Brief aus Istanbul :
Warum wir mit Afghanistan und Syrien in einer Liga spielen

Von Bülent Mumay
Lesezeit: 5 Min.
Der türkische Staatspräsident Erdoğan am Montag in Ankara
Stichwort „Remigration“: In der Türkei findet man kein Auskommen und keine Unterkunft, selbst wenn man den Tod in Kauf nimmt. Deshalb fliehen die Menschen – nach Deutschland.

Für Sie mag die Statistik, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in den ersten Tagen des Jahres 2024 veröffentlicht hat, eine gewöhnliche Meldung gewesen sein. Oder ausländerfeindliches Material für die Rechtsextremen in Ihrem Land bei der Debatte um „Remigration“. Für uns, die wir in der Türkei leben, ist sie ein Grund, uns zu schämen. Wir sind Teil einer Schande, die wir nicht verursacht haben: Die Türkei ist die Nummer zwei bei den Herkunftsländern der Personen, die 2023 in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben. Auf Platz eins stehen mit 104.000 Anträgen Syrer. 63.000 wurden von Personen aus der Türkei gestellt, gefolgt von 53.000 Afghanen. Die offiziellen Statistiken der Türkei sind nicht weniger bitter. In den letzten drei Jahren verließ mehr als eine Million Einwohner unser Land. Besonders betrüblich: Den größten Anteil bildet die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen. Wir haben die besonders gut ausgebildeten, hoch qualifizierten jungen Menschen verloren, die doch die Zukunft eines Landes darstellen.

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