Großbritannien :
Unterhaus beschließt Einfuhrverbot von Safari-Trophäen

Lesezeit: 3 Min.
Beschlagnahmte Artefakte, darunter Elfenbein und Tierhäute, am 4. Mai 2018 im Customs House in Heathrow, London
Großbritannien unterbindet die Einfuhr von Körperteilen gefährdeter Tierarten, will aber überprüfen, ob das derem Bestand wirklich hilft. Mehrere afrikanische Staaten kritisieren das Verbot.

Das Wort Großwildjäger geht in deutschen Vorstellungen oft mit Tropenhelmen, Bermudashorts und erlegten Lö­wen, Elefanten oder Nashörnern einher und übermittelt auf diese Weise eine viel stärkere Assoziation mit kolonialen britischen Jagdgebräuchen, als es die Fakten rechtfertigen.

In der Liste der Länder, die Jagdtrophäen gefährdeter Arten einführen, steht das Vereinigte Königreich an 18. Stelle, weit hinter den Vereinigten Staaten, Spanien oder Deutschland. Dennoch hat sich das britische Unterhaus am Freitag entschlossen, den Import von Trophäen wie Leopardenfellen, Elefantenfüßen und anderer erfolgreicher Pirschbeweise zu verbieten, für vorerst fünf Jahre.

Alle Parteien, die regierenden Konservativen wie die oppositionelle La­bour-Partei, hatten in ihren Wahlprogrammen einen derartigen Importstopp versprochen. Sie trugen dabei der Rührung Rechnung, in die zuvor der Löwe Cecil die britische Öffentlichkeit versetzt hatte. Cecil, eine majestätische Er­scheinung, lebte in einem Nationalpark in Simbabwe und war dort von Forschern der Universität Oxford jahrelang ausführlich begleitet worden, bevor er 2015 von einem amerikanischen Trophäenjäger außerhalb des Parks zuerst mit Pfeil und Bogen verwundet und später erschossen wurde. Die Naturforscher aus Oxford ermittelten, dass von 62 Löwen, deren Schicksal sie ein Jahrzehnt lang in jenem Nationalpark verfolgten, mehr als ein Drittel von Freizeitjägern getötet wurden.

Die hohe Empörung in Großbritannien für diesen Jagdeifer rührt nicht nur von verbreiteter ausgeprägter Tierliebe her oder davon, dass viele Heimaten jener gefährdeten Arten, vom kanadischen Polarkreis bis zum südlichen Afrika, einstmals zum kolonialen Bestand des Empires zählten. Es kommt ein alter Klassengegensatz hinzu, der Jagd mit Herrschaft gleichsetzt und der in der britischen Politik zuletzt vor zwei Jahrzehnten stellvertretend in einem harten politischen Kampf um ein Verbot der Fuchsjagd ausgetragen wurde.

Ed Sheeran und Ricky Gervais unterstützten die Kampagne

Im aktuellen Fall resultierte daraus ein erheblicher doppelter Druck auf die Abgeordneten des Unterhauses. Die Kampagne für ein Importverbot von Tiertrophäen versammelte Tierschützer und Sozialkritiker und stützte sich auf bekannte Mitstreiter wie den Sänger Ed Sheeran oder den Schauspieler Ricky Gervais. Auf der Gegenseite standen nicht nur Jagdvereinigungen, sondern auch Repräsentanten mehrerer afrikanischer Länder.

Ein halbes Dutzend Bot­schafter aus Staaten wie Simbabwe, Tansania, Namibia und Angola verfassten ein Schreiben an die Mitglieder des Unterhauses und argumentierten, wenn die Einnahmen aus der Großwildjagd in ihren Ländern künftig ausblieben, seien die gefährdeten Tierarten dort nicht besser, sondern schlechter geschützt, weil Mittel zum Unterhalt der Reservate und zur Kontrolle der Wilderei fehlen würden. Und Maxi Pia Luis, Repräsentantin einer Organisation, die lokale Ge­meinschaften in neun afrikanischen Staaten stärkt, warf den britischen Ge­setzgebern vor, sie inszenierten mit ih­rem Importverbot „einen Akt des Neokolonialismus“. Die Afrikaner würden nicht gefragt. Wenn es keinen materiellen Anreiz mehr gebe, die wilden Le­bensräume der großen Tiere zu bewahren, werde immer mehr Fläche der Landwirtschaft geopfert werden.

Der Vorwurf des Neokolonialismus setzte einen Stachel im Londoner Ge­setzgebungsverfahren und trug dazu bei, dass das Importverbot, welches am Freitag einmütig beschlossen wurde, zunächst auf fünf Jahre befristet bleibt. Zudem soll ein Gremium von Sachverständigen gebildet werden, in dem europäische Naturschützer und afrikanische Repräsentanten über die Wirkung des Verbots urteilen. Die britische Naturschutzministerin Trudy Harrison beendete die Unterhausdebatte mit der Be­teuerung, „Cecil ist nicht vergebens ge­storben“.