Apple :
Eine Milliarde Dollar für die KI-Aufholjagd

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Neue iPhones, alte Technik: Apple-Chef Tim Cook muss bei generativer KI schnell zur Konkurrenz aufholen
Apple ist vom Aufstieg der generativen KI offenbar unvorbereitet überrascht worden. Nun investiert das Unternehmen Milliarden Dollar in eine Aufholjagd.

Apple wurde von ChatGPT böse überrascht. Zwar verkündete CEO Tim Cook, dass Apple seit Jahren an generativer KI arbeite. „Aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass die Apple-Führungskräfte von dem plötzlichen KI-Fieber der Branche überrascht wurden und sich seit Ende letzten Jahres bemühen, die verlorene Zeit aufzuholen“, schreibt Apple-Kenner Mark Gurman und zitiert einen Insider mit dem Satz: „Es wird intern als ein ziemlich großer Fehler angesehen". Tatsächlich hat Apple bisher keine nennenswerten neuen KI-Features gelauncht, die ähnliche Qualitäten wie OpenAI, Microsoft oder Google aufweisen.

Nun besitzt Apple genügend Ressourcen, um eine Aufholjagd zu starten. John Giannandrea und Craig Federighi, die für KI und Softwareentwicklung zuständigen Senior Vice Presidents von Apple, stehen an der Spitze der Bemühungen. Eine Milliarde Dollar im Jahr sollen für das Vorhaben zur Verfügung stehen.

Ein Sprachmodell namens Ajax

Apple hat bereits ein eigenes Sprachmodell namens Ajax und den internen Chatbot Apple GPT entwickelt, doch der Zeitvorsprung von OpenAI lässt sich auch mit viel Geld so schnell nicht aufholen. Daher ist noch nicht klar, wann die Apple-eigene KI in der Lage ist, bislang eher mäßig erfolgreiche Produkte wie Siri signifikant zu verbessern.

Ajax dient nun als Grundlage für neue Produkte. Giannandreas Team überarbeitet nach Angaben von Gurman gerade Siri in der Hoffnung, im nächsten Jahr mit einer genAI-Version auf den Markt zu kommen. Federighis Software-Engineering-Gruppe arbeitet daran, KI in die nächste Version von iOS einzubauen. Sie soll mit Funktionen gefüllt werden, die ebenfalls auf dem großen Sprachmodell des Unternehmens basieren. Dann sollen auch die Apple-Produkte in der Lage sein, Sätze zu vervollständigen oder eigene Texte zu formulieren.

KI im Gerät oder in der Cloud?

Die Softwareentwicklungsteams von Apple erwägen auch die Integration generativer KI in Entwicklungswerkzeuge wie Xcode, um App-Entwicklern zu helfen, neue Anwendungen schneller zu schreiben. Vorbild ist Microsofts GitHub Copilot, der Entwicklern beim Schreiben von Code sehr erfolgreich Vorschläge zur automatischen Vervollständigung macht.

Zudem arbeite Apple daran, KI zu so vielen Anwendungen wie möglich hinzuzufügen. Dazu gehören neue Funktionen für Apple Music, einschließlich automatisch generierter Wiedergabelisten (etwas, das Spotify Anfang des Jahres in Zusammenarbeit mit OpenAI eingeführt hat), sowie für die Produktivitäts-Apps des Unternehmens.

Intern diskutiert wird laut Gurman die Frage, wie generative KI eingesetzt werden soll: Komplett auf dem Gerät, in einer Cloud-basierten Umgebung oder in einer Zwischenlösung. Ein geräteinterner Ansatz würde schneller funktionieren und zum Schutz der Privatsphäre beitragen, aber der Einsatz von Apples LLMs über die Cloud würde fortschrittlichere Operationen ermöglichen.

Auch OpenAI arbeitet an einem Gerät, das KI direkt eingebaut hatte. An dieser Stelle könne Apple mit seiner Hardwarekompetenz und der starken Position im Markt Vorteile haben. „Generative KI hat sich schnell zu mehr als nur einem Schlagwort entwickelt und wird für die nächsten Jahrzehnte der Computertechnik von zentraler Bedeutung sein. Apple weiß, dass es sich nicht erlauben kann, sich zurückzulehnen“, schreibt Gurman.