Parfumeurin im Interview : „Ein Duft wie ein dicker Acne-Schal“
Acne hat eine echte DNA, eine klare Handschrift, die sie von anderen Modemarken unterscheidet. Genau das war auch mein Ziel für das Parfum. Ich wollte einen Duft kreieren, der sich ein bisschen wie diese großen, dicken Acne-Schals anfühlt oder die Pullover aus grobem Strick, die ich mit der Marke verbinde. Wenn man sich das kalte Wetter in Stockholm vorstellt, hat man sofort den Wunsch, sich in einen warmen Kokon zu flüchten. Ich stellte mir also ein Parfum vor, das einem das Gefühl des Eingehülltseins vermittelt. So entstand ein Duft-Akkord, der ein wenig an Waschmittelgerüche anlehnt, also an etwas Sauberes, aber nach und nach zu einem blumigen Kokon aus Aldehyden, pudrigen Noten, wohligem Sandelholz und sehr viel Moschus-Tönen wird.
Viele wissen das nicht, aber der Duft von Waschmittel kommt letztlich aus der Parfumerie. Oft lassen sich Waschmittelhersteller von den Strukturen der Feinparfumerie inspirieren. Die Formeln von Sophia Grojsman beispielsweise, die in den 1990er-Jahren Trésor für Lancôme entworfen hat, wurden vielfach für die Düfte von Weichspülern nachgeahmt. Diese seidige, pudrige, sehr weiche, umhüllende Textur von Veilchen passt zum Gefühl, das frische Wäsche vermitteln soll. Für Acne fand ich es interessant, diese Art von Handschrift wieder aufzugreifen und zu modernisieren.
Für mich ist Acne mehr als nur zeitgenössisch. Wenn man sich die Kollektion von vor zehn Jahren anschaut, sehen sie immer noch aktuell aus. Bei Chanel Nr. 5 ist es ähnlich. Es ist eine Formel, die meiner Meinung nie aus der Mode kommen wird. Sie ist auch heute, über 100 Jahre später, noch interessant. Ich habe mich gefragt, wie so ein Duft heutzutage aussehen könnte. Die Arbeit mit Frédéric Malle bestand darin, zeitgemäße Rohstoffe zu verwenden, die man damals nicht kannte, damit es schick, aber eben auch modern und nicht nach Großmutter riecht.
Wir haben versucht, ihn facettenreicher und blumiger zu machen, durch Rose und Veilchen. Aber auch fruchtige Pfirsichnoten lassen ihn jünger wirken.
Ich finde nicht, dass es schwer zu tragen ist, aber man muss sicherlich eine gewisse Persönlichkeit dafür haben. Heutzutage kommen pro Jahr Tausende von neuen Parfums heraus. Man muss es schaffen, aus der Masse herauszustechen, ein Parfum zu machen, das keinem anderen ähnelt, und seine eigene Identität finden.
Und das ist auch in Ordnung so. Ich bin der Meinung, dass man nicht die gesamte Menschheit überzeugen muss, um ein gutes Parfum zu machen, im Gegenteil. Mir ist es lieber, weniger Kunden zu erreichen, die es aber mit Freude kaufen, als dass alle sagen, dass es gut riecht, aber niemand es sich wirklich zu eigen macht.
Die Tatsache, dass man es von anderen unterscheiden kann! Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber ich halte es wirklich für die schwierigste Übung, einen Duft mit einer ganz eigenen Persönlichkeit zu entwerfen. Der zweite Punkt ist die Leistungsfähigkeit. Denn selbst wenn man es schafft, einen Duft zu machen, der gut und anders ist – wenn er nach kurzer Zeit schon wieder verfliegt, empfinde ich das als Schwäche. Bei den Preisen, die man heutzutage für Parfums zahlt, finde ich, dass der Kunde etwas für sein Geld haben sollte.