Lufthansa und ITA :
Brüssel muss mit Augenmaß entscheiden

Timo Kotowski
Ein Kommentar von Timo Kotowski
Lesezeit: 2 Min.
Auf dem Weg zur Lufthansa: EU-Kommission hat Bedenken zum Übernahmeplan für ITA.
Lufthansa will ITA, British Airways greift nach Air Europa: Die EU muss haarige Entscheidungen treffen: Für Europas Luftfahrt ist es aber das Beste, nicht mit Bedenken und Auflagen zu überziehen.

Es ist eine haarige Entscheidung, die die EU-Kommission gleich zweimal treffen muss: Die Deutsche Lufthansa und ITA wollen zusammengehen, das Gleiche gilt für den British-Airways- und Iberia-Mutterkonzern IAG mit der spanischen Air Europa.

Winkt die Kommission die Pläne durch, leidet der Wettbewerb, Ticketpreise werden steigen. Kein Reisender will das. Blockiert Brüssel die Übernahmen oder macht sie durch hohe Auflagen unattraktiv, können Europas Flugkonzerne im Wachstum schwerer mit Rivalen aus den USA und aus Asien mithalten.

In Nordamerika ist die Konsolidierung schon vollzogen, über die Europa noch diskutiert. Konkurrenz hat sie nicht abgeschafft. Diesseits des Atlantiks würde ein Veto gegen Luftfahrt­fusionen erst mal sogar zu einem verschärften Wettkampf führen. Kleine Airlines, die keineswegs sofort untergehen, würden mit Angeboten ums Überleben kämpfen, die Margen der Großen würden erodieren. Wenn starke europäische Unternehmen politisch noch als Wert angesehen werden, kann das nicht gewünscht sein.

Die Bedenken der Kommission sind nicht aus der Luft gegriffen. Dennoch ist Brüssel gut beraten, nicht mit Vorbehalten und Auflagen zu überziehen. Werden heimische Unternehmen zu stark gebremst, nutzen Airlines aus dem Rest der Welt das als Einfallstor. Nebenher trägt ein Agieren mit Augenmaß dazu bei, politische Misstöne in Europas Gemeinschaft zu vermeiden.

Als Nächstes will Portugal TAP privatisieren. Danach dürfte Air Baltic aus Lettland, die der Staat nach einer langen, aber erfolgreichen Sanierung erst mal an die Börse bringen will, einen Partner suchen. Werden aktuelle Übernahmen zum Scheitern gebracht, wäre das eine fatale Botschaft an die nächsten Kandidaten: Sie könnten eine erfolgreiche Partnersuche in Europas Luftfahrt nahezu vergessen. Von einer Entscheidung mit Augenmaß jetzt wird die hiesige Flugbranche lange profitieren.