Urlaub :
Konsortium kauft Reiseanbieter FTI für einen Euro

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Auch Pauschalreisen nach Mallorca hat FTI im Angebot.
Das Bangen um den Reiseveranstalter FTI hat ein Ende. Ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Certares übernimmt das Unternehmen für einen symbolischen Preis. Aber die Käufer bringen auch Geld für Investitionen mit.

Zum zweiten Mal binnen weniger Jahre kommt es beim Reiseanbieter FTI Touristik aus München zu einer großen Umwälzung. Ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Certares übernimmt die Nummer drei der deutschen Reisebranche hinter TUI und Dertour aus dem Rewe-Konzern komplett. Erst am Beginn der Corona-Pandemie hatte die ägyptische Unternehmerfamilie Sawiris mit der Mehrheitsübernahme von FTI das Unternehmen vor dem Untergang bewahrt.

Der Ägypter sind dem Vernehmen nach nun Teil des Investorenkonsortiums, das für FTI den symbolischen Preis von einem Euro zahlt. Allerdings wird weitere Unterstützung in Aussicht gestellt. FTI soll „frisches Kapital von 125 Millionen Euro für nächste Wachstumsphase und die Finanzierung der digitalen Transformation erhalten“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Auch die Familie Sawiris, die bislang über ihre Luxemburger Beteiligungsgesellschaft SOSTNT die Mehrheit an FTI hält, habe sich „bereit erklärt, finanzielle Unterstützung und weitere Investments zu leisten“, hieß es.

FTI-Chef Karl Markgraf sieht den Reiseanbieter mit den neuen Mitteln nun in einer „einzigartigen Position für zukünftiges Wachstum und Rentabilität.“ Weiter sagte er: „Wir sind entschlossen, unser nächstes Erfolgskapitel zu beginnen und unsere Position als führender Akteur im deutschen und europäischen Tourismussektor weiter zu festigen.“

Durch den Staat gestützt

Zu den Herausforderungen für das Unternehmen dürfte auch der Schuldenabbau zählen. FTI ist nach eigenen Angaben bei einem Umsatz von zuletzt 4,1 Milliarden Euro im Tagesgeschäft wieder profitabel. Dabei hilft auch, dass das Geschäft für den Sommer 2024 mit einer starken Frühbucherphase begonnen hat. FTI rechnet daher damit, in diesem Jahr die Kundenzahl und den Umsatz um einen zweistelligen Prozentsatz zu steigern.

Allerdings bleiben die finanziellen Lasten groß. In der Corona-Pandemie hatte der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) FTI über zwei Nachrangdarlehen und eine stille Einlage mit insgesamt 595 Millionen Euro gestützt. Dazu kam ein Bankdarlehen über 280 Millionen Euro, das der Bund und das Land Bayern über eine Bürgschaft zu 90 Prozent abgesichert haben.

Der erste große Eigentümerwechsel hin zur Mehrheitsübernahme durch die Sawiris-Familie war damals Voraussetzung für die staatliche Stützung. Der bisherige Chef und FTI-Gründer, Dietmar Gunz, schied aus dem Geschäft aus.

Wenig Eigenkapital

Während die damals ebenfalls gestützte Deutsche Lufthansa ihre Staatshilfen schon vollständig abgelöst und getilgt hat, ist das bei FTI bislang nur zum Teil passiert. Der letzte verfügbare Jahresabschluss wies für Ende Oktober 2022 eine wirtschaftliche Eigenkapitalquote von 2,4 Prozent aus. Die WSF-Hilfen wurden mit einer Laufzeit von sechs Jahren gewährt.

Zwischenzeitlich hatte sich auch Dertour aus dem Rewe-Konzern für FTI interessiert. Allerdings soll die hiesige Nummer zwei der Reisebranche darauf aus gewesen sein, dass FTI vor einem Einstieg im Zuge eines Schuldenschnitts um die Staatshilfen entlastet würde. Dazu kam es nicht. Nun müssen Wettbewerbsbehörden der Übernahme durch das Certares-Konsortium noch zustimmen.

Dabei sind aber keine größeren Hürden zu erwarten. Der Finanzinvestor Certares ist zwar im weitesten Sinne auf die Reisebranche spezialisiert, auf dem FTI-Heimatmarkt in Deutschland jedoch noch kaum präsent. Certares hält Beteiligungen an der Reise- und Bewertungsplattform Tripadvisor, am Autovermieter Hertz sowie am Geschäftsreisedienstleister Amex GBT. Zudem war der Investor an der Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA interessiert, der Deal mit Certares kam jedoch nicht zustande. Nun läuft die Wettbewerbsprüfung, damit Lufthansa ITA zu sich in den Konzern holen kann.

FTI hatte vor der Corona-Pandemie einen strammen Wachstumskurs gezeigt, der allerdings auch durch preisaggressives Auftreten erkauft wurde. Während das Unternehmen in die hiesigen Top drei der Urlaubsanbieter aufstieg, blieben die Margen stets gering. Nach der Rettung in der Pandemie hatte FTI umgesteuert und sich auf eine risikoärmere Strategie beim Einkauf von Hotelkapazitäten festgelegt. Zur FTI-Gruppe mit 11.000 Beschäftigten gehört auch der Urlaubsanbieter Big Xtra, der für Reiseprospekte, die Discounter unter ihren Ladenmarken auslegen, Reisen gestaltet. Zudem hat FTI den Reiseverkaufs-Fernsehsender Sonnenklar TV aufgebaut.