Zum Tod von O. J. Simpson :
Mordverdächtig bis zum Tod

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Nach dem Freispruch: O. J. Simpson (Mitte) neben seinen Anwälten F. Lee Bailey (links) und Johnnie Cochran ballt zufrieden im Oktober 1995 die Fäuste.
Er war Football-Profi, Fernsehkommentator und Schauspieler. Vor allem aber war O. J. Simpson der mutmaßliche Mörder seiner früheren Frau, dem der Jahrhundertprozess gemacht wurde. Nun ist er mit 76 Jahren gestorben.

Zwei Bilder haben sich ins kollektive Gedächtnis der ganzen Welt eingebrannt: Auf dem einen sieht man einen weißen Ford Bronco, der von Dutzenden Polizeiwagen verfolgt wird, auf dem anderen streckt ein Mann triumphierend seinen linken Arm in die Höhe, um zu demonstrieren, dass ihm ein Handschuh zu klein ist. Am Steuer des Bronco saß O. J. Simpson, weil er auf der Flucht war. Eine Farce, denn gut 45 Minuten lang folgten ihm nicht nur Polizisten, sondern auch Hubschrauber mit Kameras, ohne dass wirklich etwas passierte. Das Ganze wurde live im Fernsehen übertragen. O. J. Simpson war auch der Mann, der vor Gericht am Ende seine vermeintliche Unschuld unter anderem dadurch bewies, dass ein blutverschmierter Handschuh vom Tatort ihm angeblich nicht passte. Auch das war damals ein Fernsehereignis von ungekannten Ausmaßen.

Es war der Jahrhundertprozess, ein ehemaliger Sportstar, der sich zu einem leidlichen Schauspieler gemausert hatte, sollte seine frühere Frau, Nicole Brown Simpson, und deren Bekannten, den Kellner Ronald Goldman, im Juni 1994 ermordet haben. Auf bestialische Weise mit einer Vielzahl von Messerstichen vor dem Haus von Brown Simpson. Aus Eifersucht soll er die Mutter seiner beiden Kinder, aus erster Ehe hatte er zwei weitere Kinder, getötet haben. Immer wieder hatte er sie zuvor malträtiert, die Polizei war mehrfach im Haus. Sieben Jahre waren die beiden verheiratet, 1992 wurde die Ehe geschieden, im Juni 1994 soll Simpson sie dann umgebracht haben.

Dass er der Mörder war, konnte zweifelsfrei nie festgestellt werden. Allerdings wurde Blut von O. J. Simpson am Tatort gefunden. Und er wurde nach seinem Freispruch in dem aufsehenerregenden Strafprozess doch noch zum Mörder – in einem Zivilprozess wurde er zu einer Schadenersatzzahlung in Höhe von insgesamt 33,5 Millionen Dollar an die Hinterbliebenen verurteilt. Das Geld zahlte er nie, angeblich gab es auch nichts zu pfänden bei ihm.

O. J. Simpson – Karriere als Footballprofi und Schauspieler

Simpson, 1947 in San Francisco geboren, machte Karriere als Football-Spieler. In den Siebzigerjahren zählte er zu den besten Runningbacks in den Vereinigten Staaten. Allerdings beendete er vorzeitig seine sportliche Karriere, wurde Sportkommentator im Fernsehen und drehte einige Filme. Dabei profitierte er vom Erfolg der drei „Die nackte Kanone“-Filme, Slapstickkomödien, in denen er einen Polizisten spielte.

Simpson hatte aber auch eine dunkle Seite, schon als Jugendlicher schloss er sich einer kriminellen Gang an und wurde verhaftet. Und 2007 überfiel er mit zwei Komplizen in Las Vegas Sammler von Fanartikeln, die ihm gestohlen worden sein sollen. Für den bewaffneten Überfall mit Geiselnahme wurde er zu 33 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach neun Jahren wurde er vorzeitig auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen.

2007 erschien auch ein Buch von Simpson: In „If I did it – Confessions of the Killer“ gab er die Morde auf höchst perfide Weise zu. Die Erlöse aus dem Verkauf wurden der Familie Goldman zugesprochen, sehr zum Verdruss Simpsons. Zuletzt hörte die Welt kaum noch etwas von ihm. Am Mittwoch ist O. J. Simpson im Alter von 76 Jahren einer Krebserkrankung erlegen. Er starb im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder, wie mitgeteilt wurde.