Proteste in Hongkong : Aufruf zur Selbstjustiz
Vor einem Monat stand eine ältere Frau im Hongkonger Stadtteil Wan Chai mitten auf einer Schnellstraße. Sie zerrte Mülleimer, Warnkegel und Eisengitter von der Fahrbahn, die Aktivisten dort verteilt hatten, um den Verkehr zu behindern. „Wofür soll das gut sein? Erklärt es mir“, blaffte sie die vermummten jungen Leute am Straßenrand an, die ihr etwas ratlos zuschauten. Dann redete die alte Frau sich in Rage: „Los, schlagt mich doch tot.“ Sie wisse, dass sie allein die Straße nicht räumen könne, aber sie tue es trotzdem. „Ich weiß nicht, ob ihr Engel oder Teufel seid“, sagte sie. Zwischen Gut und Böse könne man in Hongkong heute nicht mehr unterscheiden. Den lokalen Reportern rief sie zu, sie sollten die Aktivisten gefälligst fragen, was sie mit ausgebuddelten Pflastersteinen vorhätten. Ob sie damit Menschen töten wollten. „Hat eigentlich irgendeiner von euch Journalismus studiert?“ Die Aktivisten ließen sie achselzuckend gewähren.