Kaffemaschine Ligre youn :
Ein guter Espresso kann so einfach sein

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Das für sie intensivste Projekt: Ana Relvão and Gerhardt Kellermann haben mit der Ligre youn eine formschöne, aber auch innovative Espressomaschine entworfen.
Mit Chrom, ewigem Zischen und viel Schnickschnack hat die Kaffeemaschine Ligre youn wenig gemeinsam. Die Maschine vom Designer-Duo Relvãokellermann kann sich mit ihrer subtilen Eleganz sehen lassen.

Also noch eine Kaffeemaschine. Als ob es nicht genug von den Dingern gäbe. Doch diese ist anders. Was auf den ersten Blick erkennbar ist. „Sie hat nicht den typischen Klempner-Charakter“, sagt Gerhardt Kellermann vom Designer-Duo Relvãokellermann. Ana Relvão und Gerhardt Kellermann haben für Ligre diese neue Kaffeemaschine entworfen, was vier Jahre dauerte. Was die beiden unbedingt vermeiden wollten: noch eine dieser chromlastigen Maschinen mit Pumpen und Ventilen zu entwerfen. Genau so sehen alle Espressomaschinen seit gut 60 Jahren aus, seit Carlo Ernesto Valente 1961 seine Faema E 61 auf den Markt brachte, die erste halbautomatische Espressomaschine für die Gastronomie. An dem Siebträger-Schwergewicht, das den Brühvorgang revolutionierte, orientierten sich seither fast alle Designer und Hersteller, die in diesem Bereich tätig waren. Die wirklich guten Maschinen wurden nur immer noch größer, sie dampften und zischten noch mehr, und manche benötigen eine halbe Stunde, um warm zu werden, was alles andere als energieeffizient ist.

Designstudio für die neue Luxusmarke in München gefunden

All das wollten Relvãokellermann vermeiden. Und mit ihnen die Auftraggeberin, die eigens dafür ein neues Label gegründet hat: Ligre. Die Buchstaben ergeben Sinn, es ist ein Akronym, das sich jeweils aus den beiden Anfangsbuchstaben von Lina Gronbach bildet, ergänzt durch ein E wie Europa. Lina Gronbach ist geschäftsführende Gesellschafterin der Gronbach-Gruppe, eines Familienunternehmens, das sich bestens mit Küchengeräten auskennt. Gronbach beliefert Marken wie Bulthaup, Gaggenau, Miele und WMF, fertigt für sie Komponenten, aber auch komplette Produkte.

Ihre neue Luxusmarke Ligre gründete Lina Gronbach eigens, um eine Siebträgermaschine von höchster Qualität zu entwickeln. Dafür suchte sie nach einem passenden Designstudio und wurde schließlich im März 2020 in München fündig. „Wir waren selbst überrascht“, sagt Ana Relvão. „Wir hatten auf dem Gebiet bisher keine Erfahrung.“ Doch ihr Konzept für eine Maschine, die sich eher im Hintergrund hält und möglichst klein und doch fein ist, überzeugte Lina Gronbach. Von ihr und ihrem Unternehmen, das ihr Großvater Wilhelm Gronbach vor genau 60 Jahren in Wasserburg am Inn gegründet hatte, kam das technische Know-how. „Gronbach ist ein Experte in der Verarbeitung von Aluminium“, sagt Gerhardt Kellermann. Was ein ungewöhnliches Material für eine Kaffeemaschine ist, die gewöhnlich aus Edelstahl, ein wenig Kupfer und besonders viel Chrom besteht.

„Für uns war es das intensivste Projekt, das wir bisher hatten“, sagt Ana Relvão. Herausgekommen ist eine Maschine, die sich mit ihren größeren Konkurrenten messen kann. Warm wird die Ligre youn in nur vier Minuten, dazu schäumt sie bei Bedarf auch Milch auf. Für den Brühvorgang werden elektrische Ventile statt mechanische Handventile verwendet, überhaupt überwachen und regulieren Sensoren Druck, Temperatur und Durchlaufmenge. Dabei kann sie gleich zwei Ansprüchen gerecht werden: Der Easy Mode stellt einen Espresso her, den man mal eben so zwischendurch trinkt, der Advanced Mode bietet erweiterte Einstellungen zu verschiedenen Brühparametern an, so dass eine Tasse Kaffee produziert wird, die auch einen Spitzen-Barista zufriedenstellt. Gemahlen wird der Kaffee in der Mühle Ligre siji, die genauso hoch und flach ist wie die Ligre youn. Auch farblich halten sich beide eher zurück, in silber-beige oder black-mat. Die Worte „youn“ und „siji“ zeigen an, dass Ligre weitere Produkte plant – für die ganze Welt: Sie bedeuten die Zahl eins, in Haitianisch-Kreolisch und Javanisch.