4:1 gegen die TSG Hoffenheim :
Die Mainzer Dampfwalze kommt voran

Von Peter H. Eisenhuth, Mainz
Lesezeit: 3 Min.
Erleichterung pur: Mainz 05 gewinnt drei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg.
Im Kampf gegen den Abstieg überrollt das Team von Trainer Bo Henriksen die TSG Hoffenheim. Zwar bleiben die Rheinhessen auf dem Relegationsplatz – doch Rang 15 ist nun in greifbarer Nähe.

Das Spiel war längst entschieden, als es noch eine besondere Pointe erhielt: Tom Krauß passte in den Strafraum, Karim Onisiwo nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich um Florian Grillitsch und schoss mit links in die lange Ecke. Es war das 4:1, der Endstand in der Partie des FSV Mainz 05 gegen die TSG Hoffenheim – und das erste Saisontor des Österreichers.

Entsprechend erleichtert zeigte sich der Stürmer, entsprechend begeistert seine Kollegen. „Ich habe mich fast mehr gefreut als bei meinem Tor“, sagte Jonathan Burkardt. „Karim hat es sich so verdient, er arbeitet Tag für Tag dafür. Deswegen hat es das ganze Spiel perfekt abgerundet, dass er getroffen hat.“

Als Schiedsrichter Felix Zwayer wenig später abpfiff, ging der Jubel auf den Rängen noch minutenlang weiter, mit Brajan Gruda und Phillipp Mwene auf dem Zaun, den beiden anderen Mainzer Torschützen in einer begeisternden zweiten Halbzeit. Eine Halbzeit, in der die 05er sich mit hohem Tempo, beeindruckender Wucht und großer Effektivität in einen Rausch spielten – und die Hoffenheimer den Kater hatten.

„Eine Minute lang waren wir nicht gut“

Von Pellegrino Matarazzos Ankündigung („Wir haben was vor, wir greifen an“) war in der ersten Halbzeit nicht viel, in der zweiten nichts zu erkennen. Mit ihren Angriffsbemühungen stieß seine TSG nur selten in die Mainzer Hälfte vor, an den Innenverteidigern Andreas Hanche-Olsen und Sepp van den Berg war kein Vorbeikommen, im Mittelfeld gingen die meisten Zweikämpfe an die 05er. Nur einmal kamen die Kraichgauer durch, einen von Andrej Kramaric an den Fünfmeterraum gechippten Ball köpfte der freistehende Pavel Kaderabek überraschend zum 0:1 ein.

„Eine Minute lang waren wir nicht gut, und schon lagen wir hinten“, sagte der Mainzer Trainer Bo Henriksen, der sich in seiner Einschätzung der gegnerischen Qualität bestätigt sah. Aber: „Die Daten lügen nicht.“ Aus den Statistiken der ersten Halbzeit, aus der klaren Dominanz und einer Reihe guter Torchancen zog der Däne die Gewissheit, dass seine Mannschaft als Sieger vom Feld gehen würde, wenn sie ihren Plan weiter verfolge. Das tat sie nach dem Seitenwechsel dann mit so viel Intensität, dass Matarazzo hinterher einräumte, „dieser Energie hatten wir nichts entgegenzusetzen“.

In einem wesentlichen Aspekt veränderten die Rheinhessen ihr Spiel nach der Pause: Sie suchten ihr Abschlüsse nicht mehr vorwiegend aus der zweiten Reihe, sondern verstärkt innerhalb des Strafraums. Wie beim Ausgleich, den Burkardt nach einer perfekten Flanke von Anthony Caci köpfte.

Wie beim 3:1 durch Gruda, ebenfalls per Kopf aus kurzer Distanz, nach einem Konter von Nadiem Amiri aus dem eigenen Sechzehner und einer Hereingabe von Mwene. Und wie bei Onisiwos 4:1. Lediglich Mwenes Führungstreffer fiel durch einen Schuss aus dem Rückraum, den Kabak unhaltbar abfälschte.

„Wir haben die Hoffenheimer überrollt“

„Trotz des Rückstands war die erste Halbzeit die Grundlage für die zweite“, sagte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt. „Mit unserem Anlaufen hatten wir den Gegner müde gemacht, und das wollten wir nach der Pause ausnutzen.“ Wie die 05er dies allerdings taten, war von höchster Qualität. „Wir haben die Hoffenheimer überrollt“, konstatierte Schmidt. „Wir haben aus der Leistung vor der Pause Kraft gezogen und noch eine Schippe draufgelegt“, betonte Jonathan Burkardt. Das Team, das zuletzt dreimal hintereinander ohne Gegentor geblieben war, habe dabei bewiesen, dass es auch mit Rückschlägen umgehen könne.

Gegen Ende sah es zehn Minuten lang danach aus, als sollten die 05er in der Tabelle erstmals seit dem zweiten Spieltag oberhalb des Relegationsplatzes stehen, dann glich der VfL Bochum gegen den 1.FC Heidenheim noch zum 1:1 aus und verteidigte seinen 15. Rang. Den Rückstand aber hat Bo Henriksens Team auf einen Punkt verkürzt, den Vorsprung auf den 1.FC Köln auf vier Zähler ausgebaut. Fünf Spieltage vor Saisonende sind sogar der VfL Wolfsburg – Mainzer Auswärtsgegner am letzten Spieltag – und Union Berlin wieder in Schlagdistanz mit zwei beziehungsweise drei Punkten mehr auf dem Konto. Keine ganz schlechte Ausgangslage für den Saisonendspurt.