen Umstellungen in der Mannschaftsformation, zu denen Trainer Dino Toppmöller gezwungen war. Durch den Afrika-Cup, durch Erkrankungen und Verletzungen wichtiger Spieler. Die in der Vorrunde gefundene Grundordnung wurde immer wieder durcheinandergebracht. Vor allem die bewährte „Doppel-Sechs“ im defensiven Mittelfeld Skhiri/Larsson stand 2024 kaum einmal gemeinsam auf dem Feld.

Fünf Highlight-Spiele stehen bevor

Zudem kehrte Skhiri genauso wie Chaibi mit deutlich schwächerer Form vom Afrika-Cup zurück als er hingefahren war. Auch Marmoush büßte in Afrika einen Teil seiner Torgefährlichkeit ein. „Wenn nicht jedes Zahnrad ineinandergreift, kann das gegen Mannschaften wie den VfB Stuttgart fatale Folgen haben, dann sieht es so aus, als dass man gegen uns ganz leicht Tore erzielen könnte“, sagt Trapp. Die 0:3-Niederlage am vergangenen Samstag war ein weiterer Tiefpunkt gewesen: „Wenn wir so agieren wie in der ersten Halbzeit in Stuttgart, werden wir kein Bundesligaspiel mehr gewinnen“, sagte Trapp selbstkritisch.

Intensität und Leidenschaft hätten gefehlt, wie schon in manch anderer Begegnung zuvor. Wieso? „Wenn ich in die Kabine komme, spüre ich, dass die Mannschaft will“, sagt der Torhüter. Dass das Team nicht umsetzen kann, was es will, liegt für Trapp im Mentalen begründet: „Wir müssen uns im Klaren sein, dass es im Spiel immer wieder Situationen gibt, die nicht positiv sind und einfach unbeeindruckt weiter machen, wenn es nicht läuft“ Sein Rat an die Feldspieler: „Weniger nachdenken, weniger darauf konzentrieren, wohin wir laufen, sondern, dass wir laufen und uns gegenseitig unterstützen.“

Insgesamt sei es nun wichtig, anders, positiver zu denken. „Schon die Formulierung, wir wollen Platz sechs verteidigen, ist mir zu negativ. Wir wollen wieder international spielen und haben es selbst in der Hand, es zu erreichen. Das ist doch positiv.“ Die Mannschaft habe fünf Highlight-Spiele vor sich, auf die sie sich freuen sollte.

Das erste davon findet an diesem Freitag (20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei DAZN) gegen den FC Augsburg statt, dem schärfsten Verfolger, der nur noch drei Punkte Rückstand zu den Frankfurtern aufweist. Ist diese Begegnung schon ein Endspiel?

„Das Spiel ist sehr wichtig, aber kein Endspiel. Selbst wenn wir gewinnen sollten und den Vorsprung wieder auf sechs Punkte ausbauen würden, wäre noch nichts entschieden. Und bei einer Niederlage wäre auch nichts verloren.“ Kevin Trapp erledigte am Dienstag seine Aufgabe als PR-Manager wirklich gewissenhaft.