Benannt nach bekanntem Opfer :
Amerikanischer Kongress stuft Lynchjustiz als Hassverbrechen ein

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Das Kapitol in Washington
Ein historischer Makel, finden die Demokraten: Erst jetzt beschließt der Kongress ein Gesetz gegen Lynchjustiz. Benannt ist es nach einem jungen Schwarzen, der 1955 angeblich einer Frau nachpfiff - und umgebracht wurde.

Nach mehr als einem Jahrhundert gescheiterter Versuche hat der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, das Lynchjustiz als Hassverbrechen einstuft. Das nach dem 1955 im Südstaat Mississippi gelynchten schwarzen Jugendlichen Emmett Till benannte Gesetz wurde am Montagabend (Ortszeit) im Senat einstimmig angenommen. Da das Repräsentantenhaus dem Text bereits zugestimmt hat, fehlt nun nur noch die Unterschrift von Präsident Joe Biden, um das Gesetz in Kraft zu setzen.

Mit dem Bundesgesetz werden Lynchmorde und Lynchjustiz allgemein als Hassverbrechen eingestuft und mit einer Höchststrafe von 30 Jahren belegt. „Nach mehr als 100 Jahren und mehr als 200 gescheiterten Versuchen, das Lynchen zu verbieten, hat der Senat in einem seit langem überfälligen Schritt das Emmett Till Anti-Lynchen-Gesetz beschlossen“, erklärte der Mehrheitsführer der Demokraten in der Kongresskammer, Chuck Schumer. „Das ist ein wichtiger Schritt, aber dass es so lange gedauert hat, ist ein Makel für Amerika.“

Der Fall fachte die Bürgerbewegung mit an

Rassistisch motivierte Lynchmorde gehören zum dunkelsten Kapitel der US-Geschichte. Ein besonders bekannte Fall ist jener des 14-jährigen Emmett Till, nach dem das Gesetz nun benannt wurde.

Der Teenager aus Chicago wurde 1955 bei einem Verwandtenbesuch in Mississippi ermordet, nachdem er angeblich einer weißen Frau hinterhergepfiffen und sie berührt hatte. Die beiden weißen Täter wurden von einer Jury mit ausschließlich weißen Geschworenen freigesprochen, später gestanden sie die Tat in einem Interview.

Der Mord an Till zählt zu den berüchtigsten Verbrechen aus der Epoche der Rassentrennung und fachte die Bewegung für die Bürgerrechte der Schwarzen in den Südstaaten an. Tills Mutter hatte darauf beharrt, dass ihr toter Sohn in einem offenen Sarg aufgebahrt wird, damit die Brutalität des Mordes publik wird.