Mehr Vertrauen, mehr Fortüne? :
So will die Eintracht gegen Union Berlin bestehen

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Endlich richtig einsatzbereit: Trainer Dino Toppmöller macht Stürmer Hugo Ekitiké deutlich, was er sich von ihm erwartet.
Der Franzose Hugo Ekitiké sprüht vor Tagendrang und ist endlich in der richtigen körperlichen Verfassung. Gegen Union Berlin hofft Frankfurts Trainer Dino Toppmöller auch auf Mario-Götze-Momente.

Die Frankfurter Eintracht scheint aus dem Gröbsten heraus zu sein. Wenn die mit der Feinfühligkeit von Seismographen pessimistische Fanszene nicht mehr – wie noch vor wenigen Wochen – die Fähigkeiten von Trainer Dino Toppmöller in Frage stellt und die Wintertransfers von Sportvorstand Markus Krösche nicht mehr in Bausch und Bogen verdammt, sondern sich nur noch über die Marketing-Abteilung echauffiert, die einen „Eintracht-Lachs“ ins Programm aufgenommen hat, dann ist das ein ganz ermutigendes Signal.

Und tatsächlich stellt sich die Perspektive hervorragend dar. Acht Spieltage vor Ultimo steht die Mannschaft trotz aller Unkenrufe immer noch auf dem sechsten Tabellenplatz, der sie auf jeden Fall nach Europa bringt, und das mit fünf Punkten Vorsprung. Und in den nächsten drei Heimspielen besitzt die Eintracht die große Chance, sich einen noch größeren Sicherheitsabstand gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Mit Union Berlin an diesem Karsamstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky), Werder Bremen und dem derzeit schärfsten Verfolger FC Augsburg stellen sich demnächst Mannschaften im Stadtwald vor, gegen die die Frankfurter als Favoriten gelten müssen.

„Die Rolle des Favoriten nehmen wir an“, sagte Trainer Toppmöller auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen Union Berlin selbstbewusst. Zwar unterlag sein Team zuletzt dem BVB 1:3, wodurch die Siegesserie nach Erfolgen über Heidenheim und Hoffenheim schon wieder unterbrochen wurde. Aber der Auftritt gegen den Champions-League-Viertelfinalisten lieferte einige Argumente, optimistisch für die nächsten Aufgaben zu bleiben.

Von der Struktur, der Raumaufteilung, der Laufbereitschaft und der Spielanlage her zeigten sich die Frankfurter ebenbürtig mit den Dortmundern. Es waren wieder einmal individuelle Fehler, die in die Niederlage führten. Ihre große individuelle Klasse versetzte die Borussen in die Lage, die Frankfurter Verfehlungen entscheidend auszunutzen. Gegen Union, Werder und Augsburg darf die Eintracht auf geringere gegnerische Konsequenz hoffen.

Zudem zeigt die Formkurve von zwei Profis nach oben, die Spiele mit ihren besonderen Qualitäten entscheiden können – von Mario Götze und Hugo Ekitiké. Der 21 Jahre alte französische Stürmer befindet sich zwei Monate nach seiner Ankunft am Main endlich in der körperlichen Verfassung, sein Potential hemmungslos ausspielen zu können. Nach den vielen guten Ansätzen in den vergangenen Wochen ein Umstand, der zu Optimismus verleitet.

„Hugo hat in den letzten drei Wochen jede Einheit mitgemacht, er sprüht vor Tatendrang und hat mehr Vertrauen in seinen Körper. Er freut sich sehr auf die nächsten Wochen“, sagt Toppmöller über den Franzosen. Schon gegen den VfL Wolfsburg Ende Februar hatte ihn der Eintracht-Trainer in die Startelf berufen, was sich allerdings als zu früh erwies. Es gab einen kleinen körperlichen Rückschlag, „Jetzt habe ich das Gefühl, dass Hugo inzwischen Woche für Woche in der Startelf stehen könnte.“ Aber auch bei ihm gehe es wie bei jedem Spieler um Leistung. Die scheint im Training während der Länderspielpause gestimmt zu haben. „Hugo hat diese Woche sehr viel angeboten.“

So könnte Toppmöller erstmals mit gutem Gewissen Omar Marmoush eine Erholungspause gönnen. Der Ägypter mit der Attitüde eines Alleinunterhalters ist erst am Donnerstag von der Nationalmannschaft zurückgekehrt – nach zwei langen und kräfteraubenden Einsätzen, die sich in die Liste der langen, kräftezehrenden Einsätze für die Eintracht einreihen.

Götze ist gesetzt

Der Trainer steht also vor der Frage, seinen besten Offensivspieler für den Saisonendspurt ein wenig zu schonen und die bewährte Offensivstruktur zu verändern oder ihn in seinem Rhythmus zu lassen und auf seine Widerstandsfähigkeit zu hoffen. „Ich werde mit Omar sprechen, wie er sich fühlt“, kündigte Toppmöller an, der sich auch vorstellen kann, mit Ekitikè und Marmoush gegen Union zu starten.

Gesetzt ist mittlerweile wieder Mario Götze, nachdem Toppmöller den Weltmeister von 2014 in diesem Monat beim Anpfiff zweimal auf der Ersatzbank platziert hatte. Seitdem agiert der Mittelfeldspieler wieder mit mehr Zielstrebigkeit und Entschlossenheit. Erstmals seit 2019 erzielte der 31-Jährige in zwei aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen ein Tor – gegen Hoffenheim bereitete er zudem einen Treffer vor. Götze scheint es gutzutun, von Toppmöller wieder weiter vorne positioniert zu werden und weniger defensive Zweikämpfe führen zu müssen. So hat er mehr Kraft und Konzentration, Götze-Momente kreieren zu können.

Die werden auch gegen Union gefragt sein, eine Mannschaft, die sehr robust und athletisch agiert. „Die Berliner Spieler haben alle das Herz am rechten Fleck, jeder gibt von Beginn an Gas. Sie haben gute Umschaltspieler und -momente, viel Tempo nach vorne“, beschreibt der Eintracht-Trainer die Stärken des Gegners und fasst kurz und bündig zusammen: „Union ist eine harte Nuss.“ Sollte sie nicht geknackt werden, dann verdüsterten sich die glänzenden Perspektiven wieder für die Eintracht. Und dann wäre das Thema Lachs ganz schnell wieder vom Tisch und das Trainer-Thema wieder akut.