2:1 in Mönchengladbach :
Dortmunds Plan geht nicht voll auf

Von Daniel Theweleit, Mönchengladbach
Lesezeit: 3 Min.
Marce Sabitzer erzielte beide Tore für Dortmund in Gladbach.
Mehr als 40 Minuten muss Borussia Dortmund in Unterzahl spielen. Trotzdem gelingt ein wichtiger Sieg im Kampf um die Teilnahme an der Champions League. Der Videoassistent lädt zum Schmunzeln ein.

So langsam erreicht die Serie der immer neuen Merkwürdigkeiten, bei der Arbeit der Schiedsrichter im Kölner Keller, Ausmaße, die es mit den großen Dauer-TV-Shows wie der „Lindenstraße“ aufnehmen kann. Beim 1:2 (0:2) von Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund schoss Marcel Sabitzer einen Elfmeter zum 1:3 ins Gladbacher Tor, das wieder zurückgenommen wurde, als der Schütze bereits jubelnd in Richtung seiner feiernden Fans lief.

Er habe gedacht, der Ball sei bereits freigegeben, berichtete Sabitzer später: „Da war ein Pfiff, ich habe zu hundert Prozent einen gehört, aber der kam wohl von der Tribüne.“ Erst danach gelangten die Schiedsrichter zu der Ansicht, dass der mit dem Strafstoß geahndete Kontakt zwischen dem Mönchengladbacher Torhüter Jonas Omlin und Dortmunds Karim Adeyemi überhaupt kein Foul gewesen ist.

Das war nicht nur kurios, sondern auch irritierend, weil Schiedsrichter Florian Badstübner durch seine Position auf dem Platz und seine Körperhaltung den Eindruck vermittelte, dass die Prüfung abgeschlossen sei, und der Ausführung nichts im Weg stehe. Am Ende musste sich Sabitzer, der auch beide regelkonformen Tore für den BVB geschossen hatte, aber nicht grollen. „Wir haben kurz gelacht, weil es so noch nicht vorkam“ erzählte er, und freute sich über einen hart erkämpften Auswärtssieg. 

Vorbereiter Nico Schlotterbeck

„Das war ein extrem intensives Spiel für uns“, sagte Dortmunds Trainer Edin Terzic. „Wir haben den Kampf angenommen, haben sehr leidenschaftlich verteidigt“. Denn nach einer Gelb-Roten Karte gegen Karim Adeyemi spielte der BVB mehr als 40 Minuten lang in Unterzahl. Aus dieser Konstellation ergab sich eine sehr spannende Schlussphase. Gladbach kämpfte für den Ausgleich, in der Nachspielzeit hatte Tomas Cvancara zwei gute Möglichkeiten zum 2:2 (90.+1, 90.+2). 

Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als müsse der BVB viel weniger investieren für diese drei wichtigen Punkte im Kampf um die Teilnahme an der nächsten Champions League-Saison. Schließlich hatten sie bereits nach einer halben Stunde nach Sabitzers Toren komfortabel mit 2:0 geführt.

Beide Treffer waren von Nico Schlotterbeck vorbereitet worden: Zunächst spielte der Verteidiger einen langen Ball in den Strafraum, wo der österreichische Kollege mit einem satten Linksschuss in die lange Ecke erfolgreich war (22.). Und sechs Minuten später trat Nathan Ngomou Schlotterbeck im Strafraum auf den Fuß, Sabitzer verwandelte den folgenden Elfmeter souverän.

Nico Schlotterbeck assistiert Sabitzer gleich zwei Mal.
Nico Schlotterbeck assistiert Sabitzer gleich zwei Mal.dpa

Das Dortmunder Trainerteam schien mit dem massiven Eingriff in die Startelf alles richtig gemacht zu haben zwischen den beiden großen Viertelfinalpartien gegen Atlético Madrid. So saßen Niclas Füllkrug, Mats Hummels, Julian Ryerson und Kapitän Emre Can zunächst auf der Bank.

Zudem fehlte Jadon Sancho aufgrund eines Magen-Darm-Infektes. Und dann mussten die Dortmunder auch noch früh Sébastien Haller auswechseln (9.), bei dem im Verlauf eines Zweikampfes mit Nico Elvedi die alte Fußverletzung aufgebrochen ist, die den Stürmer nach der Winterpause lange vom Fußballspielen abgehalten hat.

Der Plan schien aber gut aufzugehen. Julian Brandt präsentierte sich in starker Form, auch Jamie Bynoe-Gittens, der in der Pause mit Rückenbeschwerden ausgewechselt wurde, erfreute die BVB-Anhänger mit etlichen guten Aktionen, während die Gladbacher zunächst so auftraten wie schon oft in dieser Saison: nicht ganz schlecht, aber etwas matt.

Womöglich führte dieses Gesamtbild dazu, dass die Dortmunder im Gefühl der Überlegenheit und mit der angenehmen Zwei-Tore-Führung im Rücken ihr Engagement zu früh ein Stück zurückfuhren. Nach 36 Minuten ließen sie Gladbachs Verteidiger Maximilian Wöber nach einer Ecke sehr, sehr viel Raum, der Österreicher kam aus acht Metern weit weg von allen Gegenspielern zum Kopfball und traf zum 1:2.

Damit war Mönchengladbach zurück im Spiel, und in der zweiten Halbzeit wurde der Widerstand immer stärker. „Es lag nicht am Willen, wir waren da“, sagte Torhüter Omlin. Was jedoch fehlte, war die zündende Idee im Angriffsdrittel, nachdem Adeyemi nach einem absichtlichen taktischen Foul an Wöber vom Platz geflogen war (55.).

Die Aktion ärgerte Terzic sehr. „Wir haben genau diese Situationen angesprochen“, sagte der Trainer, und Adeyemi zeigte auch schnell Reue: „Er hat sich bei der Mannschaft entschuldigt“, berichtete Terzic, der hoch erfreut sein kann über die drei Punkte. Aber der Plan, an diesem Nachmittag im Hinblick auf das schwere Spiel gegen Atlético Madrid am Dienstag möglichst viel Kraft zu sparen, ist nicht aufgegangen.