Fechten in Frankfurt :
Novum und Ausnahme bei der Eintracht

Von Katja Sturm
Lesezeit: 3 Min.
Die Fechtabteilung bei Eintracht Frankfurt ist beliebt.
Der Fechtsport bei Eintracht Frankfurt blüht auf. Dafür sorgen auch die immer besser werdenden Bedingungen. Es ist nicht möglich, alle Interessenten in die Abteilung aufzunehmen.

Degenfechter müssen Geduld haben. Anders als in den beiden anderen olympischen Disziplinen auf der Planche, Florett und Säbel, werden Doppeltreffer bei ihnen auch als solche gewertet. Offensivaktionen sind umso präziser zu planen. Es gilt, auf die eigene Chance zu warten.

Cagla Aytekin fiel das lange nicht leicht. Auch heute noch geht das Temperament ab und an mit der 16 Jahre alten Deutsch-Türkin durch. Ihr Talent bleibt davon unberührt. Die Sportlerin der Frankfurter Eintracht führt in ihrer Jahrgangsstufe U 17 die nationale Rangliste an, sie liegt in Europa auf Platz zwei, und bei den kontinentalen Titelkämpfen im vergangenen Jahr belohnte sich Aytekin mit einer Bronzemedaille.

In dieser Woche fliegt sie zu den am Mittwoch beginnenden Kadetten- und Junioren-Weltmeisterschaften nach Saudi Arabien. Begleitet wird sie von ihren Klubkolleginnen Matilda Kunisch und Eda Cevikol. Ein Novum für die Eintracht. Und eine Ausnahme zumindest im eigenen Land, dass ein Verein allein die komplette Auswahl für einen Wettbewerb bei internationalen Meisterschaften stellt, wie Elke Jonas, die Sportliche Leiterin der SGE und Präsidentin des Hessischen Fechterverbandes, betont.

Investition in die Bedingungen

Die Erfolge schon bei den Qualifikationsturnieren stehen für den Aufwärtstrend, in dem sich die Frankfurterinnen befinden. Erst 2017 schlüpften die heimatlos gewordenen Fechter des Universitätsfechtclubs (UFC) unter das Eintracht-Dach. Eineinhalb Jahre zuvor hatte die Hochschule ihnen den bisherigen Standort aufgekündigt, weil sie mehr Platz für die Studenten, aber zwischenzeitlich auch für Flüchtlinge brauchte.

„Ein Glücksfall“, wie Jonas im Nachhinein sagt. Denn der bei ihrer Leidenschaft bestens geschulte Wille der Waffensportler, für die eigene Sache zu kämpfen und nicht aufzugeben, bis sich eine Lösung findet, hat sich mehr als ausgezahlt. Der Großverein bot nicht nur eine neue Heimat, er investiert beträchtlich in die Bedingungen, unter denen die leistungswilligen Athleten üben.

Nicht nur Cheftrainer Viktor Zent bekam eine Vollzeitstelle, im Sommer wurde über Verbindungen in der Szene zudem die ehemalige Europameisterin Magdalena Jeziorowska aus Polen an den Main geholt und fest angestellt, um ihre Erfahrungen gewinnbringend an den Nachwuchs weiterzugeben. Dazu kehrte Wladislaw Ehrenburg, der zwischenzeitlich nach Offenbach gewechselt war, als Honorarkraft zurück.

Nicht alle Interessenten werden aufgenommen

Nachwuchsprobleme gibt es keine, im Gegenteil: „Obwohl wir nie Werbung gemacht haben, hat sich die Zahl der Mitglieder von 80 auf 160 verdoppelt, seit wir bei der Eintracht sind“, sagt Jonas. Ob Musketier- oder Jedi-Ritter-Film, jede Serie, jeder Kinostreifen, der etwas mit Schwert oder Degen zu tun hat, lockt Neugierige; zudem finden es viele toll, mit dem Eintracht-Adler auf dem Ärmel anzutreten.

Noch ist es den Verantwortlichen nicht möglich, alle Interessenten in die Abteilung aufzunehmen. Das aktuelle Trainingsdomizil, zwei Hallen im Lessing-Gymnasium, bietet nicht genug Raum, und es gibt nur sehr wenige Trainingszeiten. Nach den Osterferien soll sich das ändern.

In der Sporthalle in der Oeserstraße, die die Eintracht durch die Fusion mit der SG Nied übernahm, wurde ein Teil des Kellers nach den Bedürfnissen der Fechter eingerichtet. „24/7“, sagt Jonas, stehen ihnen dort acht fest eingebaute Bahnen zur alleinigen Verfügung. „Traumhaft“ sei das.

Der Ehrgeiz ist damit nicht erschöpft. Stück für Stück soll der Standort so weit ausgebaut werden, dass diejenigen, die Deutschland vertreten wollen, nicht mehr an die großen Bundesstützpunkte nach Bonn, Heidenheim oder Tauberbischofsheim umziehen müssen, sondern in Hessen bleiben oder zumindest pendeln können.

Indem die Eintracht mit dem Frankfurter Turnverein 1860 und dem Offenbacher Fechtclub kooperiert und mehrmals im Monat in wechselnden Hallen Stützpunkttraining stattfindet, ist die Zahl der starken Trainingspartner vor Ort gewachsen. Das ist ein entscheidendes Kriterium in der Diskussion um und gegen Zentralisierung.

Der nahe gelegene Olympiastützpunkt im Stadtwald bietet Unterstützung, was duale Karriere, Physiotherapie oder Ernährung angeht. Der noch schulpflichtige Nachwuchs soll die Möglichkeit bekommen, die Frankfurter Eliteschule des Sports, die Carl-von-Weinberg-Schule, in Goldstein zu besuchen.

Der 15-Jährige Levi Deng zeigt sich als Erster seines Metiers bereit, dort Fechten und Unterricht miteinander in Einklang zu bringen. Jetzt geht es aber auch für ihn erst mal nach Riad – als vierter Eintrachtler von sechs deutschen U-17-Athleten.