Samstags ab 18.30 Uhr läuft es :
Stuttgart schlägt überforderte Frankfurter Eintracht

Von Jörg Daniels, Stuttgart
Lesezeit: 4 Min.
Gute Laune im Ländle: Die Stuttgarter gewinnen völlig ungefährdet 3:0.
Der VfB Stuttgart ist weiterhin auf Champions-League-Kurs. Seit elf Bundesligaspielen ist die Mannschaft ungeschlagen. Eine Anstoßzeit passt dem Team offensichtlich besonders gut.

Der VfB Stuttgart kann die Uhr danach stellen. In dieser Fußball-Bundesligasaison hat der Tabellendritte bisher alle am Samstag um 18.30 Uhr ausgetragenen Spiele gewonnen. Zu einer neuen Zeitrechnung zuungunsten der Schwaben konnte auch Eintracht Frankfurt am 29. Spieltag nicht beitragen.

Die ersatzgeschwächte und überforderte Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller, die sich ein sehr fehlerbehaftetes Spiel leistete, musste sich am Samstagabend dem in der ersten Halbzeit hoch überlegenen VfB auswärts 0:3 geschlagen geben. Die Treffer für die Schwaben erzielten Serhou Guirassy (11. Minute), Deniz Undav (17.) und Jamie Leweling (37.).

„Wir haben zu Recht verloren – auch in der Höhe“, sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. „Stuttgart war sehr effizient. Wir müssen schauen, dass wir so einfache Gegentore nicht zulassen.“

Die Stuttgarter, die in ihrer beachtlichen Bundesligarekordsaison auf Champions-League-Kurs und seit elf Begegnungen ungeschlagen sind, haben sich damit vorzeitig zumindest für die Europa League qualifiziert – und das gewissermaßen gegen einen Angstgegner, der diesmal diese Rolle aber nicht einnehmen konnte.

Personelle Not der Eintracht

Denn vor eigenem Publikum hatte der VfB, der bereits die Partie in der Hinrunde 2:1 für sich entschieden hatte, keines der vergangenen fünf Pflichtspiele gegen die Eintracht siegreich gestaltet; die zurückliegenden drei gingen sogar verloren. Die Frankfurter, die sich beim VfB in Halbzeit eins mit einer ungenügenden Leistung viel zu leicht den Schneid abkaufen ließen, werden wiederum durch ihre siebte Saisonniederlage vom FC Augsburg unter Druck gesetzt.

Mit dem 2:0-Heimerfolg über Union Berlin sind die Augsburger (39 Punkte) bis auf drei Punkte an den Rangsechsten Frankfurt herangerückt. Das Rennen um Rang sechs ist wieder spannend geworden.

Personell war die Not der Eintracht groß. Schon vor Spielbeginn musste Mario Götze die Rückreise nach Frankfurt antreten, weil ihn eine Bindehautentzündung plagte. Dafür begann Makoto Hasebe auf der sogenannten Sechserposition – erst zum zweiten Mal in dieser Runde stand der Japaner in der Startformation. 

Nach dem Spiel schleichen die Frankfurter Profis frustriert über den Platz.
Nach dem Spiel schleichen die Frankfurter Profis frustriert über den Platz.dpa

Vor seiner siebten Nominierung hatte der 40-Jährige, der sich nach wenigen Sekunden mit einem Foul und wenig später mit einem Ballverlust einführte und der  kaum zu überzeugen wusste, insgesamt nur 128 Minuten auf dem Platz gestanden. Was die Personallage zusätzlich erschwerte: Ausgerechnet gegen die angriffslustigen Stuttgarter musste Toppmöller auf der rechten Seite umstellen.

Denn im Aufeinandertreffen mit Werder Bremen vor gut einer Woche hatten Tuta die Rote Karte und Junior Dina Ebimbe die fünfte Gelbe Karte bekommen. Beim VfB übt das in dieser Spielzeit durchgestartete Duo Führich/Mittelstädt über links viel Druck aus. Das war auch gegen die Eintracht phasenweise so. Der neu in das Frankfurter Team gekommene Rechtsverteidiger Aurelio Buta lieferte im Vergleich zu seinen Abwehrkollegen aber noch ein halbwegs ordentliches Spiel ab.  

Sein Startelfdebüt vor 60.000 Zuschauern in der Stuttgarter Arena gab Jean-Matteo Bahoya auf der linken Außenbahn. Insgesamt kam es im Vergleich zum Bremen-Spiel zu fünf Veränderungen bei der Eintracht. Diese war gegen selbstbewusste und spielfreudige Stuttgarter gleich mit Defensivaufgaben beschäftigt. Ein Patzer (4. Minute) von Willian Pacho blieb aber ohne Folgen.

Erfolglose Frankfurter Verteidigung

Nicht so der fulminante Schuss von Serhou Guirassy, der in der elften Minute zum 1:0 für den VfB im Frankfurter Tor einschlug. Es war der 25. Saisontreffer des Torjägers. Und es ging weiter für eine von zwei Überraschungsmannschaften der Liga: Einen kapitalen Fehler von Robin Koch, der nach einem Einwurf von Niels Nkounkou den Ball nicht unter Kontrolle bekam, nutzte der Balldieb Deniz Undav zum 2:0 (17.).

Gestenreich versuchte daraufhin Stürmer Omar Marmoush die Frankfurter Mannschaft wachzurütteln. In der 28. Minute musste Fabian Bredlow, der den verletzten VFB-Stammtorhüter Alexander Nübel vertrat, immerhin einen Schuss von Marmoush abwehren. Anschließend musste Bredlow, der den Ball an den Hals bekam, von der medizinischen Abteilung behandelt werden. Ein paar Minuten später galt das auf Frankfurter Seite auch für Koch und Ansgar Knauff, die sich bei einem VfB-Eckball mit den Köpfen in die Quere gekommen waren.

Das Verteidigen war am Samstag für die Eintracht sehr beschwerlich und zu oft erfolglos. In der 37. Minute erhöhte Jamie Leweling auf 3:0 für den VfB nach einem sehenswerten Pass von Undav; Nkounkou konnte dem Torschützen nicht mehr folgen. Die sich ihm bietenden Räume nutzten die Stuttgarter gekonnt aus. „Der VfB ist einen Schritt weiter als wir“, sagte Krösche. „Wir hatten kaum Durchschlagskraft nach vorne.“ Toppmöller konstatierte nach dem Spiel: „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen.“

Mit Beginn der zweiten Halbzeit kam Hugo Ekitiké für Ansgar Knauff ins Spiel. Zunächst war die Begegnung jedoch unterbrochen. Aus dem Stuttgarter Fanblock stieg schwarzer Qualm auf, im Eintracht-Fanblock wurde Pyrotechnik gezündet. Als die Sicht wieder frei war, konnten auch die Frankfurter Kombinationsfußball bieten. Nach Zuspiel von Fares Chaibi verfehlte Ekitiké kurz vor der Torlinie allerdings das 1:3.

Die Eintracht spielte nun mehr mit, was wohl auch der Stuttgarter Zurückhaltung geschuldet war. Nur Gefahr für das VfB-Tor ging von ihr zu wenig aus. In der 65. Minute standen gleich drei Wechsel auf Frankfurter Seite an: Philipp Max, Donny van de Beek und Nachwuchsspieler Pharrell Collins kamen ins Spiel, Nkounkou, Hugo Larsson sowie Bahoya verließen den Platz.

Kurz darauf standen Marmoush und Bredlow im Mittelpunkt: Einen Freistoß des Eintracht-Stürmers wehrte Stuttgarts Torhüter mit einer Flugparade ab. Das Bemühen, zu ihrem ersten Treffer zu kommen, konnte man den Frankfurtern nicht absprechen. Irgendeiner auf VfB-Seite stand ihnen aber immer im Weg. An der Eintracht-Niederlage führte kein Weg vorbei. 

Damit bleibt es dabei: Am Samstag von 18.30 Uhr an schlägt die Stunde des Seriensiegers VfB Stuttgart. Das bekam auch Eintracht Frankfurt schmerzhaft zu spüren.