Umfrage zur Mobilität :
Hessen fahren weniger mit dem Auto

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Der Fahrradverkehr in Hessen hat sich nach der Pandemie deutlich erholt.
Nach der Pandemie haben sich die Verhältnisse auf den Straßen wieder normalisiert. Nur das Auto lassen die Menschen öfter in der Garage, zeigt eine aktuelle Studie - auch auf dem Land. Ein Grund dafür: das Homeoffice.

Die Hessen nutzen ihr Auto weniger. Das hat eine Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (INFAS) ergeben. Danach wird inzwischen jeder zweite Weg ohne Wagen zurückgelegt. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang des motorisierten Individualverkehrs bei den Menschen, die noch keine 30 Jahre alt sind. Aber auch auf dem Land wird weniger mit dem eigenen Wagen gefahren. Davon profitiert der öffentliche Verkehr, der wieder das Niveau der Zeit vor der Corona-Krise erreicht hat.

Insgesamt ist sowohl die Zahl der zurückgelegten Wege mit dem Auto als auch deren Gesamtlänge im Jahresvergleich zurückgegangen. Der Grund dafür ist der Trend zum Homeoffice. 32 Prozent der Befragten arbeiten an einzelnen Tagen von zu Hause aus.

Der Umfang dieser häuslichen Tätigkeit scheint sich zu stabilisieren. Etwa zwei von drei Hessen gingen davon aus, dass sich der Umfang ihrer Homeoffice-Tätigkeit nicht mehr verändere, heißt es in der repräsentativen Untersuchung, die aber aus methodischen Gründen bei der Interpretation der Ergebnisse eine Schwankungsbreite von zehn Prozent aufweist.

Mehr Fußgänger

Einen Schwerpunkt legte die Befragung auf die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket. Dabei zeigte sich, dass in städtischen Regionen 53 Prozent der Befragten den Fahrschein mindestens einmal erworben hatten, in ländlichen Gebieten dagegen lediglich 37 Prozent. Der wichtigste Grund für den Erwerb war neben dem Preis die Einfachheit. 73 Prozent der befragten Personen mit dem günstigen Ticket nutzten häufiger Busse und Bahnen, einige davon erstmals in ihrem Leben oder nach längerer Pause wieder.

Gegen Ende der Pandemie ließ sich eine deutliche Erholung des Fahrradverkehrs beobachten. Die größten Zuwächse verzeichnete aber der Fußverkehr. „Hinter dieser Entwicklung kann eine verstärkte Nahraumorientierung als Folge der Corona-Zeit vermutet werden, die mit der Zunahme der Arbeit im Homeoffice im Zusammenhang steht“, heißt es in der Untersuchung, die der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) in Auftrag gegeben hatte. Er sieht sie als Beleg dafür, „dass wir mit unserer Verkehrspolitik auf dem richtigen Weg sind“.

Die Opposition sieht das anders. So bemängelt Stefan Naas, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag, dass der Verkehrsminister sich nicht um den Ausbau des Radwegenetzes kümmere. Die Verantwortung dafür wälze er auf die Kommunen ab, indem er ihnen Fördergeld für den Radwegebau zur Verfügung stelle.

Aber an den Landesstraßen, die in der Zuständigkeit des Verkehrsministers lägen, passiere kaum etwas. Dort seien in den Jahren 2013 bis 2019 pro Jahr im Durchschnitt nur rund vier Kilometer Radwege gebaut worden. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club habe bei seiner Landesversammlung in Frankfurt im April festgestellt, dass das Radwegenetz an Landesstraßen in den vergangenen neun Jahren in Hessen langsamer gewachsen sei als in allen anderen Bundesländern.

Der Verkehrsminister müsse endlich dafür sorgen, dass mehr Radwege entstünden. In Zukunft würden Radschnellwege in städtischen Regionen eine wichtige Rolle in der Mobilität einnehmen. Bislang sei aber keine einzige Radschnellverbindung in Hessen fertiggestellt worden. Das gehe schneller, wenn man die Radschnellwege in die Verantwortung des Landes lege.