Saariahos „Emilie“ :
Die Begierde der Rationalistin

Lesezeit: 3 Min.
Facetten einer Naturwissenschaftlerin und Philosophin: Émilie du Châtelet erscheint als Titelfigur der Mono-Oper in ihrer überreichen Gedankenwelt gefangen
Das Staatstheater Mainz hat Kaija Saariahos Oper „Emilie“ zur deutschen Erstaufführung gebracht. Im aufgehenden Regiekonzept von Immo Karaman ist die Titelfigur vierfach dargestellt.

Wer die Mono-Oper „Emilie“ von Kaija Saariaho im Mainzer Staatstheater erlebt, taucht tief ein in die Gedankenwelt einer außergewöhnlichen und genialen Frau des 18. Jahrhunderts – und hat nach 75 geballten Minuten mit Sicherheit Gesprächsbedarf. Nach der deutschen Erstaufführung des 2010 entstandenen und 2013 revidierten Werks der im Vorjahr in ihrer Wahlheimat Paris gestorbenen finnischen Komponistin kamen so im Foyer, wo Getränke und Snacks seit dieser Saison im Ticketpreis inbegriffen sind, fast alle Besucher noch zusammen, um sich über die 1749 mit 42 Jahren nach einer Geburt an Kindbettfieber gestorbene Mathematikerin, Physikerin und Philosophin auszutauschen. Dabei schwankten wohl viele zwischen Bewunderung und Mitleid für die einzige, im aufgehenden Regiekonzept von Immo Karaman von drei Sängerinnen und einer Tänzerin dargestellten Figur: Émilie du Châtelet lebte in Pflichtehe mit einem Marquis nach der Geburt dreier Kinder ein im Zeitalter des Rationalismus ein erstaunlich selbstbestimmtes Leben.

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