„Dritter Weg“ :
Alternativlose Sachzwangslogik?

Von Petra Weber
Lesezeit: 5 Min.
SPD und Labour Party wollten sich „erneuern“. Bekommen ist das beiden nicht.

Der Neoliberalismus hat heute kaum noch Verteidiger. Seit Ende der 1970er Jahre, dem Amtsantritt Margaret Thatchers, bis zur 2007 ausbrechenden Finanzkrise gehörte hingegen in Politik, Wissenschaft und Medien die Meinungsführerschaft denjenigen, die in ihm ein nahezu alternativloses Rezept sahen, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Sozialdemokraten, die unter Berufung auf John Maynard Keynes dem Staat eine konjunktursteuernde Aufgabe zusprachen, wurden der Reformunfähigkeit geziehen. Die britische Labour Party, die unter Tony Blair historische Relikte des Staatssozialismus über Bord geworfen und unter dem Etikett „New Labour“ einen „Dritten Weg“ zwischen Marktliberalismus und Marktinterventionismus eingeschlagen hatte, wurde zum Leitbild vieler Sozialdemokraten. Mit dem 1999 veröffentlichten Schröder-Blair-Papier, verfasst von Kanzleramtschef Bodo Hombach und dem Blair-Vertrauten Peter Mandelson, sollte ein transnationaler Erneuerungsprozess der sozialdemokratischen Parteien in die Wege geleitet werden, der eine programmatische Öffnung zur Mitte der Gesellschaft versprach.

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