An der richtigen Adresse: Marimekko-Store in Helsinki

Hütten und Paläste :
Im falschen Marimekko-Shop

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Es ist eine schlechte Idee, sich morgens kurz vor halb sieben in einen Onlineshop locken zu lassen. Das weiß jeder. Auch B. Trotzdem ist sie neulich in einen angeblichen Marimekko-Laden förmlich hineingetaumelt oder, wie sich später herausstellte, auf einen solchen hereingefallen.

Eigentlich ist sie weder eine begeisterte Shopperin, noch Hobby-Innenausstatterin, ja nicht mal eine Schnäppchenjägerin. Noch nie hat sie ein italienisches Edelsofa zum halben Preis „geschossen“, noch nie einen tipptopp erhaltenen Designklassiker zum Spottpreis auf Ebay aufgespürt und erhascht. Nicht mal im Wühltischgerangel um Preisknaller-Unterwäsche triumphiert. Rabattschlachten waren bisher nicht ihr Ding.

Angeblicher Räumungsverkauf bei Marimekko

Dieser Morgen war offenbar die Ausnahme von der Regel. Noch leicht schlaftrunken, hatte sie am Handy nur eben auf Instagram nachsehen wollen, was so los war. Zwischen Nachrichten zum Gazakrieg, Rezepten für vegane Schokocreme, Stützstrumpfwerbung, Videos der F.A.Z. und Bilderfolgen zu spektakulären Architekturprojekten in aller Welt blieb sie an Folgendem hängen: Räumungsverkauf bei Marimekko! Shopauflösung! Preisnachlässe bis 70 Prozent! Lagerbestand der Gläser, Modell Sukat Makkaralla, 203! Eben hat ein Marco aus Rom seine Bestellung über 16 Stück rausgeschickt!

Objekt der Begierde: Trinkglas Sukat Makkaralla
Objekt der Begierde: Trinkglas Sukat Makkarallaeuhomeforu.com

Was ist denn da bei Marimekko los? Vor ein paar Jahren hatte die Frankfurter Filiale des finnischen Designunternehmens geschlossen, das vor allem für seine mit einem großformatigen Blütenmotiv gestalteten Kleidungsstücke und Haushaltwaren bekannt ist. Machten die jetzt etwa alle Geschäfte im Ausland dicht, so wie andere Unternehmen, die sich zuletzt aus der deutschen Einzelhandelsszene verabschiedet hatten?

Rasch die Kreditkartennummer eingegeben

Das war eine interessante Frage, nur in diesem Moment die falsche. B. hätte besser über Näherliegendes nachdenken sollen. Wie: Wo ist denn dieser Shop, der hier angeblich dichtmacht? Ist der Rabatt nicht viel zu hoch? Was geht mich Marco aus Rom an? Soll dessen mir angezeigte Kauffreudigkeit vielleicht meine Entscheidung beeinflussen? Klingelt da was? Und vor allem, was ist das überhaupt für eine Seite, auf der ich da gelandet bin? Auf all das hätte es nur eine Antwort gegeben: Nichts wie raus hier! Stattdessen beschloss B.: Ich nehme achtmal diese Sukat Makkarallas. Wassergläser fehlen ja ständig, weil manches Familienmitglied täglich vier bis fünf in Gebrauch hat. Mit fünf Euro je Stück war sie dabei. Rasch die Kreditkartennummer eingegeben, Kauf bestätigt und sich für einen kurzen Moment zufrieden ins Kissen sinken lassen. Der Tag konnte beginnen.

Erst Stunden später dämmerte ihr, dass sie einem Scheingeschäft aufgesessen war. Eine Bestellbestätigung war zwar eingetroffen, aber bei näherem Hinsehen war klar: Das Geld ist futsch. Wo Marimekko draufstand, steckte in diesem Fall eine Adresse in Hongkong dahinter. Beim Einkauf sollte man eben hellwach sein.