Remis in Fußball-Bundesliga :
Die Eintracht lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Von Marc Heinrich, Frankfurt
Lesezeit: 3 Min.
Auf Augenhöhe: Eintracht Frankfurt mit Ansgar Knauff (rechts) und Union Berlin mit Danilho Doekhi
„Wir schauen nicht auf andere, sondern nur auf uns“: Frankfurt kommt gegen Union Berlin nicht über ein 0:0 hinaus, bleibt beim Blick auf die internationalen Plätze der Bundesliga aber zuversichtlich.

Dass es gar nicht so einfach ist, unter den aktuellen Umständen im Frankfurter Fußballstadion einen Ausrutscher zu vermeiden, hat die vergangenen Woche gezeigt. Das Länderspiel der DFB-Elf gegen die Niederlande entwickelte sich für die Protagonisten zu einer Rutschpartie mit Happy End für die Auswahl der Nagelsmann-Elf. Der Rasen in der Arena im Stadtwald, die demnächst auch als EM-Spielort vorgesehen ist, genügt wegen einer Verkettung ungünstiger Umstände, zu der auch die Auftritte der NFL-Footballer im Herbst beitrugen, oft nicht den gehobenen Ansprüchen, die für gewöhnlich einen Bundesliga-Standort auszeichnen sollen.

Die Eintracht, der schon wiederholt die haltlosen Bedingungen auf dem Spielfeld zu schaffen gemacht hatten, meisterte am Samstag die herausfordernden Rahmenbedingungen ähnlich respektabel wie ihr Gegner, bei dem Torhüter Frederik Rönnow in den ersten Minuten mit dem glitschigen Geläuf vor allem bei Abschlägen noch seine liebe Not besaß. Doch obwohl die Frankfurter nach Anlaufschwierigkeiten auch in den Zweikämpfen über die nötige Standfestigkeit verfügten, mussten sie sich mit einem 0:0 gegen Union Berlin begnügen, da sie die Tormöglichkeiten, die bei ihren Bemühungen heraussprangen, ungenutzt ließen.

Mit dem elften Remis in der 27. Saisonpartie verblieb das Team von Trainer Dino Toppmöller mit nun 41 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz und kam der Absicht, auch nach der Sommerpause abermals in einem internationalen Wettbewerb vertreten zu sein, einen kleinen Schritt näher. „Wir schauen nicht auf andere, sondern nur auf uns“, sagte hinterher Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. Er verspüre keine Angst, dass es im Klassement abwärts gehen könnte. Als Ursache für den verpassten Sieg machte Krösche die „fehlende Ruhe und Konsequenz“ in wichtigen Strafraum-Szenen aus.

Die Absicht, in der Auseinandersetzung den Ton anzugeben, spiegelte sich in der offensiven Herangehensweise der Hausherren. Dafür nominierte Toppmöller, erst zum zweiten Mal seit seinem Eintreffen im Winter, Hugo Ekitiké in die Startelf. Der Franzose legte als Sturmspitze los, dafür rückte Omar Marmoush nach rechts, währen sich Mario Götze im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Dortmund defensiver einordnete und an der Seite von Ellyes Skhiri die Position des verletzten Hugo Larsson übernahm.

Wirklich Ansehnliches, was dazu beigetragen hätte, der sich vorab selbst zugeschriebenen Favoritenrolle gerecht zu werden, wollte den Frankfurtern in der ungewohnten Formation kaum gelingen. Immer wieder liefen sie sich in den dicht gestaffelten Reihen der Berliner fest oder tappten ins Abseits, weil sie den richtigen Moment verpassten, sich im Rücken der Abwehr freizulaufen. Ersichtlich wurde dabei: Ekitiké fehlt es nach wie vor an Power und Verständnis mit den Kollegen, um sich als belebendes Element hervorzutun. Nach siebzig Minuten wurde er – offensichtlich ermattet - für Fares Chaibi ausgewechselt. Krösche sagte, Ekitiké habe „Ansätze gezeigt“, benötige aber weiterhin Zeit, um besser in den „Rhythmus“ zu kommen.

Erst in der 33. Minute verdiente sich Toppmöllers Truppe, der es gerade im ersten Abschnitt an Tempo mit und ohne Ball fehlte, eine nennenswerte Chance: Marmoush hob einen Freistoß aus rund 20 Metern über die Verteidiger-Mauer, aber auch über den Querbalken. Union beschränkte sich seinerseits zuvorderst auf die Sicherung der eigenen Gefahrenzone vor Rönnow und zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, wenn die Eintracht die Mittellinie überschritt. An zündenden Ideen, um das Berliner Bollwerk zu knacken, fehlte es den Frankfurter Kreativen, Kraftprotzen und Kämpfern wie Götze, Dina Ebimbe oder Ansgar Knauff. Dass es bis zur Halbzeitpause ebenso für Berlin keinen Grund zum Jubeln gab, lag auch an Keeper Kevin Trapp, der aufmerksam reagierte, als der Eiserne Yorbe Vertessen vor ihm zum Abschluss kam (23.).

In der zweiten Halbzeit, die auf Seiten der Eintracht mit Philipp Max begann, der den sich nach einer Gelben Karte (38.) am Rande eines Platzverweises bewegenden Niels Nkounkou als Linksaußen ersetzte, kamen zunächst die Berliner besser in Tritt. Mikkel Kaufmann setzte sich im Sprint gegen Willian Pacho durch, bugsierte allerdings danach die Kugel über Trapp hinweg aufs Tornetz (48.). Auf der anderen Seite fand Ekitiké mit einem satten Schuss aus spitzem Winkel in dem zunehmend sicherer wirkenden Rönnow seinen Meister, da der Däne schnell das Bein austreckte (58.). Und auch mit den Fäusten zeigte der Schlussmann, der zwischen 2018 und 2020 bei der Eintracht nicht glücklich geworden war, dass er sein Fach beherrscht und wehrte so Marmoushs Versuch ab (59.).

In dieser Phase erhöhten die Frankfurter zusehends den Druck und erarbeiteten sich unbestritten die Handlungshoheit auf dem Feld. Der Berliner Danilho Doekhi rettete jedoch für den geschlagenen Rönnow, dem Ebimbe den Ball zwischen den Beinen durchgeschoben hatte (66.), und Robin Koch setzte noch einen Kopfball daneben (86.). So kam vor 57.000 Zuschauern zustande, was es in zuvor neun Bundesliga-Duellen zwischen beiden Klubs noch nie gegeben hatte: ein torloses Unentschieden. Ein Resultat, mit dem an diesem Samstagnachmittag die Berliner deutlich besser leben konnten.